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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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zähen Nahrungsmittel zu kauen.«
    Noch vor Einbruch der Dunkelheit kehrten die Jäger zurück. Die Reiter hatten kein Glück gehabt. Die Gebirgsspringer waren scheu und rannten beim ersten Anblick der Berittenen davon. Die Viehtreiber, die sich zu Fuß mit Steinschleudern auf den Weg gemacht hatten, waren erfolgreicher gewesen. Sie hatten ein paar kleinere Tiere und etliche Vögel erlegt, und bald lag der köstliche Duft von gebratenem Fleisch in der Luft. Shong ordnete an, eine Fleischbrühe zu kochen, falls die Frau zu sich käme.
    Während Hael aß, beobachtete er seinen Schützling und vertiefte sich in ihren Anblick. Ihre Anziehungskraft beruhte nicht allein auf ihrer großen Schönheit und den außergewöhnlichen Umständen, unter denen er sie gefunden hatte., All das konnte kein Zufall sein. Wie sonst wäre sie genau an jene Stelle gekommen, an der sie einander begegneten? Wäre sie eine Stunde früher zusammengebrochen, hätte er sie tot aufgefunden.
    Sie stöhnte, rollte sich ein wenig auf die Seite und der Umhang verrutschte. Die Jacke war nach oben gerutscht, und Hael vermochte jede Rippe zu zählen. Sogar durch die dicken Beinkleider konnte er die Hüftknochen deutlich erkennen. Wenn sie schon in diesem Zustand so wunderschön war, wie mochte sie dann erst aussehen, wenn sie wieder gut ernährt und bei Kräften war?
    Im Laufe des Abends, nachdem die Männer ihre Abendmahlzeit beendet hatten, bemerkte Hael, dass ihn die Frau ansah. Es bestand kein Zweifel daran. Ihre Augen waren nicht einfach nur geöffnet, sondern blickten ihn bewusst an. Sie schien keine Angst zu haben, wirkte aber auch nicht gleichgültig. Ihre Miene drückte eine gewisse Unsicherheit aus.
    Mit gelassenen Bewegungen erhob sich Hael und nahm eine Schüssel zur Hand. Er füllte sie mit Fleischbrühe aus dem großen Topf und trug sie zum Schlafplatz seines Schützlings hinüber. Vorsichtig stützte er sie mit dem Arm und brachte sie in eine halbwegs sitzende Stellung. Sie wehrte sich nicht, und er führte die Schüssel an ihre Lippen. Anfangs trank sie nur zögernd, dann jedoch immer gieriger und hob die zitternden Finger, um den Napf festzuhalten. Als sie die Schüssel halb geleert hatte, sank sie zurück und schüttelte den Kopf. Hael hielt sie umschlungen, während ihr Körper von heftigem Beben ergriffen wurde.
    »Sie war viel zu lange ohne Nahrung.« Hael blickte auf und starrte in Shongs Gesicht. »Gib ihr erst einmal nichts mehr zu essen.« Der Junge nickte zustimmend.
    Dann legte er die Frau wieder behutsam auf die Decken, und sie schlief augenblicklich ein. Als er während der Nacht aufwachte, reichte er ihr erneut ein wenig Suppe. Schlaftrunken murmelte sie vor sich hin, doch Hael konnte die Worte nicht verstehen.
     
    Da sie eine Gegend erreicht hatten, in der es viel Wild gab, saftiges Gras und reichlich frisches Wasser, bestimmte Shong eine zweitägige Rast, damit sich Menschen und Tiere von den überstandenen Strapazen erholen konnten. Hael fand schnell heraus, dass Shongs Vorstellungen von einer Rast nicht viel Geruhsames beinhalteten. Bei den Tieren wurde jeder Huf, jedes Fell, sowie die Mäuler und Augen einer eingehenden Prüfung unterzogen und, wenn nötig, behandelt. Jeder Riemen, jede Schnalle, jeder Strick und jedes Warenbündel wurden auf Schäden untersucht.
    Hael kümmerte sich bei jeder Gelegenheit um die Fremde. Die anderen Männer machten sich über seine Besorgnis lustig, hüteten sich jedoch davor, ihn zu verärgern, denn alle erinnerten sich genau an das, was Agah widerfahren war. Am Spätnachmittag des ersten Tages saß die Frau bereits auf ihrer Decke, eine Schüssel mit Suppe und einen Becher mit verdünntem Wein neben sich. Kleine Fleischbrocken schwammen in der duftenden Brühe.
    »Sie wirkt schon kräftiger«, erklärte Shong. »Deshalb ließ ich ihr ein wenig deftigere Nahrung bringen.«
    »Hat sie etwas gesagt?« erkundigte sich Hael.
    »Kein Wort. Aber ich glaube nicht, dass sie stumm oder geistesschwach ist. Ich vermute, sie möchte erst wissen, wer wir sind, ehe sie etwas sagt.«
    »Letzte Nacht hat sie im Schlaf geredet«, teilte ihm Hael mit. »Daher weiß ich, dass sie sprechen kann.« Er hockte sich neben die Frau. Sie sah ihn schweigend an.
    »Wie heißt du?« fragte er. Sie schwieg. Er deutete auf seine Brust. »Hael.« Dann zeigte er auf sie, hob fragend die Augenbrauen und hoffte, sie würde seine Gesten verstehen.
    Langsam, als koste es sie große Kraft, hob sie die Hand und legte sie mit

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