Der im Dunkeln wacht - Roman
Marie Carlsson gesprochen hat, ist an ihm nicht festzustellen. Er besitzt keine Katze. In der Wohnung deutet auch nichts darauf hin, dass er je eine besessen hat«, fuhr Irene fort.
»Das alles entlastet ihn nicht. Wir wissen, dass der Mörder die Leichen in einem Raum verpackt hat, in dem sich Sand, Öl, Metallspäne und Katzenhaare auf dem Boden befinden. Das kann also bedeuten, dass es die Katze dort gibt und nicht bei ihm zu Hause.«
Dieses Mal wurde sie von Sara unterbrochen. Meine Güte, die jungen Leute sind heute wirklich auf Zack, dachte Irene irritiert. Gleichzeitig musste sie zugeben, dass sie recht hatte.
»Stimmt. Das Problem ist nur, dass wir nichts beweisen können. Wir haben nur ein paar Schlüsse gezogen und ein paar naheliegende Mutmaßungen angestellt. Tatsache ist, dass er keine Katze besitzt. Er hat auch kein Auto, und das ist eine Voraussetzung für den Paketmörder. Er verfügt auch nicht über die notwendigen Räumlichkeiten, um seine Opfer ungestört verpacken zu können. Eine weitere Tatsache ist, dass ihn niemand in der Nähe der Fundorte gesehen hat, obwohl wir das behauptet haben, als wir das Phantombild veröffentlicht haben. Daher können wir auch keine Genehmigung für eine Haussuchung beantragen. «
Es wurde wieder still, während Irenes Kollegen nachdachten.
»Einen Raum? Braucht er den wirklich? Könnte er das nicht auch in seinem Badezimmer erledigt haben?«, fragte Matti.
»Nein. Aus zwei Gründen. Nichts deutet daraufhin, dass sich die Leichen zu irgendeinem Zeitpunkt in der Wohnung befanden. Keine Habseligkeiten der Frauen. Keine Folie, kein Klebeband. Dafür gibt es einen guten Grund. Er wohnt in einem Hochhaus aus der Blütezeit des Sozialwohnungsbaus. Dort wohnen Hunderte, wenn nicht gar Tausende von Menschen. In der Nähe stehen ähnliche Häuser, da wohnen also noch mehr Leute. Es gibt keine Möglichkeit, eine Leiche von einem Auto in eine Wohnung in diesem Haus zu transportieren, ohne dass jemand zusieht. Die Gefahr, entdeckt zu werden, ist einfach zu groß. Stellt euch vor, ihr steht im Fahrstuhl mit einer Leiche auf der Schulter, und er hält ein Stockwerk zu früh, weil jemand gedrückt hat. Was sagt man dann?«, meinte Irene und zog vielsagend die Brauen hoch.
»Hallo! Wie geht’s?«, schlug Jonny vor.
»Ja, etwas in der Art. Was ich sagen will, ist, dass all das zu riskant
ist. Was gegen Daniel als Täter spricht, ist, dass er erhebliche praktische Probleme gehabt hätte, jene Dinge zu tun, die der Paketmörder getan hat.«
Wieder breitete sich ein nachdenkliches Schweigen aus, das zu guter Letzt von Tommy gebrochen wurde:
»Ich glaube, wir lassen Daniel Börjesson ein paar Tage lang diskret überwachen. Dann sehen wir, was er so unternimmt. Aber wir können uns nicht zu sehr auf ihn konzentrieren, weil der Verdacht gegen ihn so schwach ist. Außerdem müssen wir unvoreingenommen alle anderen Ideen verfolgen. Versucht, andere potentielle Täter zu finden«, sagte er.
»Es gibt keine«, erwiderte Hannu lakonisch.
Tommy warf ihm einen irritierten Seitenblick zu.
»Wir müssen unvoreingenommen arbeiten und versuchen, andere mögliche Verdächtige ausfindig zu machen. Schließlich besteht die Gefahr, dass wir uns auf das Phantombild eingeschossen haben. Es kann durchaus Daniel Börjesson darstellen. Das Problem besteht einfach darin, wie Irene soeben betont hat, dass es kein Verbrechen ist, seltsame Fragen zu stellen oder in einem ICA-Laden schlecht zu riechen. Und das ist das Einzige, wovon wir mit Sicherheit wissen, dass es sich der Mann auf dem Phantombild hat zuschulden kommen lassen. Aber er muss nicht der Paketmörder sein«, schloss er.
Niemand sagte etwas, da alle im Konferenzzimmer einsahen, dass er recht hatte.
Sie gingen noch einmal sämtliche Vernehmungsprotokolle durch, die im Laufe der Untersuchung erstellt worden waren. Hannu übernahm es ein weiteres Mal, die verschiedenen Register mit möglichen Tätern sowie alte Akten durchzugehen. Am Freitag stand fest, dass dies nichts Neues ergeben hatte. Die Ermittlung war in eine neue Phase eingetreten, die des Stillstands.
Bei der Besprechung am Nachmittag wurde Kommissarin Thylqvist über die Lage informiert.
»Keine Spuren. Wir haben also nur diesen Sonderling Börjesson. «
Der unzufriedene Unterton der Kommissarin entging niemandem.
»Was hat die Überwachung ergeben?«, fragte sie in demselben Ton.
Da Tommy die Überwachung angeordnet hatte, fühlte er sich bemüßigt zu
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