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Der Ire

Der Ire

Titel: Der Ire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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»Ein
Märchen für Narren und alte Weiber, aber wir haben es nicht
leicht gehabt, Sean. Wir reorganisieren in großem Maßstab,
und dazu brauchen wir Geld.«
      »Wo wollt ihr es herbekommen?«
      Der Alte stand auf und holte eine
große Karte, die er auf dem Boden ausbreitete. Sie zeigte den
Lake District. Colum O'More benützte seinen Stock als Zeigestab.
      »Der Postzug von Glasgow nach
London fährt durch Carlisle und Penrith. Aber nicht durch Kendal.
Von dort aus gibt es eine Nebenbahn, die in Rigg Station Anschluß
an die Hauptstrecke hat.«
      »Und?«
      »Jeden Freitag schickt die
Central Banks Association einen gepanzerten Geldtransport von Penrith
aus auf eine Rundfahrt durch den Lake District und die Küste
entlang. Dort hält er in Keswick, Whitehaven, Seascale und so
weiter. Von Broughton aus, das du bereits kennst, fährt er nach
Ambleside und über Windermere nach Kendal hinunter. Um drei Uhr
nachmittags erreicht er Rigg Station, wo der Schnellzug nach London
hält.«
    »Was transportiert der Wagen?«
      »Die üblichen
Kassenüberschüsse vom Wochenende, hauptsächlich alte
Scheine, die eingezogen werden sollen. Du weißt ja, wie die
Banken sind. Sie wollen das Geld nicht in ihren Filialen herumliegen
lassen. Meistens über eine Viertelmillion.«
      »Nicht schlecht!«
      »Die Organisation könnte das Geld brauchen.«
      Rogan lachte sarkastisch. »Hast du mir deshalb nach sieben Jahren zur Flucht verhelfen, Colum?«
      »Du bist unser klügster
Kopf«, stellte O'More gelassen fest. »Du kannst
organisieren. Wir brauchen dich.«
      »Und wo wäre ich, wenn ihr ohne mich ausgekommen wärt?« wollte Rogan wissen.
      »Es war nicht leicht, dich
herauszuholen, mein Junge. Das hat nicht nur Geld gekostet. Ich
zähle auf dich.«
      »Dann muß ich dich leider
enttäuschen!« Rogan schüttelte den Kopf. »Ich
habe die Nase voll, Colum, begreifst du das nicht? Von meinen vierzig
Jahren habe ich zwölf im Gefängnis verbracht. Ich will nichts
mehr mit der Organisation zu tun haben.«
      Der Alte nickte. »Was hast du vor?«
      »Du weißt selbst,
daß in Kerry eine Farm auf mich wartet. Mein Vater wird
allmählich alt, Colum, und ich werde es auch.«
      »Werden wir das nicht
alle?« O'More seufzte. »Gut, wie du willst, Sean.
Nördlich von hier liegt Ravenglass. Du brauchst dort nur nach
Richard Clay zu fragen. Er bringt dich für hundert Pfund nach
Irland.« Er holte ein Bündel Geldscheine aus der Tasche und
zählte hundert Pfund ab, die er Rogan gab. »Alles Gute,
Sean.«
      Rogan wog das Geld in der Hand. »Und du?«
      »Ich habe einen Job zu
erledigen. Meine Männer warten darauf. Ich werde mich selbst um
diese Sache kümmern.«

    Rogan starrte ihn sekundenlang an. Dann wandte er sich schweigend ab, öffnete die Tür und ging hinaus.

    6

      Die Flut kam heran und bedeckte das
Wattenmeer mit einem silberglänzenden Spiegel. Rogan
überquerte einen schmalen Steindamm und folgte dem Fußweg
durch mannshohes Schilf. Er entschied sich impulsiv für einen nach
rechts abzweigenden Pfad, bahnte sich einen Weg durch das Gestrüpp
und stand plötzlich an einer Bucht. Am Ufer lag ein Kabinenboot.
      Als Rogan niemand sah, sprang er an
Deck und ging ins Ruderhaus. Das Boot befand sich trotz seines Alters
in gutem Zustand. Es schien erst kürzlich geputzt worden zu sein.
Das Kompaßgehänge und andere Messingteile blitzten geradezu.
Rogan hörte eine Bewegung an Deck hinter sich. Er drehte sich um
und sah dort Hannah Costello stehen.
      Er verließ das Ruderhaus, und
sie warf ihm seinen Trenchcoat zu. »Den kannst du bestimmt
brauchen.«
      Rogan zog den Mantel an, schlug den
Kragen hoch und zündete sich eine Zigarette an. »Ist das
Colums Boot?«
      »Ja, er hat es selbst von Ravenglass hierher überführt.«
      »Will er damit verschwinden, sobald der Job erledigt ist?«
      Als Hannah nickte, fügte er hinzu: »Na, das geht mich nichts mehr an. Ich verschwinde jetzt.«
      »Daran hindert dich niemand.«
      Der bisherige Nieselregen wurde
stärker, und die beiden zogen sich ins Ruderhaus zurück.
Rogan warf dem hübschen Mädchen an seiner Seite einen
neugierigen Blick zu.
      »Was hast du eigentlich mit dieser ganzen Sache zu tun, Hannah?«
      »Das ist schnell erklärt.
Ich wohne bei meinem Onkel Paddy Costello in Scardale. Das liegt
nördlich von Ambleside in den Hügeln. Mein Onkel hat dort
oben eine Schaffarm, die in den letzten Zügen liegt. Er

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