Der Insulaner
eintretenden Schweigen war die Stimme des Jungen laut und deutlich zu vernehmen.
»Ergib dich, Impaba.« Die beiden Männer verhielten sich reglos wie zwei miteinander verschlungene Statuen.
»Niemals!« Impabas Stimme klang erstickt, da er den Kopf unnatürlich verdreht halten musste. Hael fühlte die Angst hinter diesem Wort und wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, und Zeit hatte er jetzt genug, wenn sich Impabas Freunde nicht einmischten. Er verstärkte den Druck der Hand.
»Das ist keine gute Todesart«, bemerkte er ruhig. Es kostete ihn Mühe, seine Stimme unter Kontrolle zu halten, denn auch sein Atem ging schwer. »Ein Krieger sollte nicht vor den Augen vieler Zuschauer sterben, von denen einige zu den Byalla gehören. Ich würde dich zu meinem Gefolgsmann machen, Impaba, um meine Kriege mit mir zu kämpfen. Ergib dich.«
»Ich ergebe mich nicht, nur um mich nicht lächerlich zu machen!« Unter diesen Umständen war das ein langer Satz, und Hael war beeindruckt. Außerdem verriet er ihm, dass Impaba – wie alle Schwächlinge – nur nach einer guten Ausrede suchte.
»Es ist keine Schande, sich einem Geistermann zu ergeben, Impaba«, sagte er. »Es ist eine Ehre. Du wirst als der bekannt werden, der den Verheißenen herausforderte und so dessen oberster Befehlshaber wurde.« Wie er es erhofft hatte, stießen die Zuschauer wohlgefällige Rufe aus; Naraya war nicht zu überhören. Nach langem Schweigen sprach Impaba:
»Nun gut, ich ergebe mich.«
Sofort ließ Hael ihn los und baute sich mit verschränkten Armen vor dem Amsi auf. Naraya rief etwas in der uralten Sprache der Geisterbeschwörer, und die zuschauenden Krieger jubelten laut auf. Die Häuptlinge legten weniger Begeisterung an den Tag, aber auch ihnen war bewusst, Außergewöhnliches mitangesehen zu haben. Impaba erhob sich. Schwankend stand er mit verschmiertem Gesicht und blutender Nase vor Hael. Sein Gegner wirkte ruhig und gelassen und so graziös wie ein Tänzer, der eine elegante Darbietung beendet hat. Es kostete Hael unsägliche Anstrengung, sich so gelassen zu geben, aber er war gewillt, in diesem Augenblick den größtmöglichen Effekt zu erzielen.
Impaba starrte ihn voller Angst und Bewunderung an. Zögernd und widerwillig, als wiege seine Hand mehr als sein Körper, hob er sie an und berührte in ehrerbietiger Geste die Stirn. Ohne ein weiteres Wort drehte sich Hael um und verließ den Festplatz.
Er entdeckte Deena, die neben der Hütte stand, die sie mit den anderen teilten. Mit funkelnden Augen ergriff sie ihn bei der Hand und führte ihn in die verlassene Behausung. Sie saßen nebeneinander, in eine Decke gewickelt, und sie fragte:
»Bist du der ihnen Verheißene?«
»Ich glaube schon, obwohl ich ein Sterblicher bin und kein Geist, wie die Amsi vermuten.«
»Du bist mein Geistermann«, erklärte sie, »ganz gleich, was andere denken.« Dann küsste sie ihn, und er erwiderte ihre Zärtlichkeiten. Als sie ihm deutlich machte, dass sie nur zu gern bei ihm liegen würde, bat er sie mit sanften Worten, noch zu warten.
»Soweit sind wir noch nicht. Du hast dich noch nicht völlig erholt, und ich will dich erst deinem Stamm zurückgeben, ehe wir Mann und Frau werden.«
Sie nickte, und beiden fiel auf, wie erschöpft sie in Wirklichkeit war. Bald schon schlief Deena tief und fest, und Hael hielt sie die ganze Nacht in seinen Armen. Er wollte weder ihre Schwäche noch ihre Erleichterung oder ihre Dankbarkeit ausnutzen. In diesem Punkt unterschied sich Hael deutlich von anderen Männern.
KAPITEL ELF
E ndlich hatte Hael den letzten der schwierigen Knoten festgezogen, die ihn die Händler gelehrt hatten. Jetzt ruhten die beiden Bündel mit seinen Habseligkeiten gleichmäßig verteilt auf beiden Seiten des Packtieres. Bei den Shasinn hatte man nicht so praktisch gedacht. Dort wurden die Nusks nur alle paar Jahre eingesetzt, wenn der Stamm auf Wanderschaft ging, und die Kunst des richtigen Beladens war unbekannt. Ein schlecht bepacktes Tier litt bald an Druckstellen und offenen Wunden, und Nusks waren schon launisch genug, wenn es ihnen gut ging.
Shong hatte ihm gestattet, ein Packtier mitzunehmen, da die Karawane jetzt weniger Waren mit sich trug. Hael besaß ein eigenes Cabo, und Häuptling Unas hatte ihm ein zweites geschenkt, damit er Deena zurück in ihre Heimat bringen konnte. Genau wie die übrigen Häuptlinge war auch Unas nicht sicher, ob Hael wirklich der war, für den Naraya ihn hielt, wollte sich aber gut mit
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