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Der Ire

Der Ire

Titel: Der Ire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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und mein
Vater sind während des Krieges in Nordengland Mitglieder von
O'Mores Organisation gewesen. Onkel Paddy hat vor einem halben Jahr von
diesen Geldtransporten erfahren und sich mit Colum in Verbindung
gesetzt.«
      »Warum hat er das getan?«
      »Weil er betrunken oder
nüchtern - das ist er allerdings nicht oft - in einer Traumwelt
lebt, in der es Heldentaten, Leidenschaften und eine
schwärmerische Liebe zu unserer Heimat gibt. Er sieht sich noch
immer als Helden, der für Irland weiterkämpft.«
      »Und ist das so schlimm?«
      »Das ist ein närrischer
Traum«, antwortete Hannah energisch. »Ein dummer Traum. Ein
Echo aus einer Zeit, die es nicht mehr gibt. Die Welt hat sich
verändert und braucht keine Leute wie meinen Onkel mehr.«
      »Oder wie mich?«
      »Wem der Stiefel paßt,
der zieht ihn sich an. Willst du von Ravenglass aus mit dem Boot
weiterfahren?«
      »Ich wäre dumm, wenn ich das nicht täte!«
      Hannah starrte aufs Wasser hinaus.
»Als kleines Mädchen in Liverpool habe ich viel von Sean
Rogan gehört - von dem großen Sean Rogan. Mein Vater war von
dir begeistert. Das hat er jedenfalls in allen Bars behauptet.«
Sie machte eine Pause. »Nach dem Tod meiner Mutter ist er zu
einem richtigen Säufer geworden.«
      »Das kommt vor«, meinte Rogan. »Bedauerlich.«
      »Eigentlich seltsam, daß
sich jemand auf diese Weise selbst zerstören kann«, murmelte
sie. »Er hat selbst meine Liebe zu ihm zerstört. Ich habe
ihn später nicht gehaßt, aber er war mir gleichgültig.
Als er dann angefangen hat, unsere Zimmer zu verwechseln, wenn er
betrunken nach Hause kam, wollte ich
    fort. Er ist ein Jahr danach gestorben.«
    »Was hast du gemacht?«
      »Was jedes Mädchen in meiner Lage tut - ich bin nach London gezogen.«
      »Wie alt warst du?«
      »Erst sechzehn, aber das hat
sich als Vorteil erwiesen. Mädchen in diesem Alter üben auf
manche Männer eine starke Anziehungskraft aus.«
      »Ja, ich weiß«, stimmte Rogan ernsthaft zu.
      »Ich habe einen Job als
Serviererin angenommen, aber davon konnte ich nicht leben. Dann hat mir
ein Gast einen Job in seinem Club angeboten. Ich war schon immer eine
gute Tänzerin.« Sie lächelte gelassen. »Die
Kirche hat eigentlich recht, wenn sie von der Bedeutung kleiner
Sünden spricht. Es ist erstaunlich, wie rasch man etwas werden
kann, das man sich nie hätte vorstellen können.«
      »Das klingt nicht gut.«
      »Es kommt noch schlimmer. Eines
Tages wurde der Chef verhaftet, weil er mehrere Gäste
erpreßt hatte. Er hat drei von uns mit hineingerissen.«
      »Was hast du dafür bekommen?«
      »Sechs Monate. Nach der
Entlassung habe ich an Onkel Paddy geschrieben. Seine Frau war
gestorben, und er brauchte eine Haushälterin. Sein Sohn Brendan
ist jetzt siebzehn. Er hat als kleiner Junge Gehirnhautentzündung
gehabt.« Sie tippte mit dem Zeigefinger an ihre Stirn.
»Jemand muß sich um ihn kümmern.«
      »Und jetzt steckst du bis zum Hals in dieser Sache? Warum verschwindest du nicht einfach?«
      Hannah zuckte mit den Schultern.
»Warum tut man überhaupt irgend etwas? Weil man wie in einem
Netz gefangen ist, glaube ich. Man kann sich drehen und wenden wie man
will, man kommt doch nicht frei.« Sie sah zu ihm auf. »So
kenne ich das Leben. Als unsichtbares Netz, in dem ich gefangen
bin.«
      Ihre graugrünen Augen
beobachteten ihn erwartungsvoll, als hoffe sie, daß er etwas
sagen oder vielleicht sogar irgendeinen Ausweg vorschlagen würde.
Aber er konnte ihr nicht helfen.
      »Ich habe mein Leben lang versucht, aus etwas auszubrechen, und bin jetzt vierzig.«
      Sie nickte langsam. »Ich glaube, daß du dich zu sehr von alten Bindungen halten läßt.«
      Rogan zuckte mit den Schultern und
wechselte das Thema. »Welche Organisation hat Colum in den Bergen
aufgebaut?«
      »In Scardale? Er hat zwei
Ganoven aus Manchester angeheuert. Berufsverbrecher. Die beiden sind
schon eine Woche dort.«
      »Was für Leute sind das?«
      »Sie bahnen sich ihren Weg mit
Gewalt, sie decken ihren Rückzug mit Gewalt, und Gott schütze
alle, die ihnen in den Weg kommen. Du kennst doch diesen Typ. Aber nur
einer von ihnen ist wirklich gefährlich. Morgan, Harry Morgan. Er
ist nicht dumm. Fletcher ist nur sein Werkzeug.«
      »Nette Leute, mit denen Colum O'More sich abgibt.«
      Sie zuckte mit den Schultern.
»Für einen Job dieser Art braucht man Fachleute, und das
sind Morgan und Fletcher.«
      »Wie

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