Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der indiskrete Roboter

Der indiskrete Roboter

Titel: Der indiskrete Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
Vom Netzwerk:
die Ecke gucken könnte, ginge es besser.«
    »Um die Ecke gucken?« Sara dachte einen Augenblick nach, nahm ihre Puderdose, klappte sie auf und befestigte sie am Ende des Meßbandes. Dann hob sie unmittelbar am Rande des Niedergangs eine Bodenplatte ab und senkte die Puderdose hinab.
    »Hallo, was ist denn das?« rief Boris, als er die Puderdose vor seinen Augen baumeln sah.
    »Damit kannst du um die Ecke gucken.«
    »Wunderbar!« Boris blickte in den an der Innenseite des Deckels befindlichen Spiegel und wischte sich einen Ölfleck von der Stirn. »Eine kleine Drehung nach links bitte. Halt, so ist’s gut, und jetzt eine Handbreit näher zu mir.«
    Boris ging wieder mit Schraubenschlüssel und Schraubenzieher zu Werke. Es dauerte nicht lange, da rief er: »Wenn die beiden Opas recht haben, müßten jetzt beide Stromkreise wieder geschlossen sein.«
    Sara zog die Puderdose hoch, nahm die Quaste und betupfte sich die Nase. Nach einem prüfenden Blick in den Spiegel klappte sie die Dose zu. »Wir werden es gleich sehen.«
    Sie lief zum Schaltpult, wo alle den Normalbetrieb der Eigensteuerung anzeigenden Lämpchen leuchteten. Boris war aus dem Niedergang gestiegen und trat neben Sara, die bereits den Kurs korrigierte.
    »Weiterer Kursabfall?«
    »Minimal, ohne Bedeutung.«
    »Da woll’n wir mal sehn, ob auch die irdische Energie wieder fließt.« Boris gab das Signal des Energiepostens ein.
    »Hallo!« meldete sich der Ingenieur, »seid ihr soweit?«
    »Es scheint so, die Eigenversorgung jedenfalls funktioniert wieder.«
    »Dann funktioniert auch alles andere. Ich gebe Strom!«
    Der Ingenieur legte kurz hintereinander drei kleine Hebel um. Im gleichen Augenblick blitzte und knatterte es im Innern des Leuchtturms, als sei das schrecklichste Gewitter im Gange. Boris und Sara schlugen die Arme schützend vor’s Gesicht und wichen an die Wände zurück. Der Ingenieur brachte die Hebel sofort wieder in Ausgangsstellung, worauf das Blitzen und Knattern schlagartig aufhörte. Als die Raumlotsen die Arme herunternahmen, sahen sie neben dem Ingenieur jetzt auch den Assistenten stehen. Die beiden schienen sich vor Lachen ausschütten zu wollen.
    »Ihr Witzbolde!« schimpfte Boris, »was habt ihr denn da angestellt?«
    »Nichts«, entgegnete der Ingenieur, »außer dem Strom haben wir nichts angestellt. Aber ihr scheint etwas angestellt zu haben oder abgestellt. Guckt mal nach, irgendwo muß ein Widerstand außer Funktion sein.
    »Ein Widerstand?« Boris blickte prüfend im Raum umher. Sein Blick fiel auf den Hebel, den er bei Öffnung des Werkzeugschrankes unwissentlich berührt hatte. Er rieb sich in Gedanken den Ellenbogen, und da ging ihm ein Licht auf. Er schaltete den Widerstand wieder ein und wandte sich an den Ingenieur. »Und jetzt das Ganze noch mal!«
    »Wie du willst«, sagte der Ingenieur und drückte die Hebel herunter.
    Sogleich flammte eine Reihe von Signallampen auf. Sara verglich die Signale mit dem Schemaplan und nickte Boris zu.
    »Na also«, sagte Boris, die Hand noch immer am Hebelgriff des Widerstandes. »Zum Abschied noch mal ein kleines Gewitter?«
    »Wenn es dir Spaß macht?«
    »Es macht mir Spaß.« Boris schaltete den Widerstand aus und damit das Gewitter ein, ließ es einige Sekunden blitzen und knattern und schaltete es wieder aus. »Das war’s dann wohl«, sagte er und zu den beiden vom Energieposten: »Wir danken.«
    »O bitte, es war uns ein Vergnügen.«
    Das Bild auf dem Schirm erlosch, und Boris wandte sich wieder Sara zu. »Der Kurs?«
    »Ist korrigiert.«
    »Dann ab mit Eile, sonst sehen wir nichts mehr von Gustavs Eisbombe. Die schmilzt bestimmt schon leise vor sich hin.«
     
    Die beiden Altchen in der R 5 hatten sich wieder mal dem Schlafe ergeben, als Boris ihnen den Erfolg des Unternehmens melden wollte. Und auch diesmal schreckte sie erst der verstärkte Rufton auf.
    »Hast du was gesagt?« fragte der Kurzsichtige, der als erster wach geworden war.
    »Ich glaube nicht«, antwortete der Schwerhörige.
    »Dann wird’s wer anderer gewesen sein. Mal sehn.« Er gab Empfangsbereitschaft, und als Boris auf dem Schirm erschien, fragte er beinahe mürrisch: »Was gibt’s denn noch?«
    »Wollte euch nur sagen: Es hat geklappt!«
    »Bei uns klappt immer alles, da mußt du uns doch nicht extra aus . . .«
    »Verstehe. Jedenfalls besten Dank für den Tip.«
    Der Alte hob die Karte vor die Augen und schien sich für nichts anderes mehr zu interessieren. »Schon gut«, sagte er nebenher und

Weitere Kostenlose Bücher