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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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Richtiges, bleiben aber an einen Hauptwiderspruch, die Repression, analytisch gefesselt und sind vor allem, auch wenn sie dieses Gefesseltsein vielleicht gerade manchen sich für marxistisch haltenden Leuten empfiehlt, die dann hastig ein bißchen Freud lesen und ihr hölzernes Schema nur noch um ein paar neue Vokabeln ergänzen, weit entfernt von der Klarheit echter, nämlich dialektischer, Marxscher Analysen – die Repressionslehre ist so richtig (ein bißchen nämlich) und so falsch (gehörig) wie die Lassallesche Verelendungstheorie und hat auch für die Politik dieselben schädlichen Folgen: Wenn stets zunehmende, im Idealfall schreiende Armut für mich das Hauptmerkmal der Ausgebeuteten, Unterdrückten, Ausgeschlossenen ist, wie mobilisiere ich dann Leute, die nicht in Lumpen schleichen, gegen Ausbeutung, Unterdrückung und Ausschließung?
     
    Es ist eine arge Schmach der Traditionslinie der Aufklärung bis einschließlich ihrer marxistischen Radikalisierung und deren Fortschreibungen, daß sie den Umgang mit den Lüsten nicht wenigstens in Beziehung zur Warenproduktion gesetzt hat; der stumpfste Histomat, der realwirtschaftliche Kategorien wie Zirkulation, Distribution, Inflation in die Debatte hätte werfen können, wäre einem realistischen Bild zuträglicher gewesen als das Schweigen, das der Diskursanalyse sensu Foucault dieses Feld überlassen mußte, die seit spätestens den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts nichts anderes tut, als der Aufklärung nachzuweisen, daß sie nur eine Rationalisierung des Monologs der Macht darstelle und also auch im Garten der Lüste nur Effekte habe wie die, welche Nietzsche, der Schutzheilige jeder diskursanalytischen Genealogie, in Sachen christliche Religiosität dem Protestantismus unterstellt. Liberalisierung, sagen die Foucaultianer, wenn sie schlau sind, ist gleich Geständniszwang ist gleich Inflation ist gleich Entwertung – schaut man sich die Sache aber einmal mit Blick auf ein noch gar nicht so lange zurückliegendes, deshalb recht genau beobachtbares Phänomen wie die »sexuelle Revolution« an, wird ein umfassenderes, weniger auf Repression oder, nach einer Art Wippschaukelprinzip, deren Negation als bloße Deregulierung fixiertes Modell greifbar: Wo Leute von anderen Leuten ausgebeutet, unterdrückt, belogen oder sonstwie systematisch schlecht behandelt werden, versuchen die jeweils Herrschenden stets auch, den Zugang zu den Glücks- und Lustquellen der Beherrschten zu kontrollieren. Die sexuellen Gebote der organisierten Religionen, das bürgerliche Familienrecht, das ius primae noctis, die gewalttätigen Schweinereien der Sklavenhalter sind allesamt Versuche, Rhythmen vorzugeben für ein Pulsieren, das beim Menschen nie nur biologisch ist, sondern immer auch sozial, nie nur geil, immer auch schön.
     
    Man kann sich gegen diese Herrschaftstechniken auflehnen oder verwahren, indem man eine offensiv regelverletzende Sexualität feiert, dann wird man Turlupinerin, queer punk , bitchy Gangsterrapperin, Porno-Metaller (The Mentors, Meatshits), bacchantische Satanistin, Elektrosadomasochist oder Rodeo-Ridin-Machine-Fuckin-Cowgirl.
    Man kann statt dessen die Sexualität, nach dem Motto »Lieber gar nichts als eure entfremdete Macht-, Anpassungs- und Warenscheiße«, auch ganz abschreiben, beschimpfen, sich über sie lustig machen, dann ist man »too drunk to fuck« (daß die Melodie und das Arrangement bei diesem seinerzeit besonders wertvollen Gassenhauer der Dead Kennedys im neuen Jahrtausend nur nach »verklemmt-fröhlicher Abiturparty« klingen, dafür kann die Band nichts, die mehr als andere ihres Milieus imstande war, die dialektischen Sprünge mit- und manchmal sogar vorauszuvollziehen, auf die achten muß, wer sich dem Funktionieren in der Kulturindustrie wirksam verweigern will – als Reagan Präsident wurde, bezogen die Dead Kennedys zu ihrer eigenen Anti-Hippie-Vergangenheit entsprechend ebenso gebrochen wie konsequent Stellung: We’ve got a bigger problem now – die sozialen Voraussetzungen der Verweigerung hatten sich ins noch Schlimmere verschoben, die Widerrede, ein seltener Fall, übersah das nicht).
     
    Man kann, mit vollem Recht, am Regiment des Social Engineering der Herrschenden in der Liebe sogar moralisch werden, obwohl das von allen Rutschbahnen sicher die schiefste ist, a very dangerous slippery slope : »I don’t like it! All I see are cocks and cunts! All I hear are push and grunts!« (so die aufrechten und, wie alles

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