Der Insulaner
Toonoos und andere, deren Namen er nicht kannte. In ihrem Gefolge hielten sich Raubkatzen und Aasfresser auf, die sich von den Pflanzenfressern ernährten.
In diesem Gebiet trafen sie auf Nomaden, die durch den Wandertrieb ihrer Herden gezwungen waren, das Land zu durchstreifen. Sie hüteten halbwilde Kaggas, die ein wenig kleiner waren als in Haels Heimat, gleichzeitig aber auch lauter, ungebärdiger und übel riechend.
Die Grenze von Omia wurde nur durch eine kleine Festung markiert, deren obere Stockwerke aus einem Holz- und Lehmgefüge bestanden, die man auf einem bedeutend älteren Fundament aus sorgfältig behauenem Felsgestein errichtet hatte.
Die Flagge flatterte lustlos vor sich hin, und auf den Wehrgängen standen Soldaten, die – auf ihre Speere gestützt – gelangweilt auf die Karawane hinabstarrten. Hael schauderte bei dem Gedanken, dass ihn ähnliches bei einem Eintritt in die Armee erwartet hätte, statt mit einem Cabo die Welt kennen zu lernen.
Er hatte sich bemüht, mit den Viehtreibern ins Gespräch zu kommen, aber die grimmigen, wortkargen Männer hielten sich abseits von den anderen und schienen nicht an einer Unterhaltung teilhaben zu wollen. Agah, ihr Anführer, hatte nie ein böses Wort zu Hael gesagt, warf ihm aber oftmals verschlagene Blicke zu. Die Viehtreiber waren bekannt für ihre Rauflust und Unehrlichkeit und konnten hervorragend mit den kurzen gebogenen Messern umgehen, die sie im Gürtel trugen. Dennoch begriff Hael, warum man sie respektierte, denn ihre Geschicklichkeit im Umgang mit den starrsinnigen, schlechtgelaunten Nusks grenzte schon an Zauberei.
Die Tiere starrten mit bösen Blicken aus den kleinen roten Augen durch einen zottigen Schopf, der ihre Stirn bedeckte. Ihre eigene Hässlichkeit schien ihnen bewusst zu sein, und sie vermittelten den Eindruck, als wollten sie den Rest der Welt dafür bezahlen lassen. Trotzdem gelang es den Kereels, diese missmutigen Nusks friedlich zu stimmen. Mit seltsamen Gesängen und Sprüchen brachten sie die Tiere dazu, beim Beladen stillzustehen. Mit Hilfe von biegsamen Holzstöcken trieben sie sie zu schnellerem Tempo an, ohne gebissen oder getreten zu werden. Hael war bereits mehrere Male mit den Nusks zusammengestoßen und hätte gerne von den Kereels gelernt, aber sie ließen ihn gar nicht erst in die Nähe der Tiere.
Nach einer Weile erreichten sie den Fluss Shell und folgten seinem Verlauf. Die Quelle entsprang weit im Nordosten, hinter der Grenze Omias, in den Ausläufern des großen Gebirges. Der Fluss sah einladend aus, aber Shong erklärte, dass die Strömung zu stark sei und es gefährliche Untiefen gäbe. Nur wenn man flussabwärts reiste, sei eine Benutzung mit einem Floß oder einem flachen Boot möglich. Hael beobachtete, wie mehrere Boote mit größter Kraftanstrengung stromaufwärts gezogen wurden und entschied, dass er am liebsten mit seinem Cabo weiterreiten wollte.
Die grasbewachsenen Hochebenen gefielen ihm gut. Zum einen, weil er ein Hirte war und Gras als lebenswichtig ansah. Zum anderen gefiel ihm die unendliche Weite. Man hatte Hael berichtet, dass sich die riesige Prärie von der Wüste im Süden bis in die unerforschten Gefilde des Nordens erstreckte und die flachen Küstengebiete vom Gebirge trennte. Dabei wechselte das Landschaftsbild von sanften Hügeln bis hin zu einer beinahe ebenen Graslandschaft, die von etlichen kleinen Flüssen durchzogen wurde, die man mit Leichtigkeit überwinden konnte.
Es erstaunte Hael, dass der größte Teil des Landes unbewohnt und ungenutzt blieb. Für die Küstenbewohner war es nichts weiter als Ödland, ebenso wertlos wie die Sandwüste des Südens. Für eine Besiedlung lagen die Flüsse zu weit auseinander, und es hausten dort zu viele Räuber und Ausgestoßene. In diesem Land konnten nur Nomaden leben, die mit ihren Herden von einer Wasserstelle und einem Weidegrund zum nächsten zogen, und Nomaden waren schlicht und einfach verachtenswerte Einfaltspinsel.
Nur in der Stadt geborene Menschen können so denken, dachte Hael. Die Entfernungen waren nur für jene zu groß, die gewohnt waren, Tiere in Pferchen zu halten und immer zu Fuß zu gehen. Ein berittener Stamm würde das ganze Gebiet besitzen können. Und ein Volk, das von Kindesbeinen an mit Waffen vertraut war, würde auch das Raubgesindel schnell vertrieben haben.
Hael hatte sich täglich mit den Knechten Pashirs unterhalten und einiges über die Cabozucht gelernt. Die Stuten warfen in jedem Jahr ein oder
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