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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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Du weißt ja, wo das Scheißhaus ist. Aber ich warne dich. Eine unnötige Bewegung, und du mußtest zum letzten Mal aufs Klo. Klar?«
    Lundquist nickte. Das trübe Licht zweier schwacher, staubiger Glühbirnen wies ihm den Weg. Am Ende des Gangs gab es eine kleine Tür, hinter der das bewußte Örtchen zu finden war. Stan trat ein und knipste das Licht an. Ihm stand eine mehr oder weniger widerwärtige Prozedur bevor. Unsichtbar machen durch Verschlucken zog die unangenehme Begleiterscheinung nach sich, daß das weitere Schicksal des Verschluckten zwangsläufig der Physiologie der Verdauungsorgane unterlag. Irgendwann, unerbittlich, kam das versteckte Objekt am anderen Ende des Verstecks wieder heraus.
    Dann blieb kein anderer Weg, als es abzuwaschen und oben wieder hineinzustecken. Der Australier stocherte mit der Klobürste in der Schüssel herum und hielt Ausschau nach dem winzigen metallenen Etwas. Da!
    Mit spitzen Fingern holte er die Filmkapsel heraus und wusch sie am Waschbecken so sorgfältig wie möglich ab.
    Dann betrachtete er im halb blinden Spiegel sein Gesicht, das sich mit leicht angewidertem Ausdruck die Kapsel in den Mund schieben ließ. Deuterostomier, dachte er. Auch die Menschen sind Deuterostomier, bei denen der Urmund des Gastrulastadiums während der frühen Embryonalentwicklung zum After wird. Es ist alles ein Kontinuum, dachte er; Geruch und Geschmack sind lediglich evolutionäre Überbleibsel, mit deren Hilfe man über die Runden kam, als man noch keine Ahnung von Lebensmittelanalysen und Luftschadstoffmessungen hatte.
    Dennoch hätte er auf all das durchaus verzichten können. Er betätigte die Spülung und trat wieder hinaus auf den schmalen Gang. Sein Bewacher stand einige Meter entfernt. »Na, wie fühlst du dich? Besser?«
    Lundquist schob die Augenbrauen nach oben. »Das schon. Aber zu meinem vollkommenen Glück müßtest du auch noch verschwinden.«
    Der Kerl grinste. »So ein Pech! Kein vollkommenes Glück! Aber es ist schön, wenn es dir einigermaßen gutgeht. Dann könnten wir uns ja jetzt wieder ein wenig über deinen Auftrag unterhalten.« Er deutete mit der Waffe in Richtung Treppe.
    Ein Stockwerk höher lag das Zimmer, in dem sie ihn befragten, keine Antwort erhielten und dann immer ziemlich sauer und gemein reagierten. Lundquist hatte keinen Anlaß zu der Hoffnung, daß dies heute anders sein würde.

Dublin, Irland
    G laub mir, Idwood, er wußte, daß Charles tot war!« beteuerte Jeanne Lumadue mit aufgeregter, wenn auch ziemlich schwacher Stimme.
    Ihr Freund hockte auf der Kante des weißlackierten Krankenhausbetts und streichelte ausdauernd und zärtlich die Stellen ihres Gesichts, die nicht mit Verbandmaterial bedeckt waren. Es hatte sie ganz schön erwischt. Platzwunden am Kopf, Schulterblatt und zwei Rippen angebrochen, Beckenprellungen und Schienbeinbruch waren die Ergebnisse des Versuchs, Jeanne durch einen fingierten Autounfall brutal aus dem Verkehr zu ziehen. Zum Glück war dieser Versuch nur im Ansatz geglückt, und obwohl sie unter starken Schmerzen litt, schilderte sie Idwood die Vorfälle bei Interclone mit journalistischer Präzision.
    »Wie kommst du darauf, Goldstück?«
    »Ich habe Charles' Namen erwähnt; und darauf hat Blunstone mich gefragt: ›Ah, Sie kannten Dr. Kossoff?‹ Hörst du? ›Kannten‹, hat er gesagt!!«
    »Hm«, brummte Green.
    »Mensch, das ist doch völlig klar! Kossoff hat ungefähr ein Dreivierteljahr lang bei Interclone gearbeitet. Wer weiß, woran? Immerhin ist er Spezialist für molekulare Virologie. Und die entwickeln da auch Biowaffen; ich bin ganz sicher! Bestimmt hat er versucht, irgendeine Information zu verkaufen. Vielleicht an die Amerikaner? Und deshalb ist er umgebracht worden.«
    »Hm«, brummte Green.
    Jeanne blitzte ihn aus ihrem Mullgebinde heraus ungeduldig an. »Kannst du auch mal was anderes dazu sagen als ›hm‹, du Brummbär?«
    Der Engländer kratzte nachdenklich in seinem dunkelblonden Haarschopf herum. »Hm, ich denke nach. Was du sagst, hört sich gut an, allein schon wegen deiner Stimme. Aber ich kann es so nicht ganz glauben. Das ist eine halbe Nummer zu groß für Blunstone und Interclone. Bedenke, wenn Kossoffs Unfall wirklich Mord gewesen ist, dann sind eine ganze Menge Leute daran beteiligt. Das geht über Blunstones Möglichkeiten hinaus. Aber vielleicht nicht über die seiner Auftraggeber?« fügte er nachdenklich hinzu.
    »Du meinst …? Die Royal Army? Dann …« Jeanne wagte kaum

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