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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Erzähler uralter Legenden teilte Naraya seinen Zuhörern zuerst mit, dass sie wussten wovon er sprach, und dann, in der Annahme, sie hätten es bereits wieder vergessen, machte er sich daran, ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.
    »Sie prophezeite das Kommen von sechs Anführern, die aus uns unbekannten Ländern stammen. Ein jeder soll uns Macht bringen, ein jeder wird von den Geistern geliebt. Der erste war Wan Cabozähmer aus dem Süden. Er fand uns in den Hügeln, wo wir wie die elenden Matwa lebten. Er schenkte uns die Gabe, Cabos, die bis dahin nur ihres Fleisches wegen gejagt wurden, zu zähmen und zu reiten. Er lehrte uns, sie zu züchten, und von Generation zu Generation wurden sie größer, stärker und schneller.
    Dann erschien der Schwarze Martin aus dem Osten. Er führte uns in die Steppe, in die grenzenlose Welt der Gräser und vereinte uns mit den Geistern dieses Gebietes. Er machte uns die Byalla, die Onco und die Okla, die am Rande des Giftlandes leben, so wie alle niederen Stämme der Steppe Untertan.
    Jetzt ist Hael gekommen, der aus dem Westen, von den Inseln im Ozean stammt. Er besitzt das Aussehen der Verheißenen: Haare wie Kupfer, Haut wie Bronze, Augen wie der Himmel. Noch vor einem Jahr kannte er keine Cabos, jetzt reitet er wie ein Amsi, und sein Cabo gehorcht ihm auch ohne Zügel. Er ist ein Geistermann, ein Verheißener. Er ist der dritte der von Asula angekündigten Führer und wird uns zu neuer Macht verhelfen.«
    Bei diesen Worten brach lautes Stimmengewirr aus, aber Naraya verschaffte sich mit heftigen Armbewegungen Ruhe. »Impaba, die Matwafrau Deena gehört Hael. Wirst du deinen Anspruch auf sie aufgeben und Hael als unseren Anführer anerkennen?«
    »Niemals!« brüllte Impaba. »Die Frau gehört mir, und dieser fremde Knabe ist kein Verheißener! Soll er doch vortreten, wenn er den Mut hat, und ich werde euch beweisen, dass ich recht habe. Ich werde ihn töten, und dann hat es ein Ende mit deinem Geschwätz!« Das Messer in der einen, die mit dem Stein beschwerte Keule in der anderen Hand, baute er sich auf und sah Hael herausfordernd an.
    Hael erhob sich, alle Augen waren auf ihn gerichtet, und er trat zum Feuer. Das Schwert, den Speer und den Dolch ließ er an seinem Platz liegen.
    »Seht!« schrie Impaba. »Er nähert sich ohne Waffen. Er wagt es nicht, sich mir entgegenzustellen! Was hast du zu sagen, Junge? Gib mir die Frau und verlasse unser Land, dann schenke ich dir dein Leben.«
    Hael sprach gelassen, aber laut genug, so dass ihn alle hören konnten. »Ich bin der Verheißene, der Geistermann. Ich bin gekommen, dich zu bekämpfen, Impaba. Ich hörte, dass die Amsi großartige Ringer sind. Auch mein Volk zählt zu den besten Ringern der Welt. Ich kämpfe ohne Waffen mit dir. Du kannst deine Waffen benutzen oder auch nicht, ganz wie du willst.«
    Impaba glotzte Hael mit halb geöffnetem Mund an und sah aus wie ein Opfertier, das gerade von der Axt des Priesters getroffen wurde. Heftige, aber mit leiser Stimme geführte Gespräche brachen unter den Oberhäuptlingen aus, und Hael konnte sich denken, worüber sie sprachen. Sie würden sich freuen, Impaba besiegt zu sehen, erkannten in Hael aber auch eine Bedrohung ihrer eigenen Stellung. Natürlich gefiel ihnen der Gedanke, einen Fremdling, den Angehörigen einer anderen Rasse, als ihren Anführer anerkennen zu müssen, nur weil er einen Zweikampf gewann, überhaupt nicht. Hael ergriff die Möglichkeit, sich zum ersten Mal in politischer Diplomatie üben zu können.
    »Ich bin ein Fremder, und obwohl ich der Verheißene bin, erwarte ich nicht, dass ihr mich nur aufgrund meiner Worte und der des Geistersprechers sofort anerkennt. Lasst euch durch meine zukünftigen Taten beweisen, dass ich recht habe. Heute will ich um die Frau Deena kämpfen. Nicht, weil sie mir gehört, denn das ist nicht der Fall. Sie gehört keinem Mann, und ich werde sie zu ihrem Volk zurückbringen, wie ich es versprach.«
    »Deine einzige zukünftige Tat wird der Tod sein«, zischte Impaba, »und ich brauche keine Waffen, um dich zu besiegen!« Er warf die Keule und den Dolch zu Boden und riss sich das Hemd vom Leib. Die Zuschauer schwatzten aufgeregt miteinander, denn gleichgültig, welche Veränderungen in Zukunft ihrer harren mochten: Es würde ein spannender Kampf werden.
    Die beiden Männer unterschieden sich stark voneinander. Hael war um ein oder zwei Zoll größer als Impaba, der aber war bedeutend muskulöser gebaut, mit kräftigen

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