Der indigoblaue Schleier
wieder so aktiv zu sein. Miguel war ohnmächtig zu Boden gesunken. Sie kniete neben ihm und rief nach Makarand und Anuprabha, doch niemand kam. Miguel musste in der Androhung der Strafe sehr drastisch gewesen sein, wenn ihre Dienstboten tatsächlich seinen Wunsch, sie mögen der improvisierten Laube fernbleiben, beherzigt hatten. Nun aber erwies sich die Intimität als Gefahr. Was, wenn er nicht wieder zu Bewusstsein kam? Wie sollte sie ihn ohne Hilfe ins Haus schaffen? Sie fächelte ihm Luft zu und gab ihm zwei Ohrfeigen.
Sie kniete in dem spärlich wachsenden Gras unter dem Baum und bekam nasse Knie, doch davon spürte sie nichts. Sie schob den Schleier über ihren Kopf, beugte sich über Miguel und horchte, ob seine Atmung normal ging. In diesem Augenblick schlug er die Augen auf.
Ihre Gesichter waren keine Handbreit voneinander entfernt. Keiner wagte etwas zu sagen. Miguel streckte den Arm nach ihr aus und umfasste ihre Taille, die so schmal war, dass sie sich unter seiner großen Hand anfühlte, als würde sie gleich zerbrechen. Amba ließ ihn gewähren. Er fuhr langsam mit der Hand an ihrem Rücken hoch, schob sie zwischen Sari und
choli,
bis er ihren Nacken erreicht hatte und dort einen sanften Druck ausübte. Ihr Kopf senkte sich, bis ihre Lippen endlich zueinanderfanden.
Es war zunächst nur der Hauch eines Kusses, federleicht und tastend, köstlich in seiner Sanftheit. Amba schloss die Augen und ließ zu, dass Miguel sie fester an sich zog. Sein Kuss wurde fordernder. Amba genoss den Geschmack und die Zartheit seiner Lippen, und die prickelnde Intensität der Nähe jagte ihr wohlige Schauer über den ganzen Körper. Als ihr schwerer Zopf nach vorn fiel und sie ihn wieder über den Rücken legen wollte, griff Miguel nach ihrem Handgelenk. Er küsste die Innenfläche der Hand und die empfindliche Stelle, an der er ihren Puls erspüren konnte. Amba entzog ihm die Hand vorsichtig, um seinen Hals und seinen Nacken damit zu erforschen. Sie vergrub sie schließlich in seinem Haar und forderte nun ihrerseits eine noch größere Nähe.
Sie war noch nie so geküsst worden – und hatte selber nie zuvor auf diese Weise geküsst. Wie von allein fanden sich ihre Zungen zu einem erotischen Spiel, das in seiner Harmonie einen Liebesakt vorwegnahm, der die große Erfüllung verhieß. Miguel nahm ihre Unterlippe zaghaft zwischen die Zähne, erkundete mit der Zunge die Linie ihres Kinns, schmeckte die samtige Haut und den zarten Flaum unterhalb ihrer Ohren, knabberte an den Ohrläppchen und verlor sich schließlich in den leisen Seufzern, die sie ausstieß, als er ihren Hals mit kleinen Bissen übersäte. Er zog ihren Oberkörper nun ganz eng an seinen. Durch den dünnen Stoff ihrer Kleidung fühlte er ihre harten Brustwarzen und ihr heftig schlagendes Herz. Er atmete schwer. Seine Erregung war so stark, dass es schmerzte.
Amba, die noch immer neben Miguel kniete, während ihr Oberkörper an seinen gepresst war, legte sich nun vollständig auf ihn. Sie wollte ihn ganz spüren, wollte ihm mit jeder Faser ihres Körpers nahe sein. Seine Erektion drückte hart gegen ihren Bauch, und am liebsten hätte sie sich auf der Stelle aller Kleidung entledigt. Alles in ihr schrie nach der vollkommenen Verschmelzung ihrer Leiber. Ihr Atem ging stoßweise, als sie die oberen Knöpfe seines Hemdes öffnete und ihre Hand sich darunterschob, um seine Brustbehaarung, das Spiel seiner Muskeln und die von Schweiß benetzte Haut zu berühren.
Miguel umschloss ihre Taille mit beiden Händen und zog Amba ein Stück an sich hinauf. Sie spreizte die Beine ein wenig, und er packte beinahe grob ihr Gesäß. Sie spürte ihn, hart und groß, zwischen ihren Schenkeln. Der Saum ihres Saris war bereits bis zu den Knien heraufgerutscht, und nun schob Miguel den Stoff weiter hinauf. Seine Hände glitten darunter und fuhren fest an ihren Beinen bis zum Hinterteil hoch, das, was ihn ebenso überraschte wie erregte, unter dem Sari und dem Unterrock nicht weiter bedeckt war. Amba trug keine Leibwäsche. Er hob ihr Becken an, um an seiner Hose herumzunesteln. Wenn er nicht jetzt sofort in sie eindringen konnte, würde er verrückt werden.
Beide keuchten und hörten in ihrer verzückten Vorfreude auf die bevorstehende Vereinigung nicht die aufgeregten Stimmen, die sich vom Haus her näherten. Erst als ganz in ihrer Nähe Makarand zu vernehmen war, der fassungslos »Oh!« rief, ließen sie voneinander ab.
Miguel stöhnte vor Frustration. Amba seufzte,
Weitere Kostenlose Bücher