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Der indische Fluch

Der indische Fluch

Titel: Der indische Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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den Wänden hochgefressen.
    Lisa lag auf dem Boden. Sie bewegte sich nicht. Ich beugte mich über sie und drehte sie halb herum.
    "Sie ist tot!" stellte ich fest.
    Und auf ihrem Rücken war etwas Dunkles zu sehen.
    Der eingebrannte Abdruck einer Hand. Josh sah es auch und wir brauchten nur einen Blick zu wechseln, um zu wissen, was der jeweils andere dachte. Ratami war hier gewesen und vielleicht geisterte sie auch in diesem Augenblick noch durch die hohen Korridore von Pembroke Manor.
    Alles wiederholt sich! ging es mir schaudernd durch den Kopf. Pembroke Manor steht erneut in Flammen...
    "Kommen Sie!" rief indessen der Butler. "Wir müssen sehen, daß wir hier heraus kommen! Die Flammen werden sich in Windeseile ausbreiten!"
    "Einen Moment", murmelte ich und sah mich etwas um.
    Der Rauch wurde dichter und mir war bewußt, daß wir nicht mehr lange hierbleiben konnten ohne unser Leben zu gefährden.
    Edward versprühte noch den letzten Rest dessen, was sich in seinem Feuerlöscher befand, dann warf er ihn krachend auf den Boden.
    Wir folgten ihm durch den Flur. Auch Joshs Feuerlöscher war bald leer.
    Edward eilte voran.

    Panik schien ihn erfaßt zu haben.
    "Worauf wartest du noch?" fragte Josh, als ich plötzlich stehenblieb. Ich deutete auf eine Stelle im grauen Stein.
    "Ein Handabdruck...", flüsterte Josh mit verengten Augen.
    "Sie ist noch hier!" flüsterte ich. "Ich spüre es..."
    Meine Worte bekamen schon im nächsten Moment eine grausige Bestätigung.
    Ein schauerlicher Schrei gellte von der Empfangshalle her zu uns herüber. Ein Todesschrei...
    Es konnte nur der Butler sein, der in heller Panik vorausgelaufen war und uns hinter sich gelassen hatte...

    *
    Als wir den Empfangsraum betraten, sahen wir Edward reglos am Boden liegen. Seine Augen blickten schreckgeweitet ins Nichts. Er war tot.
    "Josh!" flüsterte ich dann tonlos.
    Wir sahen auf.
    Lautlos schritt Ratami uns entgegen, während um sie herum alles von Spinnweben überwuchert wurde.
    Ihr Lächeln war kalt und in ihren Augen flackerte es.
    Flammen schlugen aus dem Boden und bildeten einen Ring um uns. Wir waren Gefangene.
    Josh versuchte, seitlich auszubrechen, woraufhin die Flammen hoch empor züngelten, so daß er schreiend zurückwich.
    Ich schluckte.

    "Sie wird uns umbringen", stellte Josh fest.
    "Ratami!" rief ich ihr entgegen. Ich hatte mich schon einmal mit ihr verständigen können. Warum sollte es nicht auch in diesem Augenblick gelingen.
    Sie kam näher. Ihre Hand hob sich und ich sah die schwarze Innenenfläche.
    Ja, ich werde euch töten! hörte ich in mir die fremden Gedanken dieser überirdisch schönen Frau, in deren Augen kalte Grausamkeit stand.
    "Wir sind nicht für das verantwortlich, was dir widerfahren ist..."
    Ich weiß. Aber ich kann nicht anders. Der Drang ist zu stark... Viel zu stark... Ich muß es tun! Ich muß...
    Gedanken der Verzweiflung und des Schmerzes überfluteten mein Bewußtsein mit beinahe unerträglicher Intensität. Ich faßte mir an den Kopf und begann zu wimmern.
    "Linda! Was ist?" drang Joshs Stimme wie von weiter Ferne an mein Ohr.
    "Nein!" schrie ich "Nein!"
    Ratami, die Frau in Rot kam näher und der Feuerkreis schien für sie kein Hindernis zu sein. Sie ging einfach hindurch...
    Nur noch wenige Schritte lagen zwischen ihr und uns. Für Josh und mich gab es kein Entrinnen. In dem Moment, in dem sie einen von uns berührte, würde das unweigerlich das Ende bedeutete...
    Das Geräuch einer knarrenden Tür ließ die schöne Inderin zur Seite blicken.
    Die Tür nach draußen hatte sich geöffnet und ein kühler Luftzug wehte herein, der die Flammen anfachte.

    Eine Gestalt war eingetreten.
    "Linda!"
    Ich erkannte die Stimme sofort und wandte ungläubig den Kopf. Es war Ridley.
    "Komm nicht näher, Mark!" rief ich. "Sonst bist du verloren!"
    Mark Ridley stand einen Augenblick wie erstarrt da. Er sah kurz zu mir herüber, dann wandte er den Blick zu Ratami.
    Vorsichtig setzte er einen Schritt vor den anderen.
    "Nein!" schrie ich, denn ich wollte nicht, daß auch er sich in Gefahr brachte.
    Für Josh und mich konnte es kaum noch Rettung geben, aber Ridley sollte nicht auch noch sterben, zumal er nicht die geringste Chance hatte, etwas auszurichten.
    Es gab nichts, was man Ratamis unheimlichen Kräften entgegensetzen konnte. Nichts...
    Ich fühlte einen Kloß im Hals.
    "Mark!" flüsterte ich, während mich tiefe Verzweiflung erfüllte. Er ließ sich nicht beirren und näherte sich weiter.
    In seiner Hand sah

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