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Der indiskrete Roboter

Der indiskrete Roboter

Titel: Der indiskrete Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
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im gegebenen Falle durchdreht.«
    Die Assistentin unterdrückte ein Lächeln. »Ich glaube nicht, daß er der Situation gewachsen ist.«
    »Ist ja auch nicht sein Beruf. Weiter!«
    »Der zweite Insasse ist Doktor Wedim, zweiunddreißig Jahre alt, gute körperliche Verfassung.«
    »Nerven?«
    »Stabil.«
    »Er ist wohl Angler?«
    »Wieso?«
    »Wir haben auch einen Angler.«
    Gustav, der die Lorak startklar gemacht hatte und gerade zurückgekommen war, bedankte sich für das indirekte Kompliment.
    »Der dritte Insasse«, fuhr die Assistentin fort, »ist Heli Anderson, achtundzwanzig Jahre alt, körperliche und psychische Verfassung gut.«

    »Bei einer Frau«, schaltete sich der Altlotse ein, »könntest du schon etwas mehr sagen.«
    »Und was?«
    »Wie sie auf Männer wirkt.«
    Die Assistentin wußte nicht gleich, wie sie Gustavs Frage verstehen sollte, nahm sie aber schließlich auf die Sache bezogen und sagte: »Ich glaube, sie wirkt auf Männer beruhigend.«
    »Das ist in der gegebenen Situation von Vorteil«, meinte Gustav, »ein Kompliment ist es aber nicht.«
    Die Lotsen hatten keine weiteren Fragen. Die Assistentin erkundigte sich ihrerseits, wie die Rettungsaktion vor sich gehen solle, wenn das Unikraft nicht länger einsetzbar sei.
    »Wir nehmen eine Lorak«, erklärte Sara.
    »Ein Raumschiff?« Die Assistentin war nicht wenig erstaunt.
    »Etwas anderes haben wir nicht«, entgegnete Sara, »jedenfalls nichts Besseres. Ein Raumschiff ist auf beinahe alles eingerichtet, auf extreme Temperaturen und auch auf den Druck, der in zweihundert Meter Wassertiefe herrscht.«
    Sara beendete das Gespräch. Wenig später meldete sich Boris und teilte mit, daß die Wassertemperatur eine Höhe erreicht habe, der man das Unikraft nicht länger aussetzen könne. Sara wies den Cheflotsen an, sofort zur Station zurückzukehren.
    »Die Lorak ist bereits startklar, Fredy begleitet dich.«
    »Und den Roboter brauchen wir auch. Sag Fredy, er soll ihm das Morsen beibringen. Wenn wir die Kapsel gefunden haben, muß Oskar den Klopfgeist spielen. Anders können wir uns mit den Insassen nicht verständigen.«
    »Hast du gehört?« rief Sara durch die offene Tür in den Nebenraum, wo der Junglotse am Bein des Roboters herumdokterte, »du sollst ihm das Morsen beibringen!«
    Fredy ließ Oskar stehen und kam herein. Er vergewisserte sich, daß der Cheflotse nicht mehr auf Gespräch war, und wandte sich Sara zu. »Wie kommst du darauf, daß Boris die Lorak führen soll? Bis der hier ist, geht doch nur unnötig Zeit verloren.«
    »Boris kennt inzwischen die örtlichen Bedingungen«, erklärte Sara, »ein anderer müßte sich erst mit ihnen vertraut machen.«
    »Das ist doch nicht der wirkliche Grund.«
    »Und was ist deiner Meinung nach der wirkliche Grund?«
    »Daß du nicht bis drei zählen kannst.«
    Sara sah den Junglotsen verblüfft an, doch bald ging ihr ein Licht auf. Seit Gustavs siebzigstem Geburtstag hatte sie den Altlotsen nicht mehr im Außendienst eingesetzt. Das war zwar gut gemeint, aber nicht gut bedacht. Je älter einer wird, desto eher empfindet er Rücksichtnahme als eine Zurücksetzung, jedenfalls aber als die indirekte Bescheinigungnachlassenden Leistungsvermögens. Sara stellte kurz entschlossen eine Verbindung mit dem Unikraft her.
    »Hallo, Boris!«
    »Was gibt’s?«
    »Gustav übernimmt die Leitung der Aktion. Du bleibst mit dem Unikraft über Wasser und hältst die Verbindung aufrecht.«
    Boris grinste. »Verstehe.«
    »Wollte ich dir auch geraten haben.«
     
    Indessen ließ Renner sich von der THERMOCHEMAK eine erste Analyse des Geschehens geben. Die ORB wollte sich vergewissern, ob die eingeleiteten Maßnahmen ausreichten.
    »Wie bekannt ist«, begann der Direktor, »arbeitet unser Institut daran, die Methoden der Gewinnung von Wasserstoff zu vervollkommnen. Zu dem Zwecke experimentiert Professor Lock an einer Kombination verschiedener Hilfsreaktionen mit bestimmten Drücken.«
    »Und das ausgerechnet in einem der Öffentlichkeit zugänglichen See!«
    »Experimente dieser Größenordnung«, verteidigte sich der Direktor, »sind absolut ungefährlich.«
    »Die Katastrophe beweist das Gegenteil!«
    »Wir können uns das nur damit erklären, daß Professor Lock Experimente anderer Größenordnung durchgeführt hat, und zwar ohne uns zu unterrichten.«
    »Und wenn er euch unterrichtet hätte.«
    »Hätten wir ihm die Experimente selbstverständlich untersagt.«
    »Und die Welt wäre um eine große Entdeckung

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