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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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dieser Art verschwunden. Mal absolute Rechtlosigkeit, mal Gießkannenförderung der später in Produktionsabläufe einzugliedernden Selbständigkeit durch Mikrokredite, Systole-Diastole.
    Diese Frauenleben sind Krill, der Wert ist der Wal.
     
    Wie der tellurische genetische Code aus einem Alphabet von nur vier Basen auf einer Doppelhelix die unübersehbare Vielfalt der lebendigen Morphologie erzeugt oder gewisse zellulare Computerprogramme aus einfachsten Regeln hochkomplexe Gebilde wachsen lassen, die computational irreduzibel sind, so erschafft der Kapitalismus aus einigen wenigen Durchgängen, Schranken und Schleusen (deren wichtigste die leider von Sozialisten in biederster Absicht nachgeblökte Losung des Hardliner- Industriekapitalismus – »Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen« – ist, nämlich die Drohung, daß, wer die Mehrwertgewinnung nicht mitermöglicht oder ihr gar im Wege steht, als Konsument allenfalls geduldet wird) ein Wertbewässerungssystem aus Stadt/Land, produktive/unproduktive Arbeit, Hardware/Software, Natur/Gesellschaft, Produktion/Zirkulation und schaltet nach Bedarf neue logische Gatter dieser Art zwischen Barbaulds »enjoyment of a thing and production thereof«. Die Gatter, übrigens, sind, einer beliebten dekonstruktivistischen Binsenweisheit und aller Cornellschen philosophy of the limit zum Trotz, keineswegs immer binär, sie können auch dreigliedrig sein wie die faschistische Losung »Vaterland/Arbeit/Familie«, wichtig ist nur, daß sie die kapillare Ordnung durchsetzen helfen, in der Herrschaft vom Hölzchen aufs Stöckchen weitergegeben wird, worin bei jedem weiteren Partikularisierungs-, Miniaturisierungs- und Molekularisierungsschritt der abstrakte Universalzusammenhang ein bißchen konkreter wird – die Wirtschaftskrise ist aus unansprechbaren Kennziffern gemacht, der arbeitslose Mann aber, der die arbeitslose Frau verprügelt, hat Name, Adresse und ganz spezielle, für die Forensik hochinteressante persönliche Biodaten, an denen sich dann wunderbare, ganze Doktorandinnen- und Doktorandenheere mit Lebenssinn versorgende Studien über chromosomale und hormonelle Gewaltspositionen festmachen lassen.
    Wenn beliebige Kritikerinnen und Kritiker, sagen wir: Alice Rühle-Gerstel, August Bebel oder Judith Butler die aufeinander irreduziblen Skalierungsgeschehnisse entlang dieser Gewaltweitergabekurven beschreiben, laufen sie immer dann zu großer Form auf, wenn sie ihnen ihre Spezifika lassen, aber die erweiterten Horizonte dieser Spezifika zugleich gegenwärtig halten. Die Vielfalt der Nötigungsformen als in etwas ihnen Gemeinsames gebettet zu erkennen, ist allerdings eine wesentlich anspruchsvollere Aufgabe als das »Entlarven« bloß irgendwie verdeckter, unspezifischer, aber handfester Gewalt, das auf der vulgärideologiekritischen Ebene aus diesem Problem dann herausgemolken wird.
    Aber auch diese anspruchsvollere Aufgabe kann man im knappsten Pamphlet leisten – vide Rosa Luxemburgs Frauenwahlrecht und Klassenkampf , erschienen im Mai 1912.
VI.
Genossin Luxemburg und die Unrechtsgründe
    Es gab, lernt ein heutiges Publikum aus dieser Broschüre vor allem, in der heißen Phase des Kampfes um die wenigstens rechtliche Gleichstellung angeblich integrierter Mitglieder der bürgerlich-demokratischen Gesellschaften durchaus noch andere emanzipatorische Positionen als diejenige der Suffragetten und ihrer Sympathisanten, also der bürgerlichen Frauenrechtlerinnen und Frauenrechtler. Das aktive und passive Wahlrecht der Frauen fehlte damals in Preußen und Deutschland. Seine Einführung mit der simplen Sehnsucht nach moralischem Ausgleich zu begründen, war Rosa Luxemburg zu billig.
    Daß die Gesittung eines Gemeinwesens nicht von der Qualität der schönsten Ideale seiner Einzelmenschen abhängt, sondern von den historischen Gegebenheiten, gilt ihr auch bei diesem Problem als erstes Prinzip aller Untersuchungen gesellschaftlicher Sachverhalte. So besitzt sie sogar die Kaltschnäuzigkeit, Frauenunterdrückung und Monarchie zwar als »reaktionäre Überbleibsel alter, abgelebter Zustände« zu denunzieren, sie aber gleichzeitig nicht einfach als etwas unbegriffen geschichtslos Böses zu dämonisieren:
    »Das Instrument des Himmels als tonangebende Macht des politischen Lebens und die Frau, die züchtig am häuslichen Herde saß, unbekümmert um die Stürme des öffentlichen Lebens, um Politik und Klassenkampf, sie beide wurzeln in den vermorschten Verhältnissen der

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