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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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immer den Überblick zu behalten, kam nicht zur Ruhe.
    Während dieser Pausen unterhielt sich Hael mit allen Matrosen, um die Geheimnisse ihres Handwerks zu ergründen. Dazu gehörten das Anfertigen der Segel, Zimmermannsarbeit, das Steuern und die Navigation. Er verbrachte viele Stunden mit den Männern, die sich auf die Kunst des Lötens verstanden und versuchte, es ihnen gleichzutun. Die meisten Gespräche jedoch führte er mit Malk, der jederzeit zum Plaudern bereit war, wenn ihm die Arbeit Zeit dazu ließ. Ansonsten kommandierte er Hael ebenso herum wie jeden seiner Matrosen.
    Malk erklärte ihm auch den Kompass: Eine Scheibe aus dünnem weißen Material, ähnlich dem Elfenbein, aus dem die Stoßzähne des Toonoos bestanden, schwamm in einer Bronzeschale in einer Flüssigkeit. Durch ein Glasfenster konnte man die Scheibe sehen. Eine eiserne Nadel, die aus irgendeinem geheimnisvollen Grund immer nach Norden zeigte, steckte in dem Elfenbein. Malk erklärte dem Jungen die Zusammenhänge des Magnetismus und zeigte ihm, wie man, wenn man die rund um die Scheibe eingravierten Zeichen beachtete, die Lage des Schiffes bestimmen konnte.
    Gemeinsam betrachteten sie die Sterne, und Malk zeigte Hael den Fixstern, der immer im Norden stand - Hael kannte ihn seit seiner Kindheit – und die ›Wanderer‹, bei denen es sich um Sterne handelte, die sich in unregelmäßigen, aber berechenbaren Abständen bewegten. Auch wies er ihn auf ›Mondlinge‹ hin, deren Bewegungen scheinbar nicht von Sternen abhingen, die aber mit großer Häufigkeit und Regelmäßigkeit auftauchten und genau wie Sterne als Lichtpunkte am Himmel sichtbar wurden.
    »Man sagt«, erklärte Malk mit der Begeisterung, die er immer für die Legenden anderer Völker aufbrachte, »es seien die Kinder des Mondes, da sie sich wie er bewegen. Aber es gibt auch Leute, die sie als von Menschenhand geschaffen ansehen. Jene Geschichten behaupten, es handele sich um kleine Welten oder Flugkörper, die durch die gleiche Magie entstanden sind und mit deren Hilfe die Menschen feurige Speere auf den Mond schleuderten. Leider erklären die Legenden nicht, wie sich das alles zutrug.«
    Hael erblickte auch Karten, die aus feinem Pergament bestanden, bei dem es sich um die gegerbte Unterhaut der Sleens handelte. Diese Pergamente waren ausgesprochen kostbar, denn sie hielten den Einwirkungen von Wasser und Salz stand. Nach und nach, während Malks Finger an den Umrissen der Inseln und des Festlandes entlangfuhr, begriff Hael, wie man sich diese Zeichnungen in Wirklichkeit als richtiges Land und Meer vorstellen musste. So erhielt er die erste Ahnung von der Macht des Zeichnens und Schreibens, denn inzwischen hatte er sich vorgenommen, auch diese Kunst irgendwann zu meistern.
    Während der Reise ergab sich die Gelegenheit, noch etwas Neues zu erlernen. Ein Besatzungsmitglied namens Kristofo hatte einst als Soldat in den Armeen der verschiedensten Länder gedient. Er beherrschte den Kampf mit dem Langschwert meisterhaft und besaß eine Waffe, die der, die Hael dem getöteten Asasahäuptling abgenommen hatte, sehr glich. Kristofo untersuchte Haels Schwert und erklärte, es sei von erlesener Machart, wenngleich ein wenig zu reich verziert für seinen Geschmack. Wenn es der Seegang zuließ, unterwies er Hael im Gebrauch mit dem Langschwert, das in den Händen eines kundigen Mannes zur tödlichen Waffe werden konnte.
    »Nicht werfen, als hieltest du einen von deinen Speeren«, tadelte Kristofo den Jungen. Sie standen vor dem Mast, während die übrigen Matrosen mit dem Rücken gegen die Bordwand gelehnt saßen und ihnen neugierig zusahen. »Die Spitze wird nicht die von dir gewünschte Richtung einschlagen, wenn du es so anfasst. Du musst vorspringen und mit schnellen Bewegungen zustoßen, von unten nach oben. Auf keinen Fall darfst du den Arm längere Zeit ausgestreckt lassen, denn in der Schlacht schlägt ihn dir der Nachbar deines Gegners einfach ab. Es ist wichtig, beim Kampf gegen gut ausgebildete Truppen immer daran zu denken, dass jeder Soldat auch seine Kameraden zu schützen versucht. Greife einen an, und schon stürzen sich die neben ihm stehenden auf dich, sobald sie sich für eine Sekunde von ihren Gegnern losreißen können. Also, du stößt zu und beeilst dich, den Arm sofort wieder hinter dem Schild zu verbergen, klar?«
    Hael nickte. Kristofo erklärte ihm auch, wie bei einem einzigen Streich mit dem Schwert die scharfe Schneide entsetzlichen Schaden anzurichten

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