Der Indianerlord
holen wir sie ein«, versprach Sloan, während sie weiterritten.
»Ich weiß- nicht, wie lange ich bewusstlos war«, gab Hawk zu bedenken.
»Nicht lange.«
»Wieso weißt du das?«
Sloan schaute Crazy Horse an, der die Achseln zuckte. »Kurz nachdem du mit deiner Frau das Zelt verlassen hattest, erklärte Cougar-in-the-Night, Skylar könnte sicher besser kochen. Er verließ das Zelt und kam mit Earth Woman zurück. Sie gestand, sie hätte den Pfeffer heimlich in den Topf gestreut, und da ging ich dich suchen, um dich von der Unschuld deiner Frau zu überzeugen. Als ich den Fluss erreichte, hörte ich einen schrillen Schrei, und wenig später fand ich dich.«
Bedrückt starrte Hawk in die Nacht. Wenn Skylar etwas zustieß, würde er sterben, den Verstand verlieren, sich in Asche vergraben und sein Haar ausreißen.
Er allein trug die Schuld an diesem schrecklichen Zwischenfall. Niemals hätte er seine Vorsicht außer Acht lassen dürfen. Weil er stets auf der Hut gewesen war, hatte er den Krieg und alle Gefahren der Prärie überlebt. Nur Skylar schaffte es, ihn von diesen Prinzipien abzubringen … Und gerade jetzt, wo er erkannte, wie viel sie ihm bedeutete, sollte er sie verlieren?
Nein, verdammt noch mal! Und wenn er jeden einzelnen Crow im Westen töten musste - er würde sie zurückgewinnen.
»Da vorn!« rief Crazy Horse plötzlich. »Hört doch!«
***
In schnellem Tempo ritten sie dahin. Der Indianer, der Skylar auf seinen Knien festhielt, lockerte den Griff allmählich. Wenn sie sich befreien, vom Pferd springen und in einem Gebüsch untertauchen könnte ...
Aber wie sollte sie ihren Entführern entrinnen? Zwei hatten eine andere Richtung eingeschlagen, doch sie müsste es immer noch mit vier Männern aufnehmen. Und inzwischen waren sie weit vom Sioux-Lager entfernt.
Einer der Indianer lenkte sein Pferd zu ihr, sprach mit ihrem Peiniger und zeigte mit dem Daumen über seine Schulter. Offenbar wurden sie verfolgt.
»Hilfe!« schrie sie.
Sofort presste sich eine schmutzige Hand auf ihren Mund. »Zum Teufel, seien Sie still! Sonst ersteche ich Sie!«
Um zu verhindern, dass die brutalen Finger ihren Kopf nach hinten bogen und ihr das Genick brachen, musste sie sich am Schenkel des Mannes festklammern. Dabei berührte sie eine Scheide unterhalb seines Knies - und den Stahl eines Messers. Sie zog es heraus und stach mit aller Kraft in sein Bein. Fluchend drohte er ihr die schlimmsten Folterqualen an. Aber er ließ sie instinktiv los, und sie warf sich zu Boden.
Unsanft landete sie auf hartem Felsgestein und schrie vor Schmerzen, als ihr Knöchel umknickte. Doch das kümmerte sie nicht. Sie sprang und hinkte ins Gestrüpp so schnell sie konnte, das blutige Messer immer noch in der Hand.
Hinter sich hörte sie zornige Stimmen und Hufschläge.
***
Ein Hilferuf erklang, eine wohlbekannte weibliche Stimme, gefolgt vom gellenden Schmerzensschrei eines Mannes.
»Kommt!« Hawk drückte die Knie in Tors Flanken, galoppierte einen schmalen Waldweg entlang und sah Skylar zu einem Pfad laufen, der parallel zu seinem verlief. Drei Reiter versuchten sie einzukreisen, und einer der fast nackten Crow hatte sie fast erreicht.
Ohne lange zu überlegen, zog Hawk das Messer aus der Scheide an seiner Wade und schleuderte es durch die Luft. Offenbar traf er den Crow mitten ins Herz, denn der Mann fiel lautlos vom Pferd.
Hawk sprengte zwischen den Bäumen hindurch. Die anderen Feinde fürchtete er nicht, denn er wußte, dass seine Freunde ihm den Rücken decken würden. Und so folgte er Skylar. Schimmernd flatterte ihr goldblondes Haar in der Nacht. Als sich die Hufschläge näherten, drehte sie sich um, erkannte ihn und blieb taumelnd stehen. Er umschlang ihre Taille, hob sie auf Tors Rücken, berührte mit zitternden Fingern ihr Gesicht.
»O Gott, du bist gekommen!« schluchzte sie. »Ich hatte solche Angst - weil ich dachte, du wärst tot ... «
»Pst - ganz ruhig«, flüsterte er und drückte sie fest an sich. In ihrer Hand steckte ein blutiges Messer, das er ihr gewaltsam entwinden musste.
Er schwang den Hengst herum, kehrte zu seinen Gefährten zurück und sah vier reglose Gestalten am Boden liegen. Im Schenkel des Mannes, den er mit seinem Messer getötet hatte, klaffte eine Wunde. Zweifellos stammte sie von dem Messer, das Skylar umklammert hatte. Sloan und Willow standen neben den Leichen, schüttelten die Köpfe und sprachen leise miteinander.
»Was gibt's?« fragte Hawk.
»Ich weiß
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