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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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der Eltern entschieden werde, wenn sie keinen Rassismus wollen, keine Kinderarmut und so fort, dann können sie beschließen, derlei abzuschaffen, und diese Beschlüsse über geeignete Institutionen verbindlich machen.
     
    Die Rechte hält dagegen, derlei sei erstens Erziehungsdiktatur, zweitens Preisgabe der wichtigsten Freiheiten, drittens der Tod allen Fortschritts zu höherer Gesittung (weil es dem individuellen Gewissen durch die Institutionen der Gesellschaftslenkung und -planung den Spielraum wegnimmt, den es braucht, sich zu veredeln), viertens Gotteslästerung (der Punkt ist fakultativ; es gibt auch skeptische, agnostische, atheistische Rechte), fünftens aber und allerwichtigstens: Was die Linke da will, sei der Sache nach unmöglich, nämlich unrealistische Selbstüberhebung aus »Anmaßung von Wissen« (Hayek) irgendwelcher sich für erleuchtet haltender Minderheiten darüber, was das Beste und wie dies zu erreichen sei. Ob diese Linke jakobinisch, anarchosyndikalistisch, marxistisch, operaistisch, leninistisch, maostisch, eurokommunistisch, multitudistisch redet, ob diese Rechte religiös, völkisch, wirtschaftsliberal, kulturalistisch, biologistisch oder existenzialontologisch redet, der Zwiespalt bleibt sich gleich. Die Debatte, die er nährt, ist inzwischen allerdings Schauplatz erheblicher adaptiver Komplexitätsleistungen, die mit den Spitzmarken (»jakobinisch« bis »existenzialontologisch«), die wir eben verteilt haben, nur noch sehr unzureichend gegliedert werden kann. Man lernt alles mögliche von der jeweiligen Gegenseite; vor allem Begriffliches: So beginnt die Linke etwa mit dem Postulat der individuellen Freiheit, weil es die im Mittelalter, dessen Reste sie vollständig aus dem öffentlichen Leben zu tilgen angetreten ist, nicht gegeben hat; der Wille des Individuums soll nur an den allgemeinen Gesetzen des Zusammenlebens seine Grenzen haben, nicht gebrochen werden und keinem fremden Willen unterworfen sein – dies macht sich später die Rechte zunutze, um gewisse private gegen einige von der Linken implizit mitgeforderte öffentliche Freiheiten (wie die von der Not, den auch ökonomischen Zwingherren et cetera) auszuspielen und letztere als undurchführbar zurückzuweisen; etwa wenn Friedrich August von Hayek in seiner Abhandlung über »Mißbrauch und Verfall der Vernunft« die Möglichkeit, ein Kollektiv könnte sich von Not und dem Zwang des Ausbeuterwillens befreien und die Welt nach seinem Willen regeln, mit dem Philosophem negiert, die individuellen Freiheitsrechte setzten nun mal Willen und Absicht voraus, die kollektive Selbstbestimmung aber imputiere diese beiden riesigen Menschengruppen, die so etwas gar nicht haben könnten, weshalb jeder Versuch, den kollektiven Willen demokratisch und planvoll zu realisieren, in der Wirklichkeit nur Vorwand für die Errichtung persönlicher Diktaturen von Leuten mit Willen und Absicht vorkomme, sozialistischer Weltbeglücker, die als Geschichtszweck und Mehrheitsglück ausgäben, was nur ihre eigene hybride Programmatik sei – ein Argument, das sozusagen die soziologische Fußgängervariante des alten Spottes des königstreuen und adelsgläubigen Feindes der Französischen Revolution Joseph de Maistre aus dessen für jede europäische Rechte auf Jahrhunderte höchst einflußreichen Gesprächen in Sankt Petersburg darstellt, Kepler habe nicht die Gesetze des Universums gefunden, sondern allein die Gesetze Keplers.
     
    Übersichtswille soll ab ovo Überhebung sein – auch gegen Freud, der das Lusterleben so sehr unter die Bestimmungen des Bewußtseins setzen wollte wie die Marxisten das Wirtschaftsleben, sind bekanntlich sehr schnell Einwände des Tenors laut geworden, »die Psyche«, die er da untersuchte, sei eben nicht die menschliche, sondern allein die Freudsche (unterm Ton lag der Unterton, die müsse besonders verkommen und unerlöst triebgesteuert sein). Die Stoßrichtung dieser gegenaufklärerischen Polemiken malt das Subjekt, das doch erst gegen das religiöse Weltbild etabliert und den kollektiven, nämlich ständischen Gesellschaftsformationen der vorbürgerlichen Zeit wirtschaftlich und politisch abgerungen wurde, als tatsächliches Gottesebenbild, nämlich etwas, das wie er einzigartig und in seinem Willen letztlich unerforschlich sein soll, Quelle allen Handelns auch, daher die Vorbilder bekennender Rechter bis ins zwanzigste Jahrhundert, von Heidegger bis Schmitt (die beide nicht zufällig wie de Maistre tief katholisch

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