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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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zweiten Lebenshälfte erwarteten ihn eine Heirat, Kinder und vielleicht Wohlstand in Gestalt einer Kaggaherde.
    Das alles war jetzt vorbei. Seine Zukunft lag wie ein leerer Raum vor ihm. Natürlich hatte er nun auch keine Pflichten mehr. Niemand würde ihm befehlen, die Herde zu bewachen, Wasser zu schleppen oder sonst eine Arbeit auszuführen. Das wiederum war eigenartig, aber durchaus nicht unangenehm.
    Hael hatte sich noch keine Gedanken gemacht, wohin er gehen wollte, aber seine Beine schienen einen eigenen Willen zu besitzen. Mittag war vorüber, als ihm klar wurde, dass er auf Turwa, die kleine Hafenstadt, zumarschierte. Der Ort war ebenso gut wie jeder andere. Er wollte keinem Shasinn begegnen und musste deshalb die Insel verlassen. Schließlich gab es noch andere Inseln und auch das Festland, obwohl er den Gedanken daran erst einmal beiseite schob.
    Während er an den folgenden beiden Tagen dahinschritt, wurde er immer wieder bewundernd und überrascht von den Bewohnern der umliegenden Dörfer oder von Hirten, die ihre Tiere grasen ließen, angestarrt. Die Bewunderung beruhte auf dem – nun auch im Süden – weit und breit bekannten Ruhm der Shasinn, und die Überraschung darüber, dass es ungewöhnlich war, einen Shasinn – und ganz besonders einen jungen Krieger – ganz allein anzutreffen.
    Der Gedanke, dass ihn die Menschen als Shasinn ansahen, belustigte Hael ein wenig, da er sich nicht länger als Angehöriger seines Volkes fühlte. Aber natürlich hatte er sich rein äußerlich nicht verändert, und ein Shasinn war man nicht allein ob der Blutsverwandtschaft, sondern auch wegen der Sitten und Gebräuche, die das ganze Leben des Stammes bestimmten. Inzwischen jedoch kam es Hael so vor, als liege dieses Leben unendlich weit hinter ihm.
    Am Spätnachmittag des ersten Tages verspürte er Hunger. Mit einem Wurfstab erlegte er einen Springer, einen kleinen Vetter des Gabelhorns. Auf dem nächsten Bauerngehöft tauschte er die Hälfte des Fleisches dagegen ein, dass der Bauer das Tier häutete, ausnahm und säuberte und ihm einen Behälter mit glühenden Kohlen überließ. Da er im Augenblick keine Gesellschaft wünschte, zog er sich zum Essen unter eine Baumgruppe außerhalb des Hofes zurück und bereitete seine Mahlzeit zu. Hael wusste, dass die Zeiten, in denen er von Kaggamilch und Blut gelebt hatte, vorüber waren und er sich daran gewöhnen musste, auch die Nahrung anderer Stämme zu sich zu nehmen, selbst wenn ihm bestimmte Speisen bisher nicht gestattet waren. Alle Verbote der Vergangenheit galten nun nicht mehr für ihn.
    Am nächsten Morgen verzehrte er den Rest des Springerfleisches und setzte die Reise fort. Kurz vor Mittag erreichte er den Hafen. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass die Wanderung viel länger dauern würde, aber schließlich hatte er früher immer auf das Tempo der Kaggas Rücksicht nehmen müssen. Die Dorfbewohner bestaunten ihn, denn ein einzelner junger Shasinnkrieger, der so weit vom nächsten Lager entfernt auftauchte, war ihnen noch nie begegnet. Hael gab keine Erklärungen ab, sondern erkundigte sich nur, ob die Wettenfresser in letzter Zeit vor Anker gegangen war. Sie war nicht aufgetaucht, wurde aber in Kürze erwartet.
    Zeit bedeutete Hael wenig, da er kein Ziel hatte. Aber natürlich musste er essen und wusste nur wenig über den Wert des Geldes. Seine Erkundigungen brachten ihn zu einem Geldwechsler, der am Pier lebte. Es handelte sich um einen älteren Mann, der mit einem Kilt aus gutem Tuch und einer kurzen Jacke bekleidet war. Um den Kopf trug er ein Gebilde aus mehrfach verschlungenen Tuchbahnen. Weniger als die ungewöhnliche Bekleidung erstaunten Hael die kleinen runden Gläser, die von einem goldenen Gestell gehalten wurden und vor den Augen des Mannes auf dem Nasenrücken saßen.
    Hael zog ein schweres silbernes Armband aus der Gürteltasche und reichte es dem Geldwechsler. »Ich brauche Geld«, erklärte er schlicht.
    Der alte Mann nahm das Schmuckstück, hielt es sich dicht vor die Augen, und spähte durch die Gläser. Hael wunderte sich. Er hatte schon früher einmal Glas gesehen. Flaschen kamen vom Festland, und einige Küstendörfer hatten schmale Scheiben aus buntem Glas in den Dächern der Hütten, um farbiges Licht einzulassen. Doch etwas Derartiges hatte er noch nie gesehen.
    »Wie viel verlangst du?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete der Junge. »Ich habe noch nie zuvor Geld besessen.«
    »Hm. Es wäre mir ein leichtes, dich übers Ohr zu

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