Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
Vom Netzwerk:
das auch noch zu ziemlich großzügigen Konditionen. Er hatte umgehend den Vertrag unterschrieben und war nach London zurückgekehrt, um seine Sachen zu holen.
    Jetzt saß er also hier in der Eisenbahn und näherte sich seinem neuen Arbeitsplatz. Mal sehen, was draus wird, dachte er. Aufgrund der Vereinbarung, die er mit dem Personalchef getroffen hatte, würde er eine kleine Arbeitsgruppe leiten, die versuchen sollte, genetisch manipulierte Bakterien zur Produktion fremder, nämlich humaner Proteine zu veranlassen. Lundquist hoffte, daß er nicht viel länger als drei, vier Wochen bei Interclone bleiben mußte, um an Montgomerys Fährte anknüpfen zu können, denn er hielt die Forschungsarbeit, die er leiten sollte, für reichlich überflüssig. Die Aktivierung fremder Gene in Bakterien war nicht ganz einfach, und wenn man es doch schaffte, stellte sich meist heraus, daß die gereinigten Proteine nicht unbedingt das taten, was man sich von ihnen versprochen hatte. Außerdem war es ein Faktum, daß sowohl die Erwartungen als auch der Markt auf dem Gebiet der gentechnisch hergestellten Pharmazeutika deutlich geschrumpft waren. Der Bio-Boom hatte sich zumindest auf diesem Sektor zunächst einmal als Seifenblase erwiesen. Aber täglich wurden neue Erkenntnisse gesammelt, und Lundquist nahm an, daß es bald wieder zu einem Aufschwung kommen würde. Allerdings war er sich nicht sicher, ob er das begrüßen sollte. Nach seiner Erfahrung gab es zu viele Leute, die sich über bestimmte Grenzen der Sicherheit und Ethik hinwegsetzen würden, sobald es ums Geldverdienen ging.
    Er sah auf die Uhr. Der Zug hielt soeben auf dem Bahnhof von Naas. In etwa zweieinhalb Stunden würde er in Limerick sein. Er lehnte sich bequem zurück. Ein kleines Schläfchen war jetzt genau das, was er brauchte.

London, Großbritannien
    I hr seid doch vielleicht ein paar Versager!« schimpfte Christopher Collins. »Was soll das heißen: Sie ist verschwunden?«
    Die drei Männer in seinem Büro zuckten die Achseln. »Na, sie ist einfach wie vom Erdboden verschluckt, Mr. Collins«, meinte der eine ratlos.
    »Das ist ja vielleicht eine Gurkentruppe da drüben«, polterte Collins. »Sie haben doch mit den Amerikanern telefoniert, Martin. Wieso konnte sie ihnen durch die Lappen gehen?«
    Der Angeredete machte eine unsichere Handbewegung. »Nach dem mißglückten ersten Versuch wollten die Amis sie noch mal im Hotel besuchen. Aber da war sie schon weg.«
    »Haben die Kerls denn den Flughafen und so weiter nicht überwacht?«
    »Doch, natürlich. Aber sie ist weder dort noch am Bahnhof noch am Bus-Service aufgetaucht. Auch in New York hat sie kein Flugzeug bestiegen.«
    Collins schüttelte ungläubig den Kopf. »Das gibt es doch nicht! Und was ist mit ihrem Begleiter?«
    »Der ist ebenfalls verschwunden«, mußte Martin zugeben.
    Collins machte ein nachdenkliches Gesicht. »Dieser Begleiter macht mir sowieso zu schaffen. Wo hat sie den eigentlich aufgetrieben?«
    »Hier in London«, antwortete Martin. »Sie hat sich mit einer Freundin getroffen. Dann sind die beiden ins Spaniard's Inn gefahren, und dort war dieser Unbekannte.«
    »Hm«, machte Collins, »er scheint kein Anfänger zu sein. Ihrem Bericht zufolge, Martin, hat er sich in New Haven ja offensichtlich mit großem Erfolg zur Wehr gesetzt.«
    Martin nickte zustimmend. »Die Amis waren ganz schön geschafft. Er hat zwei Leute mit Schußwaffen nur mit einem Messer angegriffen. Und er hat gewonnen!«
    »Möglicherweise also ein Profi. Das hört sich nicht gut an. Dadurch erklärt sich auch, warum ihr keine Spur mehr von den beiden findet. Wahrscheinlich sind sie längst wieder in England.«
    Martin schüttelte den Kopf. »In ihrer Wohnung ist die Dame auf jeden Fall nicht.«
    »Na und?« schnaubte Collins wütend. »Es gibt noch viele andere Wohnungen hier.« Er versuchte sich wieder zu beruhigen. Aber die stümperhafte Arbeit der Amerikaner und auch seiner eigenen Leute trieb ihn einfach auf die Palme. »Nun zu der Freundin«, fuhr er nach einer kurzen Pause fort, »was wißt ihr über die?«
    Martin zog ein kleines Notizbuch aus der Tasche. »Ihr Name ist Jeanne Lumadue. Sie arbeitet beim Daily Mirror .«
    Collins' Stirn legte sich in Falten. »Bitte? Bei der Presse? Dann hat die Kleine vielleicht schon Wind gemacht, obwohl ich nichts in der Zeitung gelesen habe.« Er dachte einen Moment nach. »Wißt ihr, wo die Lumadue wohnt?«
    »Kein Problem, das läßt sich schnell herausfinden.«
    »Gut«,

Weitere Kostenlose Bücher