Der Infekt
meinte Collins, »dann soll einer das Haus beobachten. Vielleicht hat sie die Kleine ja bei sich einquartiert.«
»Aber dann müßte sie schon wieder in England sein«, gab Martin zu bedenken. »Und nichts spricht dafür.«
Collins musterte seinen Mitarbeiter streng. »Sie sollten vielleicht erst einmal nachdenken, Martin, bevor Sie etwas von sich geben! Ihr Begleiter war eine Art Profi, der die Amis ohne große Action in den Griff bekommen hat. Kurz darauf sind die beiden wie vom Erdboden verschluckt. Meinen Sie, die hätten sich in New York, Washington oder Boston verkrochen? Quatsch! Zurück nach Hause! In Sicherheit! Das ist die Devise nach solchen Erlebnissen. Ich bin sicher, daß sie wieder hier ist.« Er schwieg kurz. »Was wissen Sie über ihren Begleiter?« fragte er dann.
»Nun, ehrlich gesagt: so gut wie nichts.«
»Dann zählen Sie eben die paar Kleinigkeiten auf, die Sie wissen, zum Teufel!« forderte Collins ungeduldig.
Martin sah wieder auf seinen Notizblock. »Also, der Mann ist etwa Mitte Dreißig, einsachtzig groß, dunkelblond, unrasiert, trägt lässige Kleidung und fährt einen dunkelgrauen Mercedes. Zumindest war er mit einem solchen Auto am Spaniard's Inn.«
Collins beschlich ein unbehagliches Gefühl. Aber er war noch nicht ganz sicher. »Wie hieß diese Frau von der Presse noch gleich?«
Martin suchte in seinem Block. »Lumadue, Jeanne Lumadue.«
Christopher Collins fühlte jetzt einen unangenehmen Druck in der Magengrube. Er glaubte zu wissen, wer der Unbekannte war, der die Aktionen der letzten Tage so durcheinandergewirbelt hatte. Wenn das stimmt, dachte er, dann haben wir aber mächtig in die Scheiße gegriffen.
»Also, ihr laßt das Haus dieser Lumadue nicht aus den Augen. Sollte der Unbekannte irgendwann dort auftauchen, was ich vermute, dann will ich ein Foto von ihm haben. Ist das klar?«
Die drei Männer nickten. »Ja, Chef.«
»Na, hoffentlich! Und seid gefälligst vorsichtig, daß ihr niemandem auffallt! Und jetzt an die Arbeit!«
Seine Männer erhoben sich und gingen zur Tür.
»Ach, Martin«, sagte Collins plötzlich.
»Ja, Chef?«
»Überprüfen Sie doch mal die Passagierlisten der letzten Tage, und zwar sowohl in Heathrow als auch in Gatwick!«
»Nach welchem Namen soll ich denn suchen?«
»Green«, antwortete Collins langsam. »Idwood Green, britischer Staatsbürger.«
Martin nickte und schloß die Tür.
Christopher Collins stützte den Kopf in die Hände und überlegte. Hoffentlich war seine Vermutung falsch. Ansonsten konnte der ganze stinkende Mist gewaltig ins Kochen geraten.
Er griff zum Telefonhörer. Vielleicht sollte er den Minister vorsichtshalber schon einmal informieren.
New Haven, Connecticut, USA
E hrlich, Katie, ich brauch die Bilder bis spätestens morgen!« lamentierte Chuck Hartley. Er lümmelte sich auf dem Schneidetisch in Katie Pafkas Fotolabor herum. Die hübsche Fotografin schnitt einige Vorlagen zurecht, um davon Repros für eine Veröffentlichung herzustellen. Zur Zeit war wirklich der Teufel los; sie hatte alle Hände voll zu tun.
Katie schob Hartleys Beine zur Seite, mit denen er nervös in dem kleinen, abgedunkelten Raum herumwippte, und bückte sich, um einen Schwarzweißfilm aus einer Schublade des Filmschranks zu holen.
»Ja, ja, Chuck, ich weiß. Alle brauchen ihre Bilder bis spätestens morgen. Ich hab aber nur zwei Hände! Also mußt du dich ein wenig gedulden. Alles der Reihe nach, so wie es kommt. Sonst darf ich nämlich nur noch eilige Sonderaufträge bearbeiten!«
Der schlaksige Doktorand seufzte verzweifelt. »Sei nicht so hart zu mir, Katie. Du weißt doch genau, daß ich es wirklich ernst meine. Übermorgen fahre ich nach Denver zum Kongreß, und das Poster ist noch nicht fertig! Ich krieg noch 'nen Nervenkasper.«
Die Fotografin arbeitete ungerührt weiter und schob Hartley ein wenig zur Seite. »Rück mal ein Stück, du Klotz.« Sie sah sich die zusammengeklebten Vorlagen im gelben Licht der Dunkelkammerleuchte noch einmal an und nickte befriedigt. Die konnte sie so ablichten.
Ihr ungeduldiger Besucher fühlte sich offensichtlich nicht genug beachtet. »Katie, ehrlich!«
»Komm, Chuckie-Liebling, halt mich nicht von der Arbeit ab! Um so länger dauert es, und dann sind deine Abzüge erst fertig, wenn der Kongreß schon vorbei ist.«
»Du Hexe!« nörgelte Hartley. »Sag mir doch wenigstens, wann du ungefähr mit den Abzügen fertig sein wirst!«
»Jetzt schmeiße ich dich aber gleich raus, alte
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