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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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weiterzusprechen. »Dann … wäre der Secret Service auch daran beteiligt?«
    Green zuckte die Achseln. »Die Army hat ihren eigenen Geheimdienst. Aber möglich ist alles …«
    Irgend etwas im Gesichtsausdruck ihres Freundes ließ Jeanne nicht ruhen. »Du glaubst auch, daß es ungefähr so abgelaufen ist, nicht wahr, Idwood?«
    Green griff in die Innentasche seiner Jacke und zog das Notizbuch hervor, das Katie Pafka ihm geschickt hatte. »Hier, Jeanne, sind Kossoffs private Aufzeichnungen. Und wenn ich die Skizzen darin richtig verstanden habe, glaube ich zu ahnen, weswegen er in Schwierigkeiten geraten ist. Und ich vermute, daß du im Prinzip recht hast. Er wußte etwas, was irgendeinem der Interclone- Auftraggeber gefährlich werden konnte.« Gedankenverloren starrte er in die Ferne. »Das muß übrigens nicht zwangsläufig die Royal Army sein. Sie könnte, aber sie muß nicht.«
    »Du weißt doch mehr, als du sagst, Idwood Green! Was verheimlichst du?«
    »Nichts, Augenstern, ehrlich«, beteuerte er. »Ich ahne, wie gesagt, einige Dinge. Aber es ist alles noch zu vage. Ich muß mir erst eine Expertenmeinung zu Kossoffs Aufzeichnungen einholen; dann kann ich vielleicht mehr sagen.« Er sah Jeanne ernst an. »Der Experte meiner Wahl wäre Stan gewesen. Erzähl mir, wieso du ihn in Limerick getroffen hast!«
    »Der Ausdruck ›getroffen‹ ist leicht übertrieben. Er wollte mich nicht kennen, das war klar. Ich bin ganz sicher, daß er mich gesehen hat. Aber er ist so schnell wie möglich in einem Labor verschwunden. Blunstone sagte, er hätte erst vor kurzem bei Interclone angefangen.«
    »Okay, viel mehr weiß ich auch nicht. Er hat mir einen Brief geschrieben und berichtet, daß er dich gesehen hat. Aber was, zum Teufel, treibt er dort? Blunstone muß noch mehr Dreck am Stecken haben, wenn Stan da herumschnüffelt. Welche Angelegenheit kann ihn bloß von Korfu hierhergelockt haben?«
    Jeanne sah ihren Freund so amüsiert an, wie das mit einem Kopfverband eben möglich war. »Kann ich tausend Pfund darauf wetten, daß du hinfährst, um ihn danach zu fragen?«
    Green beugte sich zu ihr und hauchte ihr einen Kuß auf die Wange. »Hunderttausend!«
    Sie grinste mühsam. Die Prellungen schmerzten sehr. »Wann setzt du dich in Bewegung?«
    »Wenn Chester Partridge hier eingetroffen ist.«
    »Chester? Wieso Chester?«
    »Weil er auf dich aufpassen wird, mein Herzblatt!« erläuterte Green in einem Ton, als müsse er ein krankes Pferd beruhigen.
    Das brachte Jeanne sofort in Rage. »Was soll das heißen? Aufpassen? Worauf? Ob ich genug esse oder daß mein Schienbein richtig herum zusammenwächst?«
    »Man hat versucht, dich aus dem Weg zu räumen, weil du deine außergewöhnlich hübsche Nase in die falschen Sachen hineingesteckt hast. Der Versuch ist fehlgeschlagen. Nenn mir einen Grund, warum man ihn nicht wiederholen sollte!«
    Jeanne sah ihn schweigend an.
    »Siehst du!« nickte Green. »Deshalb habe ich Chester hierherbeordert. Er wird hierbleiben, bis du transportfähig bist, und dich dann an einen sicheren Ort verfrachten, bis wir wissen, wer es auf dich abgesehen hat. Einverstanden?«
    Wortlos nickte sie.
    »Gut!« lobte Green. »Dann habe ich noch eine Frage. Wo ist Angela?«
    Sie sah ihn erschrocken an. »Aber … wieso …? Sie müßte doch in meiner Wohnung sein!«
    Green hob die Schultern. »Ja, das weiß ich auch! Aber sie war nicht da!«
    »Dann ist sie vielleicht doch in ihre eigene Wohnung zurückgekehrt oder einkaufen oder einfach spazierengegangen.«
    Green schüttelte den Kopf. »Dagegen spricht leider, daß es sowohl bei dir als auch in ihrer Wohnung aussah wie bei Hempels unter dem Sofa, wenn ich das mal so ausdrücken darf.« Er warf Jeanne einen langen Blick zu. »Ehrlich gesagt, ich befürchte das Schlimmste!«
    »Scheiße!« rief sie verzweifelt.
    Green nickte. »Das war genau das Wort, nach dem ich die ganze Zeit gesucht habe. Hör zu, Jeanne, ich werde Robert Thurso auf ihre Spur setzen. Der ist ein As in solchen Sachen. Wenn sie noch lebt, was ich stark hoffe, wird er sie finden.«
    »Hoffentlich!« Sie sah ihm in die Augen. »Was ist das bloß für eine Welt, Idwood? Wie verkommen und dekadent, wenn dauernd Menschen entführt und getötet werden?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Green, »ob sie sich von der in früheren Zeiten so sehr unterscheidet. Die Sucht nach Privilegien hat früher auch schon manches Menschenleben gekostet. Das Privileg des besseren Jagdreviers, des saubereren

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