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Der Ire

Der Ire

Titel: Der Ire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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hat er Verbindung zu ihnen bekommen?«
      »Soames hat sie aufgetrieben, glaube ich.«
      »Kennst du ihn?«
      Hannah schüttelte den Kopf.
»Nur Colum hat einmal mit ihm gesprochen. Das war in Liverpool.
Seitdem haben wir eine Deckadresse benützt, eine kleine
Anzeigenannahme in Kendal. Ich habe die Briefe immer selbst
abgeholt.«
      »Soames weiß also nichts von diesem Haus?«
      »Marsh-End?« Sie
schüttelte wieder den Kopf. »Selbst mein Onkel ist noch
nicht hier gewesen. Morgan hat mehrmals versucht, mir zu folgen, aber
ich habe ihn jedesmal abgeschüttelt.«
      »Jack Pope hat mich erwartet«, sagte Rogan. »Welche Rolle spielt er?«
      »Soviel ich weiß, ist er
dafür bezahlt worden, daß er einmal für O'More
arbeitete. Aber damit war die Sache erledigt. Soames hat die
Verhandlungen übernommen.«
      »Wieviel hat Soames bekommen?«
      »Fünfhundert und seine Spesen.«
      Rogan schüttelte den Kopf. »Das genügt ihm bestimmt nicht. Er will wahrscheinlich mehr.«
      Sie runzelte die Stirn. »Wie sollte er zu mehr Geld kommen?«
      »Das weiß ich nicht, aber
er und Pope haben etwas vor, das Colum nur schaden kann.« Rogan
nickte ihr zu. »Komm, wir müssen zurück.«
      Hannah hielt ihn am Ärmel fest. »Was hast du vor?«
      »Colum ist ein alter
Mann«, erklärte ihr Rogan. »Ich kann nicht zusehen,
wie er seinen Kopf in die Schlinge steckt.«
      Er wandte sich ab, kletterte über die Reling und ging auf dem nassen Pfad zur Farm zurück.

      Colum O'More saß im Wohnzimmer
und hatte eine große Karte vor sich auf dem Tisch ausgebreitet.
Er drehte sich nicht um, als die Tür hinter ihm geöffnet
wurde. Rogan kam heran und setzte sich auf die Tischkante.
      Er sah mit gerunzelter Stirn auf die
Karte hinab. »Etwas verstehe ich nicht, Colum. Warum gerade du?
Wo sind die jungen und aktiven Mitglieder? Zu Hause im Bett?«
      Der Alte zuckte mit den Schultern.
»Ich habe von diesen Geldtransporten von einem alten Kameraden
erfahren - Paddy Costello, Hannahs Onkel.«
      »Ja, ich weiß.«
      »Ich habe den Fall im
Hauptquartier in Waterford vorgetragen. Aber dort wollte niemand etwas
davon wissen. Angeblich ist die Sache zu riskant.« O'More grinste
sarkastisch. »Ich wollte den anderen zeigen, daß sie mich
noch nicht abschreiben dürfen.«
      »Woher stammt das Geld, das du für meine Befreiung ausgegeben hast?« wollte Rogan wissen.
      »Ist das wichtig?«
      »Vielleicht.«
      Colum O'More zuckte mit den
Schultern. »Ich habe meine Ersparnisse angegriffen und eine
Hypothek auf mein Haus in Lismore aufgenommen«
      Rogan schüttelte den Kopf. »Alte Narren sind eben die schlimmsten.«
      »Keine Angst, diesmal bekomme ich meine Auslagen bestimmt zurück!«
      »Nein, das ist aussichtslos, Colum«, widersprach Rogan. »Du bist schon zu alt.«
      O'More wurde kreidebleich. Seine
Augen blitzten. Er hob seinen Stock, als wolle er damit nach Rogan
schlagen. Aber dann sackte er mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen.
      Rogan sprang auf, um ihn zu
stützen, bevor Colum vom Stuhl fiel. Er hörte einen leisen
Aufschrei. Hannah kam herein.
      »Am besten legen wir ihn aufs Bett.«
      Das Schlafzimmer lag im
Erdgeschoß nach hinten hinaus. Rogan trug den Alten zu seinem
Bett, zog ihm die Jacke aus und lockerte seinen Kragen. Colum O'More
sank seufzend zurück. Rogan deckte ihn zu.
      Dann ging er mit Hannah zur Tür. »Hast du ihn schon einmal so erlebt?«
      Sie nickte. »Einmal. Er hatte
einen ähnlichen Anfall gehabt. Aber nach einer halben Stunde war
er wieder auf den Beinen.«
      Rogan hörte ein leises Lachen
hinter sich. Als er sich umdrehte, beobachtete O'More ihn aus
halbgeschlossenen Augen. »Ich habe das Urteil schon vor einem
Vierteljahr vom besten Arzt Dublins gehört, mein Junge. Noch zwei,
drei Jahre, dann ist's mit mir zu Ende.«
      Rogan kehrte an das Bett zurück. »Können wir noch etwas für dich tun?«
      »Nein, danke. In einer halben Stunde fehlt mir nichts mehr. Ich kenne diese Anfälle.«
      »Ausgezeichnet«, sagte Rogan. »Ruh dich gut aus und mach dir keine Sorgen.«
      Als er die Tür schloß, starrte ihn Hannah an. »Warum...? Das verstehe ich nicht!«
      Er hätte ihr antworten
können, daß er es nicht übers Herz brachte, einen alten
Mann zu enttäuschen, der stolz sagen konnte, noch nie einen Freund
im Stich gelassen zu haben. Aber er spürte, daß diese
Antwort nicht ausreichte, um seine Entscheidung zu

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