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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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setzte Hael zum Sprechen an, aber Gasam schlug ihm mit dem Speergriff auf die Lippen, wobei er ihm beinahe mehrere Zähne ausgeschlagen hätte. Die Frauen schimpften ihn aus, aber Gasam schnaubte nur verächtlich. Danach schwieg Hael.
    Ein Bote wurde vorausgeschickt, und als sie das Dorf erreichten, hatten sich alle Bewohner versammelt. Hael blickte in die besorgten Gesichter seiner Brüder und sah Tata Mal, der entsetzt den Kopf schüttelte. Larissa war nicht zu entdecken. Der einzige, der glücklich aussah, war Gasam, obwohl er sich bemühte, eine undurchdringliche Miene aufzusetzen.
    Die Anhörung war von kurzer Dauer. Es handelte sich nicht um eine Gerichtsverhandlung, bei der Schuld oder Unschuld festgestellt werden mussten. Minda baute sich vor Hael auf und fragte mit lauter Stimme: »Hael, junger Nachtkatzenkrieger, hast du ein heiliges Tier getötet, einen Langhals?«
    »Das habe ich«, antwortete Hael. Er machte sich nicht die Mühe, die Gründe anzuführen oder Gasams Plan zu erläutern. Beim Verstoß gegen ein altes Gesetz gab es keine Entschuldigung. Das Unrecht war nicht zu leugnen. Den Geistern waren die Gründe für das Verbrechen gleich.
    »Das ist ein ernstes Vergehen«, erklärte Minda. »Geisterbeschwörer, was sieht unser Gesetz in diesem Fall vor?«
    Tata Mal trat vor. Er schien um Jahre gealtert. »Ich darf leider nicht über das böse Tun der Menschen sprechen, das Hael zu dieser Tat verleitete.« Er warf Gasam einen Hasserfüllten Blick zu, um seinen Worten Ausdruck zu verleihen. »Aber an den Tatsachen ist nicht zu rütteln. Hael hat ein heiliges Tier getötet, obwohl das Gesetz es verbietet.« Der Alte holte tief Luft und atmete seufzend aus. »Wir müssen ihn verstoßen, und er darf nie wieder unter Shasinn leben.«
    »Nein!« schrie Gasam, dessen sorgfältig geschulte Stimme plötzlich schrill klang. »Er muss sterben! Er stellte dem Langhals bis zum Sumpf nach, um ihn zu töten!«
    Mit höhnischem Lachen wandte sich Tata Mal dem jungen Mann zu. »Seit wann haben uns junge Krieger über die Auslegung der Gesetze zu belehren?«
    »Schweig, Gasam!« befahl Minda streng. Der Älteste wandte sich an die Umstehenden. »Es wird geschehen, was der Geisterbeschwörer sagt. Diese Nacht wird Hael ganz allein verbringen, unter strengster Bewachung. Sobald die Sonne aufgeht, wird man ihn bis zur Grenze unseres Gebietes bringen, damit er Shasinnland verlassen hat, wenn die Sonne hoch am Himmel steht. Sollte man ihn je wieder erblicken, darf ein jeder ihn töten. Bis dahin aber darf niemand ihn oder seine Habe berühren, denn er ist unrein.«
    Die Menge verlief sich, aber viele Menschen warfen Hael noch einen letzten Blick zu, in dem eine Mischung aus Entsetzen und Bewunderung lag. Er hatte etwas Unglaubliches und Einmaliges vollbracht – im Guten wie im Bösen. Die Männer brachten Hael zu einer kleinen Hütte und befahlen ihm, bis Tagesanbruch nicht wieder herauszukommen. Zwei Krieger mit schwarzen Schilden blieben vor dem Eingang stehen.
    Hael bückte sich, um durch die niedrige Tür zu passen. Die Hütte war vollkommen leer, und er entsann sich, dass der Älteste, der bisher hier gelebt hatte, eines Nachts von einer Schlange gebissen und am nächsten Morgen tot aufgefunden worden war. Niemand wollte in einer Hütte leben, in der jemand gestorben war, und deshalb stand sie leer. Da er als Ausgestoßener nicht mehr unter die Gesetze des Stammes fiel, entschied Hael, dass er sich von nun an auch wegen der Geister des Toten keine Gedanken mehr machen musste.
    Tatsächlich war er so erschöpft und verwirrt, dass ihm eigentlich alles gleichgültig war. Vom Stamm verstoßen zu werden, war beinahe so schlimm wie ein Todesurteil. Er setzte sich auf den Boden, schlang die Arme um die Knie, ließ den Kopf hängen und fühlte sich mehr tot als lebendig.
    Irgendwann im Laufe der Nacht, als das Licht des Mondes durch das winzige Fenster der Hütte fiel, tauchte ein Gesicht auf.
    »Hallo, Larissa«, flüsterte Hael. »Bist du gekommen, um dich an meinem Anblick zu ergötzen?«
    »Das sollte ich tun. Dir ist nur passiert, was jedem Narren früher oder später geschieht. Aber ich wusste nichts von dem Langhals. Gasam sagte, ich solle dich zum Sumpf locken, aber ich schwöre dir, ich hatte keine Ahnung, was geschehen würde.«
    »Und trotzdem hast du getan, was er verlangte«, sagte Hael bitter. »Wie hoch war der Preis für deinen Verrat?«
    »Verrat?« erwiderte das Mädchen. »Was fällt dir ein, mir Verrat

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