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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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muss man sorgsam putzen.«
    »Pendu! Raba!« brüllte Luo. »Kommt her und erzählt diesem Idioten, der die zweibeinigen Kaggas hütete, was die richtigen Männer in seiner Abwesenheit taten!« Er grinste Hael an. »Was hast du erlegt, Hael? Holz? Wunderbar! Was glaubst du, was ich erlegte?«
    »Rost?«
    »Das ist Blut! Das Blut unserer Feinde!« Die herbeigerufenen Gefährten lachten.
    »Ach so«, sagte Hael. »Eine riesige Asasaarmee trat dir schwerbewaffnet und in voller Kriegsbemalung entgegen. Ganz allein hast du sie besiegt. Ich bewundere dich über alle Maßen, Luo! Damit bist du sogar für den Rost an deiner Waffe entschuldigt.«
    Wütend wandte sich Luo an Pendu und Raba. »Seht ihn euch an! Ein unerfahrener Knabe, der nie das Blut eines Feindes vergoss. Wie respektlos er mit dem tapferen Helden spricht. Muss ich mir das bieten lassen?«
    »Komm mit, Hael«, sagte Raba. »Die Cana haben uns Ghul geschenkt. Wir wollen uns setzen und davon trinken, während wir dir alles erzählen. Natürlich haben wir keine große Schlacht hinter uns, wie es dieser Narr hier andeutet, aber es war auch kein schlechter Kampf. Vielleicht ein gutes Omen für die Zukunft.«
    Sie gingen ins Lager, und dort bekam Hael zu hören, was er in seiner Abwesenheit verpasst hatte. Noch am Abend des Tages, an dem er in die Hügel gezogen war, hatten die Shasinn eine kleine Gruppe Buschmänner entdeckt, die aus der Ferne die Herden beobachteten. In der folgenden Nacht griffen sie an und wählten die Herde der Nachtkatzen zum Ziel. Luo, Pendu und Raba hatten zu den eingeteilten Wachen gehört, während Danats am anderen Ende des Weidegrundes gestanden hatte.
    Die Angreifer waren hungrig, verzweifelt und mit einfachen Speeren bewaffnet gewesen. Luo hatte den Feind als erster entdeckt. Ein dünner Bursche mit kahlgeschorenem Kopf, der versuchte, ein paar Kaggas von der Herde fortzutreiben. Als sich ihm der junge Krieger laut brüllend näherte, fuhr er grollend herum und griff an. Luo hatte ihn abgewehrt und wies stolz auf die Kerbe in seinem Schild. Als die übrigen Nachtkatzen erschienen, hatte er dem Mann bereits eine üble Verletzung zugefügt, und nun entspann sich ein kurzer, heftiger Kampf. Soweit die Shasinn wussten, hatte es auf beiden Seiten keine Toten gegeben, dafür aber zahlreiche Verletzte, und am nächsten Morgen hatte man Blutflecke am Kampfplatz entdeckt. Die Jungen, die in dieser Nacht gewacht hatten, fühlten sich jetzt wie erfahrene Kriegsveteranen, was ihnen den Spott der älteren Krieger eintrug.
    Hael gab es nicht zu, aber insgeheim beneidete er die Kameraden, die den Kampf miterlebt hatten. Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass es in Kürze sicher noch reichlich Gelegenheit geben würde, sich mit Ruhm zu bedecken. Oder zu sterben. Letzteres war kein Grund zum Trauern, da die Shasinn sich wenig Gedanken über den Tod machten. Jeder musste irgendwann sterben, und es gab viel schlimmere Todesarten, als während einer Schlacht zu fallen.
    In den folgenden Tagen errichteten die jungen Krieger ihre Hütten, während die Cana im Dorf arbeiteten. Sie holten die jungen Bäumchen, die das Gerüst der Hütten bildeten, aus den nahe gelegenen Sumpfgebieten. Die Rindenstücke für die Wände stammten aus dem alten Lager und hatten die Reise auf dem Rücken der Nusks mitgemacht. Zum Schluss errichteten sie während einer kurzen Feierstunde ihren Geisterpfahl.
    Wegen der unmittelbaren Nähe der Feinde wurden Tag und Nacht Wachen eingesetzt. Diese Pflicht erfüllten die jungen Krieger, die unermüdlich in dem ihnen zugeteilten Bereich auf- und abschritten, den Horizont nach verdächtigen Bewegungen und den Boden nach Fußspuren absuchten. Manchmal entdeckten sie Abdrücke in der weichen Erde, die von breiteren Füßen stammten als es die der Shasinn waren, oder von Speerschäften, die eine ungewöhnliche Form aufwiesen. Die jungen Männer lebten in einem anhaltend angespannten Zustand und warteten begierig darauf, dass etwas geschehen würde. Die älteren Krieger, von denen sich einige an vergangene Zusammenstöße mit den Asasa erinnerten, sahen grimmig und finster drein. Sie brüsteten sich nicht mehr mit ihren Ruhmestaten und standen des Nachts auf ihre Schilde gelehnt vor der Palisade, wo sie sich leise unterhielten.
    Als der Angriff hereinbrach, geschah es ohne jede Vorwarnung. Hael und seine Freunde betraten das Lager drei Stunden nach Sonnenuntergang, und ihre Ablösung eilte davon, um die Wache zu übernehmen. Die

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