Der Insulaner
Karawane, die in weiter Ferne am südwestlichen Horizont auftauchte.
»Das sind meine Gefährten. Du brauchst keine …« Noch ehe er geendet hatte, war der Jäger bereits davongerannt, noch schneller, als er vorhin den Stäuber verfolgt hatte. Nach erstaunlich kurzer Zeit war der dunkelhäutige Mann verschwunden.
Geraume Zeit später traf die Karawane ein, und Hael suchte Shong auf. Er hielt seine neuen Besitztümer hoch, und der Kaufmann riss erstaunt die Augen auf.
»Woher hast du das?« fragte er. Hael erklärte, was er in den vergangenen beiden Stunden erlebt hatte, und Shong schüttelte den Kopf. »Der Mann gehört zu den Nachtläufern. Das ist ein scheues, völlig zurückgezogen lebendes Volk und das schlichteste, das ich kenne.
Von Zeit zu Zeit tauchen sie auf ausländischen Märkten auf und bieten seltene Waren zum Tausch an. Sie haben wenige Bedürfnisse und halten es daher für unnötig, regen Kontakt zu anderen Menschen aufzunehmen. Ich habe keine Ahnung, warum sich dieser Bursche so ungezwungen mit dir unterhalten hat. Vielleicht lag es daran, dass du allein warst, noch jung bist und auch von einem einfachen Volk abstammst.«
»Habe ich einen guten Tausch gemacht?« wollte Hael wissen und deutete auf die Federn. »Oder hat er mich betrogen?«
»Nun, über das Seil kann ich dir nichts sagen«, antwortete Shong und strich sich über den gestutzten Bart. »Dergleichen habe ich nie besessen. Bei den Federn sieht es schon anders aus. Stäuber sind schwer zu fangen. Meist werden sie bei dem Versuch getötet und sind deshalb besonders rar. Die hier, die grünen …« - er tippte auf das glänzende Bündel –, »sind in Kasin mehr als ihr Gewicht in Gold wert. Man benutzt sie für priesterlichen Schmuck, für die Fächer reicher Damen und ähnliches. Unten im Süden sind sie noch teurer, da jeder Dorfhäuptling sie für seinen Federschmuck benötigt. Die Federn haben dort religiöse Bedeutung. Die weißen …« – er berührte das andere Bündel – »… werden von Soldaten hoch geschätzt, als Federbüsche der Helme. Für jede einzelne Feder bekommst du ein paar Silbermünzen. Um es kurz zu machen, lieber Hael: Du hast einen guten Tausch gemacht und deine Zeit genutzt. Deine neuen Besitztümer wiegen nicht viel, nehmen kaum Platz ein und sind ungefähr fünfzigmal so viel wert, wie du dafür gegeben hast. Das ist die beste Handelsware: leicht, klein, billig beim Ankauf und wertvoll beim Verkauf. Das ist das Grundprinzip des Handels, verstehst du?«
Hael war sehr erfreut über diese Worte, fand aber noch mehr Vergnügen an dem Seil. In den nächsten Tagen ergriff er jede sich bietende Gelegenheit, um abzusitzen und zu üben. Als er seiner Meinung nach ausreichend Erfahrung am Boden gesammelt hatte, versuchte er es vom Sattel aus. Zuerst brachte er dem Cabo bei, stehenzubleiben, während er die Schlinge herumwirbelte. Das war anfangs nicht einfach, denn das Cabo scheute, sobald das Seil an seiner Nase vorbeisauste. Als es sich aber an die seltsamen neuen Eigenarten seines Reiters gewöhnt hatte, konnte Hael schon bald zum Schritt und dann zum Trab übergehen. Schließlich warf er die Schlinge auch im Galopp und erwischte bei seinem ersten erfolgreichen Versuch einen Baumstumpf, wurde aus dem Sattel gerissen, krachte auf den steinigen Boden und verlor das Bewusstsein.
Es dauerte etliche Tage, in denen er nur sehr langsam reiten konnte, bis er sich von seinem Sturz erholt hatte. In dieser Zeit hatte er reichlich Gelegenheit, über seine Dummheit nachzudenken und sich etwas Besseres einfallen zu lassen. Natürlich war es unsinnig, ein feststehendes Ziel von einem beweglichen Standort aus zu fangen. Das gleiche hätte ihm auch passieren können, wenn sich die Schlinge um den Hals eines sehr großen und störrischen Tieres gelegt hätte. Zwar war es nicht ganz so unbeweglich wie ein Baumstumpf, konnte einen am Boden liegenden Mann jedoch zu Tode trampeln und beißen.
Als sich Hael gänzlich erholt hatte, war ihm eine Lösung des Problems eingefallen. Wenigstens schien die Sache wert, einmal ausprobiert zu werden. Sobald sie eine Siedlung mit einem erfahrenen Sattler erreichten, wollte er sich einen Sattel anfertigen lassen, der vorne einen festen Knauf hatte. Er wollte das Seil um diesen Knauf schlingen, damit das Cabo den heftigsten Teil des Rucks abfing. Während er noch darüber nachgrübelte, lachten ihn die anderen Männer aus und etliche bemerkten, wenn er in Hörweite war, es geschehe ihm recht,
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