Der Indianerlord
Sioux bin ...«
»Vielleicht hast du einen falschen Eindruck gewonnen. Ein Sioux liebt seine Frau und seine Kinder, und er schützt sie vor allen Gefahren. Wenn er stirbt, sorgen ihre Verwandten und die Freunde ihres Mannes für sie. Sie führt ein freies, stolzes, würdiges Leben. List und Tücke sind ihr fremd. Und sie hat es auch nicht nötig, solche Tricks anzuwenden.«
»Im Gegensatz zu den weißen Frauen.«
Hawk schwieg.
»Im Gegensatz zu mir!«
Als er sie immer noch wortlos anstarrte, schluckte sie mühsam ihre Tränen hinunter. jetzt erkannte sie ihren Fehler. Sie hatte das Volk angegriffen, dem er sich so innig verbunden fühlte. Und einem solchen Kampf war sie nicht gewachsen.
»Ich hätte dich nicht zwingen sollen, mich hierherzubegleiten«, sagte er leise.
»Aber du hast es getan.«
»Weil du mich immer wieder in Wut bringst.«
»Und du mich ... «
»Immerhin bist du freiwillig in den Westen gekommen.«
»ja, aber ... « Unsicher verstummte sie.
»Aber du bist nicht freiwillig mit mir verheiratet«, vollendete er den Satz.
Das hatte sie nicht gemeint. Doch sie fand nicht die richtigen Worte. »Du bist doch gegen diese Ehe.«
»Und du hast dich dafür entschieden, als ich dir die Wahl ließ. Deshalb musst du mein Leben jetzt teilen - so, wie es nun einmal ist.« Wieder streckte er die Hand aus. »Gehen wir ins Lager.«
Doch sie zögerte.
»Verdammt!« fluchte er. »Ich gebe dir, was ich kann.««
»Vielleicht ist das nicht genug.«
»Und vielleicht musst du mir mehr geben - um mehr zu bekommen.«
»Was könnte ich dir denn geben?«
»Die Wahrheit. Aber die würden dir wohl nicht einmal die Crow entlocken - selbst wenn sie dich noch so grausam foltern würden.« Hawk verlor die Geduld, packte ihre Hand und zog sie am Ufer entlang.
»Wahrscheinlich kannst du dir viel bessere Folterqualen ausdenken als die Crow!«
»Nun, jeder Sioux glaubt, er wäre seinen Feinden überlegen.«
»Und ich? Bin ich deine Feindin?«
»Du bist meine Frau.«
»Aber unerwünscht! Also gibt es sicher Augenblicke, wo du vergisst, dass wir verheiratet sind ... «
Abrupt blieb er stehen und wandte sich zu ihr. Sie spürte die Nähe seines warmen Körpers, seine unbeugsame Kraft, die sie in dieser gefährlichen Wildnis tröstete und beruhigte - trotz der feindseligen Worte.
»Keine Sekunde lang, meine Liebe«, entgegnete en »Und lass dich warnen - du solltest es auch nicht vergessen.«
»Werde ich sonst meine Nase verlieren?«
»Was für ein Unsinn!« Als er sie an sich zog, lächelte er. Aber sie sah ein bedrohliches Glitzern in seinen grünen Augen.»Squaw!«
Kapitel 17
Am nächsten Spätnachmittag erreichten sie Crazy Horses Lager. Schon Stunden zuvor hatte Skylar eine leichte Veränderung in der Luft bemerkt - so als könnten die Bäume sehen. Sloan erklärte ihr, man würde sie bereits seit dem vergangenen Tag beobachten.
Ehe sie im Camp ankamen, ritt ihnen ein Krieger entgegen, der ihr zunächst Angst und Schrecken einjagte. In ihren Augen sah er so aus wie ihre Crow-Entführer.
Hawk seufzte ungeduldig, weil sie die Unterschiede in der Bemalung und dem ganzen Auftreten nicht erkannte. Aber Sloan versicherte ihr, sogar ein Teil der Kavallerieoffiziere, die bereits jahrelang gegen die Indianer kämpften, würden manchmal Sioux mit Crow verwechseln.
Am Fluss reihten sich zahllose Zelte aneinander. Überall tummelten sich Indianer, und Skylar sah sich in wachsender Furcht um. Aber sie ließ sich nicht anmerken, was sie empfand.
Der Krieger, der die Neuankömmlinge empfangen hatte, war Willows Bruder, Ice Raven. Als sie ins Dorf ritten, wurden sie von lachenden Kindern umringt. Die Frauen, die vor den Zelten saßen, über offenen Feuern kochten oder Büffelhäute zusammennähten, schauten neugierig auf. Lächelnd nickten Hawk, Sloan und Willow den Kriegern zu, die von allen Seiten herbeieilten.
Vor einem großen Zelt in der Mitte des Lagers stiegen sie ab und begrüßten einen hochgewachsenen, würdevollen alten Mann mit langem, eisgrauem Haar, indem sie seine Unterarme umfassten . Diesen Gruß erwiderte er sichtlich erfreut.
Während Hawk einigen jungen Burschen befahl, die Rinder und Ponys zu übernehmen, spürte Skylar den prüfenden Blick des alten Indianers und wusste nicht, was sie tun sollte. Ihr Mann sprach mit ihm. Dann hob er sie aus dem Sattel. »Jetzt muss ich gehen. Inzwischen bleibst du bei meinem Großvater.«
»Das ist dein Großvater?« wisperte sie.
»Ja.«
»Er sieht
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