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Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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rasch aus.
    »Ja, sie hat sich wirklich verändert.«
    »Könnte es an den Medikamenten liegen?«
    »Schon möglich. Ich kenne mich mit Psychopharmaka nicht sonderlich gut aus, weiß aber, dass sie zu Gewichtszunahme führen können. Außerdem hat sie Drogen genommen, und das beeinflusst den Stoffwechsel ebenfalls. Vermutlich hat sie dann noch einiges an Alkohol konsumiert.«
    »Sicher. Und das ist die Kalorienbombe Nummer eins. Tänzer lernen früh, den heimtückischen Alkohol zu meiden. Er setzt die psychische und physische Leistungsfähigkeit herab, aber das Schlimmste ist … dass er dick macht. Und Dickwerden ist für einen Tänzer eine Todsünde.«
    Gisela verzog den Mund ein wenig, als sie Letzteres sagte. Sie selbst sah aus, als habe sie ihr Leben lang nur frisches Quellwasser getrunken. In Irene erwachte das schlechte Gewissen: War es etwa die Flasche Wein am Wochenende, die ihre Probleme mit der Taille verursacht hatte? Rasch schob sie diesen Gedanken beiseite und fuhr fort:
    »Hatten Sie in den letzten fünf Jahren noch Kontakt zu Frej?«
    »Nein. Er hörte mit dem Ballett auf. Eigentlich wollte er ja Fotograf werden, aber all das nahm ein abruptes Ende. Als Frej aufging, dass man hinter sein Geheimnis gekommen war und dass die Polizei wusste, dass er das Haus angezündet hatte, in dem sein Vater umgekommen war … da brach seine Krankheit aus. Wahrscheinlich hatte er alles verdrängt. Er bekam schwere Depressionen und wurde zum Teil manisch-depressiv. Offenbar gab es diese Krankheit in der Familie seines Vaters. In seiner Kindheit und Jugend ist mir davon nie etwas aufgefallen. Hier bei uns im Haus des Tanzes war er immer fröhlich und nett. Aber er trug es in sich. In seinem Inneren muss das reine Chaos geherrscht haben.«

    Irene wusste, dass Gisela Angelicas Kinder über viele Jahre begleitet hatte. Beide hatten mit dem Ballett begonnen, als sie noch ganz klein gewesen waren, und Gisela war ihre Lehrerin gewesen. Sophie hatte das Ballett geliebt und war dieser Welt treu geblieben, während Frej einen eigenen Weg gewählt hatte.
    Gisela sah Irene an.
    »Das müssen Sie doch alles gewusst haben? Schließlich hat mir Felipe das alles erzählt. Er muss es doch wohl auch Ihnen erzählt haben?«, meinte sie.
    »Ja. Ich weiß es von Katarina, aber sie hat natürlich auch nicht mehr als das gewusst, was ihr Felipe erzählt hat. Und dieser kannte ja nur Frej und nicht Angelica. Über ihr Leben weiß ich nichts. Im letzten Jahr haben Felipe und Frej sich dann auch nicht mehr getroffen. Frej wollte es nicht. Er verbot Felipe, ihn anzurufen und ihm zu schreiben. Felipe hat nicht viel gesagt, aber ich glaube, dass er sich sehr große Sorgen machte.«
    »Das stimmt. Wir haben uns gelegentlich unterhalten … Schließlich war Frej unser gemeinsamer Freund.«
    Eine Weile wusste Irene nicht recht, wie sie fortfahren sollte. Ihr fiel auf, dass sie nicht wusste, ob Felipe an Frejs Beerdigung teilgenommen hatte. Katarina war nicht dort gewesen, dessen war sich Irene sicher. Ihre Tochter hätte ihr davon erzählt. Felipe hatte nichts erwähnt.
    »Waren Sie auf Frejs Beerdigung?«, fragte sie.
    »Nein. Angelica setzte nicht einmal eine Todesanzeige in die Zeitung. Wahrscheinlich war nur sie bei der Beerdigung. Felipe und ein paar alte Freunde hier vom Haus des Tanzes setzten eine kleine Anzeige in die Zeitung. ›Dem Andenken unseres Freundes Frej‹, stand da, glaube ich. Aber keine Daten. Ich glaube, sie wussten nicht mal, wann er gestorben war.«
    Plötzlich sah Irene ein Gesicht vor sich: glitzerblaue Augen, blondes strubbeliges Haar und ein charmantes Lächeln. Frej war
bei seinem Tod erst siebenundzwanzig gewesen. Irene verspürte plötzlich einen Kloß im Hals.
    »Unglaublich tragisch«, sagte sie traurig.
    Gisela nickte.
    »Ja. Die Geschichte der ganzen Familie ist unglaublich tragisch. «
     
    Sara hielt ihr einen Artikel aus der Göteborgs Posten vom 15. Mai 2004 hin. »Frau schlug in Bankfiliale alles kurz und klein.«
    »Erinnerst du dich?«, fragte sie.
    »Nein. Angelica?«, vermutete Irene.
    »Ja. Der Kundenberater Tony Barkén bereute an diesem Tag vermutlich seine Berufswahl. Er hat der Zeitung die ganze Geschichte erzählt, schließlich unterlag nichts der Geheimhaltung. Steht alles drin.«
    »Erzähl’s mir einfach. Ich fühle mich heute so faul«, sagte Irene und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück.
    Sara warf einen kurzen Blick auf den Artikel und begann mit der Zusammenfassung:
    »Angelica

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