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Der indigoblaue Schleier

Der indigoblaue Schleier

Titel: Der indigoblaue Schleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Veloso
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hörten von einigen sehr blutigen Zusammenstößen an den Grenzen.«
    »Dona Assunção, wie schön, Euch wiederzusehen. Und wie freundlich von Euch, sich solche Sorgen um mich zu machen. Ja, ich habe alles gut überstanden, wie Ihr seht. Allerdings grassieren ein paar sehr hässliche Krankheiten, so dass wir gezwungen waren, früher als geplant umzukehren. Aber lasst Euch von mir nicht aufhalten – ich berichte Euch gern ein anderes Mal in aller Ruhe von meinen Erlebnissen, wenn Ihr mehr Muße habt.« Er war inzwischen vom Pferd abgestiegen und befreite nun Panjo aus dem Sattelkorb. Der Hund lief schwanzwedelnd um Dona Assunção herum, sprang sie jedoch nicht an, was er noch vor nicht allzu langer Zeit getan hätte.
    »Ich sehe, Euer Hund hat auch einiges dazugelernt«, sagte Dona Assunção. »Um mein blaues Kleid war es ja nicht besonders schade, aber weitere Teile meiner Garderobe hätte ich seinem Überschwang nicht gern geopfert.«
    Miguel lachte. »Sehen wir uns später noch? Ich denke, ich werde nicht vor dem späten Nachmittag zurückreiten – wenn Eure Kinder alle drei anwesend sind, werden sie mich auch kaum vorher aus ihren Fängen lassen.«
    Dona Assunção nickte. »Ja, sie sind alle da. Kümmert Euch ein wenig um Delfina, bitte. Sie ist in letzter Zeit nicht ganz sie selbst. Vielleicht bringt Ihr etwas aus ihr heraus.«
    Sie brauchte gar nicht mehr zu sagen. Miguel verstand auch so, dass nun der Zeitpunkt gekommen war, Dona Assunção einen Gefallen zurückzuzahlen. Sie hatte ihm von Carlos Albertos Machenschaften berichtet und damit rechtzeitig dafür gesorgt, dass er nicht weiter darin verwickelt wurde. Nun war es an ihm, eine Information zu erlangen und ihr zukommen zu lassen. Miguel ahnte, worum es ging, und er hatte ein scheußliches Gefühl dabei. Sollte er Delfina und ihre heimliche Liebe preisgeben – oder sollte er seine Schuldigkeit tun und Dona Assunção von den Sorgen ihrer Tochter berichten? Eine Zwickmühle, aus der es für ihn keinen eleganten Ausweg gab. Oder doch? Er sollte sich erst einmal anhören, was Delfina ihm anvertraute. Vielleicht hatte sie den unpassenden Galan längst zum Teufel geschickt und hatte nun ganz andere Sorgen.
    Der Empfang, den Álvaro, Sidónio und Delfina ihm boten, hätte herzlicher nicht sein können. Sie begrüßten ihn mit Umarmungen und erfreuten Ausrufen, dass er so bald – und heil – wieder zurückgekehrt war. Sie bestürmten ihn mit so vielen Fragen auf einmal, dass Miguel nicht wusste, wo er mit seinen Schilderungen beginnen sollte, und sie überfielen ihn ihrerseits mit so vielen Neuigkeiten, dass ihm davon schwindelte. Die schüchterne Maria habe sich zwischenzeitlich verlobt, erfuhr Miguel da, und der neue Inquisitor sei beim Empfang der heiligen Kommunion in Ohnmacht gefallen, wegen der Hitze, meinten die einen, wegen seines strengen Fastens, glaubten die anderen. Ein kürzlich eingelaufenes Schiff habe eine interessante junge Dame mitgebracht, berichtete Álvaro, und besagte Dame sei nichts weiter als eine Heiratsschwindlerin, behauptete Delfina. Es war wie eh und je, und Miguel überkam urplötzlich ein wunderbares Gefühl von Geborgenheit. Diese Familie war ihm näher, als es seine eigene je gewesen war. Ein Jammer, dass sie bald nach Portugal reisten, um an Dona Assunçãos Hochzeit teilzunehmen. Es würde mindestens ein Jahr vergehen, bevor er sie wiedersah.
    »Habt ihr schon eine Passage gebucht?«, fragte er die Geschwister nun.
    »Ende des Monats soll es losgehen. Wenn wir Glück haben, sind wir dann im September in Lissabon. Der Herbst ist nämlich eine schöne Zeit für …«, antwortete Sidónio.
    »Für Flitterwochen«, ergänzte Álvaro.
    »Es ist schon komisch, sich Mamãe als frisch verheiratete Braut vorzustellen«, meinte Delfina und kleidete das diffuse Gefühl von Peinlichkeit in Worte, das von ihnen allen dreien Besitz ergriffen hatte.
    »Also, ich finde, eure Mutter ist doch eine sehr attraktive …«, begann Miguel, doch alle drei fielen ihm sofort ins Wort.
    »Sag es nicht! Davon wollen wir nichts hören!«
    Miguel lächelte die drei vielsagend an. »Ich wusste gar nicht, wie prüde ihr sein könnt.«
    Er ließ die Beschimpfungen grinsend über sich ergehen, bevor er in ernsterem Ton sein eigentliches Anliegen vortrug.
    »Ich habe einen Plan, bei dem ich eure Hilfe brauche.«
    Sofort wurden die drei hellhörig. »Ach? Es ist hoffentlich kein Reliquienhandel, den du aufziehen willst?«, foppte Delfina

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