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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Budinger
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stammten.
    »Genau. Ich habe sozusagen über Nacht ein Interesse an Amphibien entwickelt.«
    Die Schwester schüttelte unmerklich den Kopf. »Jeff Zaninski haben Sie gerade verpasst. Er hat gestern Nachmittag den Bestand und gleich alles andere überprüft. Deswegen ist er erst Anfang der Woche wieder da.«
    Was für ein verdammtes Pech! »Kümmert er sich nicht täglich um seine Tiere?«
    »Die werden hier von einem Laboranten mitversorgt. Und manchmal sieht auch Dr. Harris nach den Tieren.«
    Bei dem Namen wurde Cotton hellhörig. »Dr. Harris? Mit dem hatte ich noch nicht das Vergnügen«, log er.
    »Das wäre auch mehr als seltsam«, sagte die Schwester, und das erste echte Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Er leitet hier in der Klinik unsere Insektensprechstunde. Bei der Gelegenheit füttert er übrigens auch die Frösche. Apropos, Sie bekommen auch gleich Ihr Frühstück. Lassen Sie es sich schmecken.«
*
    Als Mrs Chin eine halbe Stunde später erschien, schob Cotton dankbar das kaum angerührte Frühstückstablett weg.
    Mrs Chin war immer noch aufgeregt. Sie sprach mit kleinen, hektischen Pausen. »Der Doktor hat mir erklärt, dass bei einem kleinen Kind eine winzige Menge von diesem Gift lebensgefährlich ist.« Sie schlang die Hände ineinander. »Ohne Sie wäre Alec gestorben! Und auch Peter hatte Gift im Körper, wie die Blutprobe ergeben hat. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen für die Rettung meiner Enkel danken soll.«
    Er räusperte sich. »Das hätte jeder getan. Wissen wir denn inzwischen, was tatsächlich passiert ist?«
    »Die Kinder behaupten, sie hätten die Frösche auf dem Flur herumhüpfen sehen. Da wären sie auf die Idee mit dem Wetthüpfen gekommen.«
    Offensichtlich hatte niemand Mrs Chin darüber informiert, dass Cotton das Gleiche gesagt hatte. »Sie klingen so zweifelnd.«
    »Es sind liebe Kinder, sogar die Jungs. Sie würden nicht lügen. Aber sie waren nach der Sache ganz durcheinander. Ich glaube, sie haben zu viel Fantasie. Das liegt an den vielen Computerspielen heute.«
    Das bezweifelte Cotton. »Aber woher stammt dann das Gift?«
    »Vielleicht hat ein Irrer die Spielzeugtiere vergiftet.«
    »Das müsste man untersuchen«, gab Cotton ihr recht. »Mir ist da gerade eingefallen, wie Sie mir helfen könnten. Und könnten Sie mir für ein paar Tage Ihr Handy leihen?«
*
    Während Mrs Chin den Pfleger Simms ablenkte, der auf der Station Dienst tat, schlich Cotton im Bademantel an den Computer im Nebenzimmer. Wenn Simms durch das Milchglasfenster schaute, würde er ihn beim Herumschnüffeln sehen, aber das Risiko ging Cotton ein. Mrs Chin redete wegen der Spielzeuge auf Simms ein und sagte ihm, man solle sie unbedingt auf Gift untersuchen.
    Da das Krankenhaus Zaninski wegen des Froschvorfalls angerufen hatte, existierte bestimmt auch eine aktuelle Telefonnummer von ihm. Cotton klickte sich durch das Intranet und rief die Daten zu dem jungen Doktoranden auf. Er notierte die Nummer mit einem herumliegenden Kugelschreiber in der Handfläche und prägte sich das Foto des rothaarigen Mannes ein. Gerade wollte er die Seite schließen, als er an einem Namen hängen blieb. Harris .
    Zaninski war ausgerechnet Harris’ Assistent an der Columbia University.
    Cotton folgte dem Hinweis und klickte die Seite des Insektenspezialisten an. Dr. Harris war nicht nur Entomologe, sondern auch Biologe, Fachgebiet Mikrobiologie. Das war Cotton bei den Recherchen gar nicht aufgefallen. Schließlich hatte er am Freitag auch nur nach einem Insektenkundler gesucht.
    Das dazugehörige Foto zeigte einen ungefähr sechzigjährigen Mann mit Brille.
    Cottons Mund wurde trocken. Irgendetwas störte ihn an diesem Bild. War es das wenige Grau im ansonsten braunen Haar? Nein, im Gegenteil, er kannte diesen Mann! Er hatte ihn am Donnerstag im Api-Behandlungsraum gesehen. Das Licht war gedämpft gewesen, und er selbst war aus einem leichten Dämmerschlaf hochgeschreckt. Doch je länger er das Foto betrachtete, desto überzeugter war Cotton, dass dies der Mann war, der etwas aus seinem Pappbecher auf Cottons Hemd gespritzt hatte. Nur hatte er da keine Brille getragen.
    Plötzlich rückten einige Dinge wie Puzzleteile an ihren Platz. Er warf einen Blick zurück durch das Milchglas der Tür. Mrs Chin nahm den Pfleger mit ihrem Anliegen voll in Beschlag. Simms brummte zwischendrin beruhigend.
    Cotton musste es einfach riskieren. Eine schnelle Suche nach dem Stichwort »Insektensprechstunde« brachte

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