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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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Brunnens, des größeren Landbesitzes, des besseren Glaubens, der größeren Menge Geld und so weiter. Heutzutage gibt es bloß viel mehr Dinge, die sich besitzen lassen. Dazu gibt es noch viel mehr Menschen, die sich darum streiten, und damit auch viel mehr Menschen, gegenüber denen man prinzipiell privilegiert sein kann. Ich befürchte, daß sich, bezogen auf die Zahl der Menschen, nicht viel mehr Morde ereignen als in grauer und mittlerer Vorzeit.« Er sah seine Freundin zärtlich an. »Jeanne, mein Liebling, du solltest dich jetzt aber ausruhen, du siehst sehr angestrengt aus. Schlaf ein bißchen, ja? Ich bleibe hier bei dir sitzen.«
    Sie nickte schwach und schloß die Augen. Keine Minute später schien sie eingeschlafen zu sein.
    Green machte es sich am Bettrand bequem und versuchte sich ein wenig zu entspannen. Es gelang ihm nicht. Der weitere Fortgang der Angelegenheit beschäftigte ihn zu sehr. Ich muß dringend nach Limerick, dachte er. Hoffentlich kommt Chester bald!
    Chester Partridge erfüllte Greens Wunsch schon am frühen Nachmittag. Idwood versorgte ihn mit den nötigsten Informationen und Ermahnungen, gut auf Jeanne aufzupassen, bevor er sich in Richtung Westküste in Bewegung setzte. Es war noch hell, als er in Limerick ankam.

Sevenoaks, Großbritannien
    L owe.«
    »Thelma? Hier spricht Malcolm. Ich muß mit dir reden. Können wir uns sehen? Es ist wichtig.« Der distinguiert aussehende Herr mit dem Telefonhörer am Ohr bewegte mit der freien Hand genüßlich einen Cognacschwenker und nahm einen Schluck, während seine Gesprächspartnerin antwortete.
    »Natürlich, Malcolm. Heute abend noch?«
    »Ich glaube, daß das am besten wäre.«
    »Na schön«, erwiderte Thelma, »ich sage dem Chauffeur sofort Bescheid. Wir fahren umgehend los.«
    »Ich schicke dir eine Motorradeskorte entgegen, dann wird es etwas reibungsloser gehen.«
    »Einverstanden. Der Fahrer wird dieselbe Strecke nehmen wie immer. Bis nachher!«
    »Ja, bis nachher!« verabschiedete sich Malcolm Lowe. Er nippte noch einmal kurz am Cognac, stellte das Glas aber dann zur Seite. Irgendwie war ihm heute nicht nach Trinken zumute. Möglicherweise kam das eine oder andere Problem auf ihn zu. Und auch auf seine Gattin Thelma. Sie hatte das wie immer gespürt, instinktiv. Sonst hätte sie eben am Telefon sicher einige weitere Fragen gestellt. Aber so etwas merkte sie. Kleinere Krisen forderten sie geradezu heraus. Eine Art Wettbewerb.
    Auf eine gewisse Art und Weise bewunderte Malcolm Lowe seine Frau wegen dieser Fähigkeit. Obwohl er privat nicht mehr viel mit ihr zu tun hatte.
    Geschäfte, das war das, was sie beide weiterhin verband. Die Mehrung von Macht und Einfluß. Und da war der Ehestatus nicht nur aus steuerlichen Gründen Vorteil. Nein, es gab immer einen natürlichen Grund, den anderen zu den jeweiligen Empfängen und Treffen mitzunehmen, zu denen man eingeladen wurde. So ließen sich Verbindungen knüpfen, die sonst wohl nicht herzustellen gewesen wären.
    Im Moment profitierte Thelma von diesem Arrangement mehr als Malcolm, denn er hatte die einflußreichere Position inne. Aber das war auch schon anders gewesen und konnte sich wieder ändern.
    Hoffentlich nicht zu bald, dachte Lowe. Er hatte ein mieses Gefühl bei dieser Angelegenheit. Zu komplex, zu viele Parameter, die sich schlecht kontrollieren ließen. In der Politik waren Voraussagen ohnehin immer mit recht beträchtlichen Fehlerraten behaftet. Leider konnte man den Wählern nicht befehlen, wen sie zu wählen hatten. Meinungen und Medien ein wenig manipulieren, na schön. Aber eine Garantie bot dieses Verfahren sicher nicht. Zum Glück hatte Thelma die Aufgabe übernommen, in der Labour Party ein wenig Karriere zu machen, und so blieben die Chancen und Risiken verteilt.
    Malcolm Lowe betätigte die Gegensprechanlage auf dem kleinen Beistelltisch und gab Anweisungen, seiner Frau zwei Motorradpolizisten entgegenzuschicken. Dann nahm er nachdenklich auf dem Ledersofa am Kamin Platz und nippte noch einmal am Cognac.
    In sich versunken, harrte er nahezu vierzig Minuten reglos aus. Dann riß ihn die Sprechanlage aus seinen Gedanken.
    »Sir, Ihre Gattin ist eingetroffen.«
    »Gut, danke. Geleiten Sie sie bitte herauf.«
    Lowe erhob sich vom Kaminsofa und goß ein zweites Glas Cognac ein. Mit den Schwenkern in beiden Händen trat er auf seine Frau zu, die soeben die ledergepolsterte Tür öffnete.
    »Hallo, Thelma! Danke, daß du so schnell gekommen bist. Darf ich dir etwas zu

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