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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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von Hexis und Praxis es dem conceptual scheme der relativistischen Erkenntnislehre annähert, dem Davidson den Garaus gemacht hat, bleibt auf Handlungen bezogen; es bewertet nicht irgendwelche kantischen Formen der moralischen Anschauungen, sondern etwas, das getan oder unterlassen werden kann, und zwar bewußt, intentional wie intensional – mit Henry Sidgwick, dem komplexesten Moraltheoretiker der angelsächsischen Sphäre: »(…) However prominent the notion of an Ultimate Good – other than voluntary (sic!, K/D) action of any kind – may be in an ethical system, and whatever interpretation may be given to this notion, we must still arrive finally, if it is to be practically useful, at some determination of precepts or directive rules of conduct.« 237
     
    2. eine antireduktionistische, die auf der Kalkülirreduzibilität von zukünftigen Handlungsweisen als dem einzigen Sinn besteht, den man nach dem Behaviorismus und nach dem anomalen Monismus Davidsons dem »freien Willen« geben kann – auf diesen freien Willen zu verzichten aber ist nicht rätlich, wenn man an dem über die Aufklärung aufgeklärten Programm festhält, das Naturrecht aus dem Reich der von menschlichen Projektionen durchsetzten, mißverstandenen Natur ins Reich der bewußt eröffneten menschlichen Freiheit zu übersetzen, und dabei die Zurechnung von Tun und Unterlassen auf nicht erpreßte und nicht erpreßbare Individuen als Prämisse der Konstruktion persönlicher Rechte setzt. Der Rekurs auf Regeln allein liefert keine hinreichende Begründung für die Behauptung der Richtigkeit gegebener Praxis und Hexis – dies gilt, obwohl nicht etwa irgendein von der Naturforschung und deren positivistischer Interpretation verhexter Weltanschauungsgrund, sondern die alltäglichen moralischen Intuitionen gerade diesem von uns zurückgewiesenen Reduktionismus Vorschub leisten (dessen Geheimnis darin besteht, daß er als Damm der Ethik gegen die Flut von Kausalerklärungen menschlichen Verhaltens errichtet wurde, die mit der Konstitution der methodisch naturwissenschaftlich informierten Humanwissenschaften, etwa der Ethnologie, der klinischen und forensischen Psychiatrie und Psychologie et cetera: Damit »der Mensch« nicht im Determinismustsunami verschwindet, der alles, was dieser Mensch tut, auf irgendeine positiv meßbare Ursache zurückführt, bauen wir spiegelsymmetrisch zu diesen Ursachen, die wir damit behandeln wie die Moraltheologie die Ursünde und ihre Verbündete, die Versuchung, eben Gebote, auf die wir dann, so wie die Naturmonisten das erwartete Handeln, unsererseits das gute, richtige usw. Handeln zurückführen). Auch diese verkehrten, von der sublimierten Religion (wir meinen das nicht despektierlich – die Schule, an die wir da denken, umfaßt auch manche Marxistinnen, die klügsten unter den sogenannten Befreiungstheologen oder, als philosophisch anspruchsvollsten Autor der gesamten Richtung, Emmanuel Levinas) dann zur Plausibilisierung ihrer verzwickten Beweisgänge akkommodierten Intuitionen hat Henry Sidgwick sensibel und geschickt beschrieben als »the intuitional view according to which conduct is held to be right when conformed to certain precepts or principles of Duty, intuitively known to be unconditionally binding« 238 – das, sagen wir, reicht nicht, und zwar aus Gründen, die man wieder in einem historischen Bild bündeln kann: Es gab pflichtbewußte Leute unter den KZ-Wärtern, nicht nur irre Sadisten. Wir verweisen hier auf Faktisches, Kommensurabilität und Kasuistik greifen in die Normenfrage wie diese in jene, das Nachdenken über alle drei ist die Triangulation der Erkenntnis des Sollens, wie bei Davidson die drei Erkenntniszustände »Ich denke«, »Ich nehme wahr« und »Ich denke mir oder nehme wahr, was jemand anderer denkt oder wahrnimmt« die Triangulation der Erkenntnis des Seins sind. Heikelster der drei Zugänge zum Sollen ist dabei das auch in Wedgwoods Auffassung, auch bei Metaphysikerinnen und Platonisten unverzichtbare Moment der Kommensurabilität (dem in der juristischen Praxis etwa die Strafmaßzumessung entspricht). Darf man 239 sagen, daß auf dem Produktivkräfte- und Produktionsverhältnisseniveau der entwickelten Warenwirtschaft die Zuteilung von Essensgutscheinen an Flüchtlinge, also deren gezielter Ausschluß vom normalen (norm-gemäßen) Verkehr des Kaufens und Verkaufens, so obszön ist wie der Ausschluß von Juden aus der deutschen Rechtsgemeinschaft, indem man sie mit dem gelben

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