Der im Dunkeln wacht - Roman
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»Nichts. Börjesson verlässt nur selten das Haus. Am Donnerstag ging er zum Frölunda Torg und kaufte ein, wohlgemerkt nicht bei ICA, sondern bei Coop. Bislang ist er abends nicht ausgegangen. «
»Gibt es irgendeine Veranlassung, noch weiteres Geld auf diese tragische Figur zu verschwenden?«, fragte Thylqvist scharf.
Irene sah, wie Tommy die Kiefermuskulatur anspannte. Eine kleine Ader an der Schläfe begann sichtbar zu pochen, und sie erkannte, dass es hier um mehr ging als um die Überwachung Daniel Börjessons. Hier ging es um Tommy Persson und Efva Thylqvist.
»Solange wir keinen anderen Namen haben, finde ich, dass wir ihn weiterhin überwachen sollten«, sagte Tommy.
»Das ist kein Grund. In allen Ermittlungen tauchen Namen auf und verschwinden wieder. Haben wir gute Gründe anzunehmen, dass es sich bei ihm wirklich um den Paketmörder handelt? Liegen irgendwelche konkrete Beweise gegen ihn vor?«
Nach kurzem Schweigen sagte Tommy:
»Es gibt keine handfesten Beweise, nur Indizien.«
»Also keine konkreten Beweise. In der Tat überhaupt keine Beweise. Nur schwache Indizien, wenn überhaupt. Dann beenden wir diese Aktion. Sie nimmt nur Geld und Mittel in Anspruch, die wir für die Ermittlungsarbeit benötigen.«
Der Ton der Kommissarin machte deutlich, dass sie keinen Widerspruch duldete. Geld war immer das stärkste Argument bei allen Diskussionen.
»Ich sitze den Rest des Nachmittags in einer Konferenz und wünsche euch allen ein schönes Wochenende«, sagte Thylqvist und rauschte auf den Korridor.
»Ich glaube, sie irrt sich«, meinte Sara mürrisch und brach damit das Schweigen, das sich im Konferenzzimmer ausgebreitet hatte.
Das glauben wir vermutlich alle, dachte Irene. Aber keiner von uns würde ihr das ins Gesicht sagen.
Am späten Freitagabend hatten sie die letzte Tapetenbahn im Schlafzimmer an die Wand gekleistert. Sie waren mit dem Resultat zufrieden. Limonengrüne Streifen auf hellgrauem Grund verliehen dem Zimmer eine helle Frische. Felipe erschien und inspizierte das Ergebnis ihrer anstrengenden Arbeit. Er nickte zustimmend, was sie als Lob erachteten. Dann vermaß er den Fußboden im Schlafzimmer und in der Diele. Das Parkett im Wohnzimmer befinde sich noch in relativ gutem Zustand und müsse vor dem Tapezieren höchstens abgeschliffen und frisch lackiert werden.
»Morgen früh fahren wir zum Byggforum und stehen vor der Tür, wenn sie aufmachen. Dann kaufen wir einen Laminatboden! «, sagte Krister.
Seine gute Laune dauerte nun schon eine ganze Woche. Manchmal hatte Irene den Eindruck, dass er sich über den Umzug mehr freute als sie. Vielleicht hatte das ja mit dem Alter zu tun. Krister war fast zehn Jahre älter als sie. Darüber dachte sie aber nur selten nach. Vor dieser Tatsache konnte sie allerdings auch nicht die Augen verschließen. Obwohl er recht geschickt war, hatte er in den letzten Jahren immer wieder gesagt, dass die Instandhaltung des Reihenhauses eine Belastung darstelle. Die
Arbeit im Restaurant und die Arbeit mit dem Haus nahmen den größten Teil seiner wachen Zeit in Anspruch.
Der unfreiwillige Urlaub der vergangenen Woche schien ihm gut getan zu haben. Die Tage hatte er mit Egon verbracht. Sie waren in dem schönen Herbstwetter herumgestreunt und hatten sich des Lebens gefreut. Abends hatten Irene und Krister tapeziert. Ab und zu war ihr aufgefallen, dass Kristers Hand schmerzte. Deswegen sagte sie mit Nachdruck:
»Ich werde Felipes Handlanger, wenn wir den Boden verlegen. Du musst deine Hand schonen. Was hat der Arzt übrigens gesagt?«
Krister war an diesem Tag zur Kontrolluntersuchung beim Handchirurgen gewesen, und Irene hatte bislang ganz vergessen, ihn zu fragen, wie der Besuch verlaufen war.
»So richtig verheilt ist es noch nicht, denn er wollte die Fäden noch nicht ziehen. Das macht er erst am Mittwoch. Im Hinblick auf meine Arbeit riet er auch, dass ich weiter das Antibiotikum nehme und Handübungen mache, bevor ich wieder zu arbeiten anfange. Er hat mich also auch noch die ganze nächste Woche krankgeschrieben.«
Er sah nicht allzu niedergeschlagen aus, als er vom Ergebnis des Arztbesuches berichtete.
»Perfekt. Da fängst du ja mit deiner neuen Arbeit an und kannst Egon mitnehmen«, meinte Irene zufrieden.
»Genau. Und da ich nächstes Wochenende frei habe, gedenke ich zum Sommerhaus zu fahren und dort das Wasser abzustellen. Dann noch alles winterfest machen, etwas im Wald spazieren gehen und schauen, ob es noch Pilze
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