Der Indianerlord
hatte?«
»Wenigstens liegt meine Vergangenheit wie ein offenes Buch vor dir ... «
»... über das ich wohl noch sehr oft stolpern werde.«
Hawk lachte leise. »Nun, die Vergangenheit lässt sich nicht ändern.«
»Nur die Gegenwart - und die Zukunft.«
»Das stimmt.«
Eindringlich schaute er sie an, und sie fühlte sich versucht, ihm die ganze Wahrheit zu erzählen. Doch das Band, das sie vereinte, war noch zu dünn und konnte leicht zerreißen. Wie sollte sie erklären, dass sie alles getan hätte, um dem hochangesehenen Mörder ihres Vaters zu entfliehen? Sie zeigte, wo die Sonne gerade hinter einem smaragdgrünen Grashügel voller Dotterblumen verschwand. »Mein Gott, was für ein prächtiger Sonnenuntergang!«
»Reiten wir hinüber? Um die Wette?« Er spornte Tor an, und Skylar folgte ihm.
Natürlich konnten sich ihre Reitkünste nicht mit seinen messen, und außerdem saß er auf dem besseren Pferd. Nutmeg ermüdete schon in der Mitte des Tales, das sie durchquerten. Lachend kehrte Hawk zu ihr zurück, hob sie aus dem Sattel und sank mit ihr ins Gras. Eine Zeitlang balgten sie sich fröhlich, dann sprang er auf und zog sie hoch. »Gleich werden die anderen kommen. Das wäre ein guter Lagerplatz. Meinst du nicht auch?«
Sie schaute sich um. »Hier gibt's kein Wasser.«
»Riechst du's nicht?«
»Was?«
»Das Wasser am Fuß des Hügels.«
Skeptisch runzelte sie die Stirn und lief zu der Stelle, auf die er zeigte. Tatsächlich - da plätscherte ein schmaler Bach.
Ihre Begleiter ritten heran und stiegen ab. Während Hawk und Willow die Sachen auspackten, die sie für ihr Camp brauchten, ging Skylar zu Sloan. »Hat er das Wasser wirklich gerochen?«
»Natürlich. Aber vielleicht kannte er den Bach. Hier haben wir schon ein paarmal kampiert.« Grinsend zwinkerte er ihr zu und begann sein Pferd abzusatteln.
Sie schliefen im Schutz eines Wäldchens, von jeweils zwei Männern bewacht, die in regelmäßigen Abständen abgelöst wurden.
Auch nach seiner Wache hielt Hawk Augen und Ohren offen.
Im leisen Gezwitscher der Nachtvögel glaubte er eine Warnung zu hören. Er spürte die Gefahr, aber er sah sie nicht. Langsam schleppten sich die Stunden dahin, während er Skylar in den Armen hielt. Die Nacht verstrich ereignislos, und sobald der Morgen dämmerte, ritten sie weiter.
***
Am dritten Tag erreichten sie den Versammlungsort. Bevor sie sich dem Lager der weißen Regierungsvertreter, Army-Soldaten, Journalisten und fahrender Händler näherten, zügelten Ice Raven und Blade ihre Pferde. Skylar hätte ihnen gern die Hände geschüttelt und sie vielleicht sogar umarmt. Aber sie wusste, dass die Sioux keinen Wert auf Gefühlsäußerungen legten. Wenn verheiratete Frauen den männlichen Verwandten ihrer Gatten begegneten, wahrten sie eine gewisse Distanz. Und so verabschiedete sie sich nur von den beiden und dankte ihnen. Während sie den Rückweg antraten, ritt sie mit ihren restlichen drei Begleitern zum Camp.
»Hawk! Major! Willow!« Ein rothaariger, sommersprossiger junger Lieutenant eilte ihnen entgegen und grinste breit. »Ihr zwei seht wie waschechte Rothäute aus. Und Willow - nun ja ... «
»Klar, ich bin nun mal Willow, oder?«
Hawk wechselte einen Blick mit Sloan. »Natürlich ärgert er sich, weil seine Haut nicht zu seinem röten Haar passt.«
»Ein Ire ... « Traurig schüttelte Sloan den Kopf.
»Oh, die Iren sind in Ordnung, wenn man sie mit den Sioux kreuzt.«
»Ein irischer Sioux!«
»Gelegentlich kommt so was vor.«
Der junge Mann lachte. Und als er Skylar entdeckte, stockte sein Atem. »O Gott, ist dieses hinreißende Geschöpf ein Halbblut? Niemals hätte ich gedacht ... «
»Danby, das ist meine Frau«, erklärte Hawk. »Vor kurzem kam sie aus Baltimore in den Westen.«
»Oh ... « Die Kinnlade des Offiziers klappte nach unten. »Also, ich hätte geschworen - tut mir leid, Hawk ... «
»Skylar, darf ich Ihnen Lieutenant Danby Dixon vorstellen?« fiel Sloan ihm ins Wort. »Danby - Lady Douglas.«
»Bitte, nennen Sie mich Skylar«, forderte sie den Iren auf und lächelte ihn an. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Sir. Und vielen Dank, dass Sie mich hinreißend finden.«
Verlegen erwiderte er ihr Lächeln. »Guten Tag, Lady Douglas - eh - Skylar.« Ein paar Sekunden lang starrte er sie noch an, dann schien er sich zu besinnen. »Hawk, Major, Willow, auf die Sioux kommen verdammt harte Zeiten zu. Offensichtlich sind die Leute in Washington unfähig, ein Versprechen zu
Weitere Kostenlose Bücher