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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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Ungewöhnliches vorging. »Falls mir etwas zustoßen sollte …«, hatte er gesagt. In Limerick stieß normalerweise niemandem etwas zu!
    Maureen Meehan hatte immer ein normales, unauffälliges Leben geführt. Ein Mann, drei Kinder, der Haushalt. Trotz des wenigen Geldes, das ihr Mann als Busfahrer verdient hatte, hatte sie es immer geschafft, das Heim für die Familie ordentlich und sauber zu halten. Und zu essen hatte es auch stets genug gegeben. Aber diese Zeiten waren vorbei. Die Kinder aus dem Haus, nach Dublin, London, ja sogar nach Amerika hatte es sie verschlagen. Ab und zu kam mal ein Brief, hin und wieder ein Besuch aus Dublin, mehr nicht. Ihr Mann war vor fünf Jahren gestorben, und es hatte eine Zeitlang gedauert, bis sie sich alleine zurechtfand. Nach der ersten Ratlosigkeit der Einsamkeit war der Entschluß gereift, sich nicht einzumauern. Sie hatte ein paar Spargroschen zusammengekratzt und die obere Etage des kleinen Hauses in Gästezimmer umwandeln lassen. Jetzt fand sich ihr Name bei der Tourist Information unter denjenigen Adressen, die für die Übernachtung bei ›Bed & Breakfast‹ empfohlen wurden. Eine Menge von interessanten Menschen kam da jedes Jahr in ihr Haus. Touristen auf dem Weg, Irlands Westküste kennenzulernen, allesamt Wandervögel, die viele Geschichten aus fremden Ländern erzählen konnten. Maureen Meehan war froh, daß sie auf ihre alten Tage noch solche Erfahrungen machen konnte. Viele Vorurteile der vergangenen Jahre waren dadurch gefallen, und der seit ihrer Jugend in ihr festsitzende katholische Konservativismus hatte viele Risse bekommen.
    Sie goß eine Tasse Tee ein und nahm den ersten Schluck.
    Es klingelte.
    Erstaunt erhob sie sich vom Tisch und ging zur Haustür. Wer mochte denn jetzt noch kommen, kurz nach acht?
    Draußen stand ein Mann in den Mittdreißigern, von dem sie nicht auf Anhieb wußte, wie sie ihn einzuordnen hatte, obwohl sie ihn mit dem routinierten Blick der Pensionswirtin taxierte. Sympathische blaue Augen, eine ausgebeulte, abgeschabte Jacke, Stoppelbart, eine offensichtlich teure Armbanduhr und zerzauste, struppige, dunkelblonde Haare, das alles paßte nicht so recht zusammen. »Ja, bitte?«
    »Guten Abend«, antwortete der Mann in gepflegtem Englisch. Dabei lächelte er freundlich, und, wie sie fand, reichlich unwiderstehlich. »Mein Name ist Green, Idwood Green. Ich bin auf der Suche nach meinem Freund Stan Lundquist. Er hatte mir geschrieben, daß ich ihn hier bei Ihnen finden könnte. Ist er da?«
    Maureen Meehan schüttelte langsam den Kopf und erwiderte in bedauerndem Ton: »Nein, Mr. Green. Leider nicht. Ich … äh … ich vermisse ihn. Er ist seit drei Tagen nicht mehr hiergewesen. Und ich weiß nicht, wo er sein könnte. Er hat sich nicht gemeldet.«
    Ihr Besucher zog eine Augenbraue hoch. »Hm. Sagen Sie, Mrs. Meehan, macht es Ihnen etwas aus, wenn ich einen Moment hereinkomme? Ich habe noch einige Fragen an Sie.«
    »Entschuldigen Sie, natürlich! Kommen Sie doch bitte. Hier, in die Küche. Darf ich Ihnen einen Tee anbieten?«
    »Danke, gerne.«
    Während der Engländer seinen Tee schlürfte, musterte ihn Maureen Meehan neugierig. »Sagen Sie, kennen Sie Mr. Lundquist schon länger?«
    Er nickte und setzte die Tasse ab. »Ich würde sagen, ja. Er ist mein Freund. Wie lange wohnt er denn schon hier?«
    Maureen Meehan war unschlüssig. Sie kannte diesen Mann ja noch keine zwei Minuten. Ob sie ihm einfach Auskunft geben sollte? Nein, entschied sie, nein. Mr. Lundquist hatte sich auf sie verlassen, und er sollte dies zu recht getan haben. Also würde sie ihren Besucher mit Allgemeinplätzen abspeisen, und mit mehr nicht. Hm … es sei denn …
    »Bitte verzeihen Sie mir eine Frage. Sie wird Ihnen möglicherweise etwas merkwürdig vorkommen. Aber ich muß sie einfach stellen. Wissen Sie, wie Ernestine mit Nachnamen hieß?«
    Stan Lundquist hatte ihr von Ernestine Clayton erzählt und von den Umständen ihres Todes, und davon, daß Idwood Green einer der wenigen Menschen sei, die etwas mit dem Namen Ernestine anfangen könnten und deshalb auch den Nachnamen als eine Art Vertrauenscode nennen würden.
    »Nun, ich finde es keineswegs merkwürdig, daß Sie mich im Auftrag meines Freundes nach Ernestine Claytons vollständigem Namen fragen. Er hat Sie doch darum gebeten, nicht wahr?«
    Sie nickte. »Ja, das hat er. Was ist mit ihm, Mr. Green? Wissen Sie, er ist mir sehr sympathisch. Es ist ihm doch hoffentlich nichts passiert?«
    Green hob die

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