Der Indianerlord
Schon nach drei Schritten schrie sie gequält auf. Der Indianer packte ihr Haar und zerrte sie zurück. »Oh, zum Teufel mit Ihnen!« kreischte sie und wehrte sich vergeblich. Sie wurde wieder über seine Schulter geworfen, und er trug sie mühelos in die Hütte. Dort drückte er sie auf ein Bett mit einer dicken Pelzdecke, nahm einen Lederstreifen aus seinem Gürtel und fesselte ihre Handgelenke.
»Nein, nein, nein!« protestierte sie - jedoch ohne Erfolg. Er kniete nieder und verknotete den Riemen so fest, dass sie die Hände kaum bewegen konnte. Dann stand er auf und wärmte sich am Herdfeuer. »Sie haben diese armen Leute ermordet, nicht wahr? Die früheren Bewohner dieser Hütte ... « Warum forderte sie ihn heraus? Sie würde so oder so sterben. Worauf wartete er? Und doch - solange sie lebte, durfte sie hoffen. Sie sollte schweigen, ihn besänftigen … Besänftigen? Einen Wilden, der ihre Worte nicht verstand? Nein. Sie musste reden, Zeit gewinnen und beten, seine Wachsamkeit würde irgendwann nachlassen.
»Gemütlich haben Sie's hier, Sie primitiver Affe!«
Aber er schien nichts zu hören und starrte reglos in die Flammen. Sie schaute sich um, entdeckte ein Laken aus Baumwolle unter der Pelzdecke, und ein sauber bezogenes Kissen. Vor dem Herd standen ein Tisch und eine Sitzbadewanne, an den vier Fenstern hingen schlichte Gardinen. Neben einer Holztheke, auf der offenbar das Essen vorbereitet werden sollte, entdeckte sie eine Pumpe, vermutlich mit einem Brunnen außerhalb der Hütte verbunden. An mehreren Nägeln über der Theke hingen Schinkenkeulen und Käsestücke, einige Regale enthielten Konserven und Weinflaschen. Ein Schrank und eine Truhe hinter dem Bett vervollständigten die Einrichtung. Alles in allem wirkte der Raum erstaunlich sauber und komfortabel.
Als sie etwas plätschern hörte, wandte sie sich wieder zu dem Indianer. Er hatte einen großen Kessel vom Herd genommen und goss dampfendes Wasser in die Wanne. Dann schlüpfte er aus seiner Hose und stand splitternackt da, den Rücken zu Skylar gewandt. Ihr Atem stockte, und ihr Herz schlug rasend schnell. Aber sie konnte den Blick nicht von ihm losreißen. Fasziniert betrachtete sie seine breiten Schultern, die schmalen Hüften, die muskulösen Glieder.
Er stieg in die Wanne, lehnte sich seufzend zurück, und sie beobachtete ihn ungläubig. Ein wilder Krieger, der ein Bad nahm, ehe er seine Gefangene tötete, das passte nicht ganz zu all den schaurigen Indianergeschichten. Viel mehr als die kraftvollen Schultern und das nasse glatte Haar konnte sie nicht sehen.
Offenbar schrubbte er seinen Körper. Wusch er die schwarzroten Ornamente weg? Warum? Würde er sich anders bemalen, bevor er sie umbrachte?
Gab es für die Gefangennahme einer weißen Frau und ihre Ermordung verschiedene Farben? Sollte sie auf besondere Art und Weise. sterben, eine Opfergabe für heidnische Götzen? O Gott ...
Sie stand auf und streckte die gebundenen Hände aus, um sich gegen die Tür zu werfen. Wie sollte sie sich da draußen, hilflos und gefesselt, vor wilden Tieren schützen? Würde ihr ein noch schlimmeres Schicksal drohen als in der Hütte?
Auch diese Überlegung spielte keine Rolle. Ehe sie die Tür erreichte, sprang er aus der Wanne, packte sie und drehte sie zu sich herum. Wütend starrte sie in seine Augen, weil sie nicht wagte, ihren Blick über seinen Körper wandern zu lassen. »Sie können mich hier nicht festhalten Glauben Sie, ich sehe tatenlos zu, wie ein Wilder, der mich niedermetzeln will, seelenruhig badet? Ich bin es, die ein Bad braucht, um den Schmutz Ihrer Hände wegzuspülen ... «
Und dann verstummte sie entsetzt. Er umfasste ihre Schultern und schüttelte sie so heftig, dass die feine schwarze Seide ihres Trauerkleids am Rücken zerriss. Sie rang nach Luft, schaute in seine sonderbaren grünen Augen und nahm zum ersten Mal sein Gesicht richtig wahr.
Sein Alter konnte sie nicht schätzen. Vielleicht war er Ende zwanzig. Sie musterte sein kantiges Kinn, die hohen Wangenknochen, die breite Stirn. Leuchtend hoben sich die ungewöhnlichen Augen von der bronzebraunen Haut ab. Sie wurden von schön geschwungenen, blauschwarzen Brauen überwölbt. Die Nase war lang und gerade, der Mund voll und wohlgeformt. Ein faszinierendes Gesicht - hätte es nicht so bedrohlich gewirkt ...
Und nun verzogen sich die Lippen zu einem spöttischen Lächeln, das einen Schauer über Skylars Rücken jagte. Sicher hatten viele schöne junge Indianerinnen diesem
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