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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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für sich behalten, sonst könne er sie nicht in die Verbesserung der Produktion stecken, das müsse er aber, wegen der Konkurrenz, und so kämen die Profite, als Verbilligung und Qualitätssteigerung der Waren, schließlich wieder allen zugute), später auf Aktiengesellschaften und deren Manager, noch später anonymer, teils alles andere als individueller oder genialer, ja oft nicht einmal ganz einfach in Raum und Zeit lokalisierbarer Kapitaleigner, soll jetzt dem demokratischen Kollektiv möglich sein, und so reden allerlei Gewerkschafterinnen, Sozialforscher und manchmal auch – wenn er seiner linksliberalen bis linken Wahlklientel gefallen will oder muß – ein amerikanischer Präsident namens Barack Hussein Obama davon, mehr »investieren« zu wollen in Erziehung, Gleichstellung, Straßenbau, demokratisch zu nutzende Technik wie etwa das öffentliche Verkehrswesen oder personelle öffentliche Service-Sektoren, und es sind wieder Rechte, die gegen das Investmentwesen wettern, unter Verweis darauf, daß ihre individuellen Freiheiten damit beschnitten würden, schließlich sei das Geld, das über Steuererhebung für solche Vorhaben eingesammelt werden müsse, doch von ihnen in individueller Arbeit erwirtschaftet worden. Die Begriffe und ihre Verknüpfungen sind nicht fix; das Hauptwort, das gestern im Wappen der einen Seite prangte, bekommt morgen vielleicht ein neues Adjektiv und wird der anderen lebenswichtig (so macht man etwa aus einem Sozialismus ohne Beiwort als Faschist schnell einen »nationalen«), und wer nicht dialektisch mitdenkt, findet sich unversehens in Feindesland.
    Sehen wir zu, ob man im Ganzen dieser semantischen und semiotischen Schlachten um sehr reale politökonomische Prozesse und die Verfügungsgewalt über die von ihnen hervorgebrachten Formen abstrakten wie konkreten Reichtums nicht gleichwohl ein paar koordinierte und korrelierte Muster finden kann, die sich zwar bewegen – aber eben nicht willkürlich, sondern verstehbar – und sich vielleicht sogar unter Bestimmungen von Wille und Vernunft setzen lassen, ganz wie die Linke von Geburt an meinte.
II.
Wer nicht alles weiß, weiß nichts: Eine negative ökonomische Theologie
    Der Theologe, der im »Haß auf das Schicksal« noch etwas Tragisches sieht, ist ein halber Humanist: Es wäre ja schön, die Menschen könnten dem über sie Verhängten entrinnen, daß sie es aber wollen und nicht können, ruft Mitleid wach. Die politische Rechte leistet sich da weniger Sentimentalitäten: Das Schicksal, also die bei der Geburt der Menschen vorfindliche Ordnung des Gemeinwesens, der einmal gefundene, wer weiß wie zustandegekommene Weg des Wirtschaftens, hat gefälligst angenommen zu werden, »flieg nicht so hoch, mein kleiner Freund«, wie die deutsche Schlagersängerin Nicole warnte – dies ist die ganze ökonomische Theologie, und auch noch eine negative, welche unter der politischen eingezogen wird wie eine Gummimatte, wenn diese nicht mehr reicht und der deus absconditus eine Stimme braucht, weil das altpreußische Demutsgebot »Lerne leiden, ohne zu klagen« als Argument nicht mehr hinreicht. Wille und Planung haben im Gesellschaftlichen nichts verloren, Erkenntnis wird an ihm nur erkennen, daß sie kein Recht auf ein über die Kontemplation des bereits vollkommen Eingerichteten hinauszielendes Erkenntnisinteresse hat; Wissenschaft ist Magd, nicht Herrin in dieser neuen Gottesgelehrsamkeit – Lerne wirtschaften, ohne zu planen: Soziale Makroprozesse seien, lehrt der doctor angelicus Hayek, »fast ex definitione nicht bewußt« 223 , ein artigeres »fast« hat man noch nicht gesehen. Wer, der die Kirchenväter zu schätzen weiß, wird bei Hayeks Formulierung, jeder Versuch sozialer Planung bedeute, »daß wir die Leistungsfähigkeit des sozialen Prozesses auf die geringere Fähigkeit des Einzelverstandes einschränken«, 224 nicht ans »Alles ist eitel« denken, an den Frieden Gottes, der höher steht denn alle Vernunft, und an die Mahnung des Augustinus, daß der Verstand nicht dazu da ist, an Gott vorbeizudenken, sondern nur dabei helfen kann, einzusehen, daß Gott schon alles richtig macht?
     
    Die Schranke, an welcher der vorbürgerliche Mensch lernen sollte zu staunen (ohne zu verstehen), war die Natur. Solange niemand wußte (und zum Wissen gehört auch, daß man angeben kann, wie man in Erfahrung gebracht hat, was man zu wissen meint), warum es regnet, welche Himmelskörper sich um welche drehen, was der Blutkreislauf ist, wo die

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