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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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hauen, aber jeder, dem sein Leben lieb ist, sollte keinen Shasinn betrügen. Ich werde dir etwas zeigen.« Der Alte setzte sich an einen Tisch und stellte ein seltsames Gerät darauf. Es bestand aus einem aufrechtstehenden Kreuz mit einem festen Fußteil, an dessen Armen an feinen Ketten zwei kleine Tabletts hingen. Der Mann legte das Armband auf eines der Tabletts, das sich auch sofort neigte. Auf das andere legte der Geldwechsler kleine Gewichte von unterschiedlicher Größe, bis sich nach einer Weile beide Seiten im Gleichgewicht befanden.
    »Das ist eine Waage. Diese Gewichte auf dem einen Tablett sagen mir ganz genau, wie schwer das Armband ist. Es wiegt sechs Unzen.«
    »Das hört sich einleuchtend an«, meinte Hael.
    »Eben. Das hier …« – er zeigte auf eine Tafel, die mit winzigen Ziffern beschriftet war – »… ist eine Preistafel für Metalle. In dieser Reihe …« – mit einem Finger tippte er auf die Zahlenreihe – »… steht das Gewicht.
    Ich gehe bis auf sechs Unzen.« Der Finger blieb bei einer Zahl stehen und glitt zur Seite. »Wo sich die verschiedenen Reihen treffen, steht der Wert dieses Gewichtes in Gold, Silber und Kupfer. Diese drei Metalle werden für Münzen benutzt.«
    »Was ist mit Stahl?« erkundigte sich Hael.
    »Stahl ist zu wertvoll, da man Waffen und Werkzeug daraus fertigt. Das gleiche gilt für Zinn.«
    »Und diese Metallgewichte sind Geld?«
    »Du begreifst schnell«, lobte der Alte, »aber so ganz stimmt das nicht. Hier, diese Münzen sind beim Handel in Gebrauch.« Er öffnete eine kleine Truhe und entnahm ihr drei flache Geldstücke. Eines davon war von gelblicher Farbe, viereckig und mit abgerundeten Ecken. Die anderen beiden Münzen sahen wie runde Scheiben aus. Die Ränder der Geldstücke waren von dicht nebeneinander liegenden Rillen durchzogen. Der Alte deutete auf die erste Münze. »Das hier ist ein Aurik. Er besteht aus Gold und ist so viel wert wie zwanzig von diesen da.« Er tippte mit dem Finger auf die bedeutend größere Silbermünze. »Die hier heißen Argentiner, von denen jeder den gleichen Wert hat wie fünfzig Kupriken.« Damit deutete er auf die größte Münze, die aus dunklerem Metall als die Bronze von Haels Speer bestand. »Diese Namen stammen aus uralter Zeit und bedeuten: ›aus Gold gefertigt‹, ›aus Silber gefertigt‹ und ›aus Kupfer gefertigt‹. Die Geldstücke werden in Neva geprägt, wo die Regierung für das Gewicht und die Reinheit der Metalle bürgt. Was dein Armband betrifft: Ich kann dir fünf Argentiner dafür geben, und zwanzig Kupriken. Das ist ein bisschen weniger als das eigentliche Gewicht des Schmuckstücks in Silber. Der Unterschied ist der Gewinn, den ich bei dem Handel mache.«
    Hael zuckte die Achseln. »Das hört sich gut an. Ich werde mich schon an diese Dinge gewöhnen. Mit Kaggas handelt es sich leichter. Schließlich sind das lebende Tiere.«
    »Münzen kann man aber viel besser bei sich tragen als Kaggas. Sie werden auch nie krank.«
    »Dafür bekommen Kaggas Kälber«, erwiderte Hael.
    »Geld kann man auch vermehren, wenn man weiß, wie es geht.«
    »Durch Magie?«
    »Nein, aber es lässt sich nicht so leicht erklären. Du wirst schnell lernen, wie du mit Geld umzugehen hast. Aber sei vorsichtig, wenn dir jemand zu viel abverlangt, bis du genau über die gängigen Preise im Bilde bist.«
    »Ich danke dir für deinen Rat. Gestattest du mir die Frage, was diese Gläser vor deinen Augen zu bedeuten haben?«
    »Meine Brille?« Der Alte nahm die Gläser ab und starrte nachdenklich darauf. Seine Augen wirkten plötzlich viel kleiner. »Man stellt sie im Süden her, in der Zone. Meine Augen sind nicht mehr so gut wie in meiner Jugend. Diese Linsen gleichen die Sehschwäche bis zu einem gewissen Grade aus.«
    »Das hört sich nach Zauberei an«, fand Hael und nahm die Brille vorsichtig in die Hand, um sie genauer zu betrachten.
    »Nein, es handelt sich bloß um Glas. Wenn deine Sehkraft bereits angriffen ist, hilft eine besonders gekrümmte und geformte Linse, deine Sicht wieder zurechtzurücken. Das hat nichts mit Magie zu tun und ist nicht einmal besonders teuer. Auf dem Festland sind Brillen sehr verbreitet.«
    Hael hielt sich die Gläser vor die Augen, fühlte aber ein leichtes Schwindelgefühl, als er plötzlich alles verzerrt sah. »Sie helfen mir aber nicht, besser zu sehen.«
    »Das liegt daran, weil deine Augen ganz in Ordnung sind.«
    Hael dankte dem Geldwechsler. Er war nicht sicher, ob er ihm einen guten

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