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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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»wahren Sozialismus« in New York von sich reden und spielte dabei mit einem Wort, das Marx und Engels lieb und teuer war: Kommunismus. So nahmen die beiden 1846 deutlich Stellung: »1. Die von dem Redakteur Hermann Kriege im (New Yorker) ›Volks-Tribun‹ vertretene Tendenz ist nicht kommunistisch. 2. Die kindisch pomphafte Weise, in der Kriege diese Tendenz vertritt, ist in höchstem Grade kompromittierend für die kommunistische Partei« – nichts Protoleninistisches, sondern damals noch ein Wunschgebilde, ein starker Name für eine erst noch zu schaffende Sache – »in Europa sowohl als in Amerika, insofern er für den literarischen Repräsentanten des deutschen Kommunismus in New York gilt« 94 –, was Kriege da treibe, müsse »in höchstem Grad demoralisierend auf die Arbeit wirken«, und die Sprache, in der er das tut, breiten Marx und Engels nun zum Beleg der Berechtigung ihres Verdrusses nun erst mal ein paar Seiten lang aus: Da werden »die Frauen, Priesterinnen der Liebe«, gepriesen, denn »die Liebe ist es, welche uns gesandt hat«, es seien nämlich diese sogenannten Kommunisten, zu denen er sich zähle, wahre »Apostel der Liebe«, deren Rezept für die Abschaffung der sozialen Übel laute: »Aus dem Herzen der Liebe muß sich der heilige Geist der Gemeinschaft entwickeln« – Parolen dieser Art läßt Kriege das Weltgewissen wieder und wieder »flehen« (Marx und Engels setzen ihre böse Übersetzung daneben: »winseln«), unermüdlich bekniet er die »Frauen« bzw. »Jungfrauen«: »Und darum habt Ihr auch in der Politik eine sehr gewichtige Stimme. Ihr braucht nur Euren Einfluß zu gebrauchen, und das ganze alte Reich des Hasses sinkt in Trümmer, um dem neuen Reich der Liebe Platz zu machen.« 95
     
    Die Weihworte sind nicht zurückhaltend; erheblich bescheidener aber wird Kriege, wenn er sich die Frage vorlegt, was aus seinem pathetischen Kram für die Einrichtung der Produktions- und Verkehrsverhältnisse des Gemeinwesens abzuleiten wäre:
    »Wir wollen keines Menschen Privateigentum antasten, was der Wucherer einmal hat, mag er behalten; wir wollen nur dem ferneren Raub an des Volkes Gut zuvorkommen und das Kapital hindern, noch länger der Arbeit ihr rechtmäßiges Eigentum vorzuenthalten. (…) Jeder Arme wird auf der Stelle in ein nützliches Glied der menschlichen Gesellschaft verwandelt, sobald man ihm Gelegenheit bietet, produzierend tätig zu sein«,
    das Glück sei jenem »für immer gesichert, sobald die Gesellschaft ihm ein Stück Land gibt, darauf er sich mit seiner Familie ernähren kann«, 96 in summa, man findet bereits denselben Kleister, mit dem in unseren Tagen Toni Negri und Michael Hardt die Bruchstellen ihrer Analysetrümmer zuschmieren, »posing against the misery of power the joy of being. This is a revolution that no power will control – because biopower and communism, cooperation and revolution remain together, in love, simplicity, and also innocence. This is the irrepressible lightness and joy of being communist« 97 , nein: dies ist eben keine Leichtigkeit und keine Freude, sondern Schmalz von der Art des Landkommunenwesens, den auch das noch aktuellere französische Manifest für den kommenden Aufstand propagiert und dessen zeitloses Gesicht das von Baldur Springmann sein dürfte (dessen Lebenslauf vom Industriellenkind zum Ökologievorreiter und schließlich Esoterikfaschisten Wikipedia mit den schönen Worten zusammenfaßt: »Er war unter anderem Gründungsmitglied der Parteien Die Grünen und der Ökologisch-Demokratischen Partei. Nach dem Austritt aus den beiden Parteien wurde er zunehmend im rechtsextremen Umfeld aktiv und bekannt.«).
     
    »Wir haben also«, ächzen Marx und Engels angewidert, in dieser einen von ihnen diskutierten Nummer von Krieges Blatt,
    »die Liebe, schlecht gezählt, in fünfunddreißig Gestalten. Dieser Liebessabbelei entspricht es, daß Kriege in der ›Antwort an Sollta‹ und anderwärts den Kommunismus als den liebevollen Gegensatz des Egoismus darstellt und eine weltgeschichtliche revolutionäre Bewegung auf die paar Worte: Liebe – Haß, Kommunismus – Egoismus reduziert. Ebenfalls gehört dazu die Feigheit, womit er oben dem Wucherer dadurch schmeichelt, daß er ihm das zu lassen verspricht, was er schon hat, und weiter unten beteuert, die trauten Gefühle des Familienlebens, der Heimatlichkeit, des Volkstums nicht zerstören, sondern ›nur erfüllen‹ zu wollen. Diese feige, heuchlerische Darstellung des Kommunismus

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