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Der Implex

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Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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aber auf einer Anzahl von Grundsätzen« 71 der zulässigen Verknüpfung von Induktion und Logik, die Bacon Wissenschaft nennt). Ebendies nun fügte sich, als es erstmals gedacht wurde, so anschmiegsam in die bürgerliche Welt, die gleichzeitig gemacht wurde: Markt und Staat waren gleichsam von Bacon und Hobbes erfunden; der Markt, so, wie ihn das Kapital braucht, funktioniert nicht, wenn er nicht den Raum für das Zustandekommen nie gesehener Waren und die Befriedigung erst herzustellender Bedürfnisse in der Weise öffnet, daß er von vornherein alle Waren einander einerseits über das allgemeine Tauschäquivalent (das Geld, dessen Umlauf- und Profitregularien damit den Platz von Bacons »Anzahl von allgemeinen Grundsätzen« einnehmen) gleichmacht, andererseits aber dieses Tauschäquivalent in Form von sich selbst vermehrendem Geld, also Kapital, zum Motor der Produktivität, das heißt des organisierten Stoffwechsels (oder, mit Bacon und Ostwald, Energieaustauschs) der Menschen mit der Natur macht (»Wachstum«); der Staat wiederum, der diese Wirtschaftsweise absichern, ihr einen gesetzlichen Rahmen bereitstellen soll, funktioniert nicht, wenn es ihm nicht gelingt, die Interessen unterschiedlicher Produzenten gegeneinander auszugleichen und sich als von diesen verschieden setzen kann. In einem solchen Staat aber ist Wissenschaftsautonomie einfach der soziale Aufbewahrungsort der Naturautonomie. Die Wissenschaft von der Natur kann sich um Zwecke nicht kümmern, weil die Natur jetzt (anders als die vorbürgerliche, von einem Gott mit einem Plan erschaffene) als etwas erkannt hat, das keinen Zweck mehr hat – und gesetzte Zwecke, außer eben dem Zweck, die zwecklose Natur zu verstehen, jede Naturforschung daher verengen, verunreinigen, ihren Fokus verschmieren müßte. ( En passant möchten wir der in Begriffsnetzen der Art, wie wir es gerade aufspannen, leider häufiger vorkommenden Faulheit entgegentreten, nicht streng genug zwischen »Zweck« und »Nutzen« zu unterscheiden. Einen Nutzen kann etwas haben, das keinen Zweck hat, umgekehrt kann Zweckhaftes ganz nutzlos sein – der Nutzen ist ein Ergebnisbegriff, der Zweck ein antizipativ gesetzter. Es kann der Zweck einer Sache sein, einen Nutzen zu haben, aber man kann eine herzustellende Sache auch – etwa bei Kunstwerken einer bestimmten ästhetischen Ausrichtung, Stichwort: l’art pour l’art – unter die Zweckbestimmung stellen, vollkommen nutzlos zu sein. Sie hätte dann dennoch einen Zweck, etwa den, die Differenz zwischen dem Schönen und dem Nützlichen aufzumachen, weil die Urheberin denkt, daß es wichtig ist, auf diese Differenz hinzuweisen oder sie gar zu leben. Der kleine Exkurs war uns wichtig, weil man, wenn man ihn im Gedächtnis behält, leichter verstehen wird, was wir meinen, wenn wir weiter unten in diesem Kapitel Kunstwerke in einem ganz bestimmten Sinn als »Maschinen« bezeichnen).
     
    Rufen wir uns an dieser Stelle unsere Naturbestimmung im ersten Kapitel in Erinnerung – Natur ist, was sich durch Kommunikation darüber nicht ändern läßt –, so wird deutlicher, als wir das am Ort ihrer Einführung machen konnten, warum wir sie im vollen Wissen darum, daß auch andere, je nach gegebenen Zweck- und Erklärungszusammenhängen weit von ihr abweichende denkbar sind, bewußt so konstruiert haben, daß sie etwa »die Natur der Regierung« oder »die Natur der Kunst« einschließt (in Gestalt nämlich ebenjener Attribute der Regierung oder der Kunst, die sich durchs Darüberreden nicht ändern lassen – das mögen wenige sein, aber zu leugnen, daß es welche gibt, wäre fraglos absurd): Worauf wir hinauswollten, ist, daß zwar Naturforschung in Sätzen, Propositionen, also wiederhol- und speicherbaren kommunikativen Ereignissen ihren Niederschlag finden muß, um sozial organisiert, fortgeschrieben, verbessert werden zu können, und Kommunikation grundsätzlich unter Zwecken steht (und zwar nicht deshalb, weil alle, die etwas kommunizieren, damit notwendig Bedeutung produzieren wollen, sondern deshalb, weil nur das als Kommunikation erkannt werden kann, dem eine Bedeutung zuzurechnen ist, und unerkennbare Kommunikation keine wäre), anders Natur aber, sobald man nicht mehr animistisch, panpsychistisch oder im Sinne Spinozas ( deus sive natura) theologisch denkt, als etwas gedacht werden muß, das diese Zwecke nicht anerkennt und nicht hervorbringt. Dieser Zwiespalt zwischen Naturtatsachen und Kommunikationserfordernissen, der sich

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