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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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abgeholt hat. Dieser Kerl hat ziemlich herumgeschnüffelt. Um das zu verhindern, haben unsere Leute versucht, ihn auszuschalten, leider ohne Erfolg! Ein Profi, Mr. Mount, und nach neueren Erkenntnissen Agent des Secret Service.«
    »Secret Service? Hm, das wäre …! Da könnte in Blunstones Laden eine Menge Staub aufgewirbelt werden.«
    »Ja, ja, Mr. Mount, so ist es! Andererseits würden sich die Engländer ins eigene Fleisch schneiden, wie Sie wissen. Aber man weiß ja nie, wie hehr die Prinzipien mancher Leute sind. Und deshalb wollte ich mit Ihnen reden. Es könnte sein, daß die Engländer mehr Staub aufwirbeln, als uns lieb ist. Wie soll ich dann vorgehen?«
    Mount runzelte die Stirn. »Welche Optionen haben Sie denn überhaupt? Und außerdem, glauben Sie, daß einer der Briten etwas an die Öffentlichkeit posaunt? Da wären die ja schön dumm!«
    »Ich glaube ja auch nichts dergleichen. Aber ich kenne sehr gern rechtzeitig meine Befugnisse, damit ich im Notfall nicht erst nachfragen muß. Und daher will ich wissen, ob ich in einem solchen Fall die Briten entsprechend motivieren soll.«
    Mount wurde aufmerksam. »Motivieren? Sie meinen erpressen, nicht wahr, Mr. Cruikshank? Womit, zum Teufel, könnten Sie die Briten erpressen?«
    David Cruikshank zündete sich eine Zigarette an und produzierte einige Rauchringe. Dann legte er Mount in kurzen Worten seine Notfallstrategie dar.
    Der Chefsekretär war beeindruckt. Auf so etwas mußte man erst einmal kommen!

Dingle, Irland
    E s roch nach Seeluft und frischgemähten Wiesen, nach friedlichem Landleben und schwankenden Ähren. In der Ferne schrien Möwen und durchbrachen mit ihren Rufen das eintönige Hintergrundgeräusch des Brandungsrauschens.
    Stan Lundquist bedauerte sehr, daß er nicht mehr von der Landschaft wahrnahm. Ein schmaler, vergitterter und senkrecht nach oben führender Luftschacht, der den Kellerraum mit der Außenwelt verband, stellte die einzige Quelle für die akustischen und olfaktorischen Eindrücke von draußen dar.
    Der lange Australier erhob sich mühsam von seiner Pritsche und stöhnte verhalten. Ihm taten alle Knochen weh. Zweimal hatten die Schweine ihn bereits verhört und dabei versucht, seiner Auskunftsfreudigkeit durch gemeine Schläge auf empfindliche Körperpartien nachzuhelfen.
    Ich könnte jetzt in Sinarades auf der Terrasse sitzen und mir die Sonne auf den Pelz scheinen lassen, hielt er sich vor. Statt dessen hocke ich hier in diesem Loch und kriege ab und zu von irgendwelchen Arschlöchern Hiebe. Es ist nicht zu fassen! Warum bin ich eigentlich hier?
    Mit leichten gymnastischen Übungen versuchte er die Schmerzen aus seinem Körper zu vertreiben und bewegte sich dabei auf die grobe Holztür zu, die ihn am Verlassen des ungemütlichen Verlieses hinderte. Mit der rechten Faust hämmerte er mehrmals gegen die dicken Bretter, die auf die Stahlgittertür aufgeschraubt waren.
    Nach knapp zwei Minuten hörte er draußen im Kellergang eine ungehaltene Stimme. »Was willst du? Mach nicht so einen Lärm, sonst polier ich dir noch mal die Fresse!«
    Der Australier hob die Augenbrauen. Dieser Mensch hatte wirklich Manieren wie ein Gülleeimer. Aber eine Antwort ließ sich wohl nicht umgehen. »Ich muß aufs Klo, Mann. Und zwar dringend!«
    Ein Schlüsselbund klapperte, und kurz darauf wurde einer der Schlüssel ins Schloß geschoben. Bevor der Kerl jedoch aufschloß, öffnete er das etwa zwanzig mal zwanzig Zentimeter große Guckloch, das in Augenhöhe in der Mitte der Tür angebracht war. Mit kurzem Blick überflog Lundquists Bewacher die Situation in der Kellerzelle und befahl dann: »Stell dich an die hintere Wand, los! Und keine Mätzchen, sonst knall ich dich gleich ab, klar?«
    Stan zog es vor, diesen Anweisungen widerspruchslos Folge zu leisten. Im Moment blieb ihm ohnehin keine andere Wahl. Allerdings machte er sich Gedanken über die Formulierung der Drohung, die sein Gegner eben gewählt hatte. ›… sonst knall ich dich gleich ab‹ bedeutete nach Lundquists Sprachverständnis, daß er später auf jeden Fall ›abgeknallt‹ werden sollte. Hm, er würde so bald wie möglich etwas zu seiner Befreiung unternehmen müssen. Aber jetzt stand erst einmal die Rettung des Mikrofilms auf dem Programm.
    Der Gefängniswärter mit dem bedauernswerten Sprachschatz öffnete die Tür und bedrohte Stan dabei mit einem vorgehaltenen Revolver. Mit einer mehr oder weniger lässigen Kopfbewegung deutete er den schmalen Gang entlang. »Auf geht's!

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