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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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Seattle, den ich in der kommenden Woche halten muß. Meinen Sie, daß das klappt?«
    »Das ist kein Problem, denke ich. Die Abbildungen werden übermorgen vormittag fertig sein.«
    Walter Seitz musterte sie aufmerksam. »Das ist ja sehr schön. Ich bin übrigens sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit. Hoffentlich sind Sie auch zufrieden!«
    Die Fotografin war von diesem plötzlichen und unerwarteten Lob ziemlich überrascht. Verlegen sah sie ihren Chef an. »O danke, Herr Professor! Ja, es gefällt mir sehr gut hier.«
    Seitz erhob sich und ging langsam in Richtung Fenster. Während er hinausblickte, räusperte er sich. Nach einer kurzen Pause drehte er sich wieder um. »Äh, wie geht es Ihnen sonst, ich meine … hm … privat? Wie ich hörte, standen Sie Charles Kossoff sehr nahe.«
    Katie saß stumm auf ihrem Stuhl. Seitz hatte ihre Trauer wieder aufgerührt. Charles! Sie vermißte ihn so sehr. Fast drei Wochen war er jetzt schon tot. Sie fühlte, daß ihre Augen feucht wurden.
    »Ist alles in Ordnung?« fragte Seitz in ihre Gedanken hinein.
    Die Fotografin verspürte leichten Unwillen. Was ging Seitz das alles überhaupt an, und dazu noch nach drei Wochen? Bisher hatte er kein Wort über Charles verloren. »Danke, es geht mir einigermaßen«, antwortete sie zögernd.
    »Ich … ich dachte nur, falls Sie ein paar Tage Urlaub brauchen, können Sie selbstverständlich jederzeit Bescheid sagen.«
    »Danke, Herr Professor, sehr freundlich von Ihnen. Aber die Arbeit lenkt mich besser ab als jeder Urlaub.«
    Langsam wurde diese Fürsorge ein bißchen peinlich. Sie blickte ihn fragend an. »Brauchen Sie mich noch, oder kann ich jetzt gehen?«
    »Natürlich, ich wollte Sie ja nicht lange aufhalten.«
    Katie stand auf. Sie hatte gerade die Hand auf die Klinke gelegt, als der Professor noch einmal zu sprechen begann. »Eine Frage noch!«
    »Ja?«
    »Hm, ich habe gehört, daß Sie Dr. Kossoffs Verwandtem, diesem … äh … Mr. Green, den Schreibtisch Ihres verstorbenen Freundes gezeigt haben.«
    Katie Pafka blickte ihn erstaunt an. »Ja, Herr Professor. Er hat mir gesagt, Sie hätten es ihm erlaubt. War das falsch?«
    Walter Seitz hob abwehrend die Hände. »Nein, nein, das war schon in Ordnung. Hat er denn irgend etwas gefunden, was er mitnehmen wollte?«
    Sein Interesse an ihrer Antwort schien unverhältnismäßig groß. »Nein, soweit ich weiß, hat er nichts mitgenommen.« Von dem Wandkalender, den sie abfotografiert hatte, wollte sie einstweilen nichts sagen.
    Seitz war offensichtlich ihr leichtes Zögern aufgefallen. »Sind Sie sicher, Ms. Pafka?«
    »Ja«, nickte sie, »er hat in den Schubladen nachgesehen und auf den Regalen. Aber da stehen ja nur noch zwei der Protokollordner und einige Kataloge. Und dafür hatte er wohl keine Verwendung.«
    Es dauerte einige Zehntelsekunden, bis ihr der Fehler klar wurde, den sie gerade begangen hatte.
    Walter Seitz sah sie forschend an, während er ein freundliches Lächeln aufsetzte. »Ah, Ihnen ist aufgefallen, daß einige Ordner fehlen? Sehr aufmerksam, das muß ich schon sagen. Aber damit Sie beruhigt sind und sich keine Sorgen um den Verbleib der Protokolle machen: Ich hatte mir die Freiheit genommen, die Unterlagen von seinem Regal zu holen, um seine letzten Experimente nachvollziehen zu können.«
    Er lügt, dachte die Fotografin, er lügt. Er war beim Kongreß in Dallas, als jemand die Ordner geholt hat. Jemand, der nicht zum Institut gehörte, da war sie ganz sicher. Trotz dieser Erkenntnis nickte sie mit gespielter Erleichterung. »Ich dachte schon, jemand hätte sich unbefugt an Charles' Unterlagen vergriffen.«
    »Nein, nein, es ist alles mit rechten Dingen zugegangen.« Er sah sie prüfend an. »Haben Sie Mr. Green gegenüber eigentlich erwähnt, daß einige Ordner fehlten?«
    Du mußt ›Ja‹ sagen, befahl sich Katie, sonst weiß er, daß du ihn belügst. »Ja, ich glaube schon. Ich … ich war etwas verwirrt in den letzten beiden Wochen.«
    Seitz nickte. »Ja, das ist ja auch verständlich, obwohl Mr. Green ja jetzt annehmen muß, daß in unserem Institut so etwas wie Leichenfledderer, oder sagen wir besser: Erbschleicher unterwegs seien.« Er lächelte gekünstelt.
    »Es täte mir leid, wenn ich einen Fehler gemacht hätte«, sagte die Fotografin bedauernd.
    »Aber das ist doch verständlich in dieser Situation. Und, bitte, nehmen Sie das nicht zu ernst. Es spielt ja wirklich keine große Rolle, was Mr. Green denkt.«
    Den Eindruck hatte Katie allerdings doch. Der

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