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Der Ire

Der Ire

Titel: Der Ire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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sie.«
      Morgan schüttelte mitleidig den
Kopf. »Ist das etwa dein Ernst, Jesse? Manchmal überraschst
du mich wirklich, weißt du.«
      Er drehte sich um, schlug nach
Costellos Hand, als der Alte sich ein Sandwich nehmen wollte, und fiel
selbst darüber her.

      Rogan saß auf dem Hügel
hinter der Farm und zündete sich eine Zigarette an. In der Ferne
lag der Lake Windermere zwischen den Hügeln. Sein Wasser
schimmerte jetzt in der Mitte, wo es am tiefsten war, schwarz und an
den Rändern purpurrot und grau. Die untergehende Sonne beleuchtete
die Berggipfel orangerot.
      Er genoß diesen herrlichen
Anblick, atmete den zarten Duft des regenfeuchten Heidekrauts ein und
war in Gedanken versunken, als er eine Stimme hinter sich hörte.
      »Eine schöne Aussicht, nicht wahr?« fragte Hannah Costello.
      Er drehte sich nach ihr um. Sie stand
kaum fünf Meter hinter ihm. »Ich habe dich nicht
gehört«, gab er zu. »Anscheinend werde ich schon
alt.«
      Er bot Hannah eine Zigarette an, und
als sie sich über das Streichholz zwischen seinen Händen
beugte, warf er einen Blick in ihre unergründlichen Augen, in
denen ein Mann ertrinken konnte.
      Sie ließ sich neben ihm auf
einem Felsbrocken nieder und rauchte zunächst schweigend.
»Dort unten geht irgend etwas vor«, stellte sie dann fest.
      »Zwischen Morgan und Fletcher?«
      »Mein Onkel hat auch etwas
damit zu tun. Die drei haben sich gestritten. Das habe ich vom Flur aus
gehört. Es ging um diesen Pope, der auf dich gewartet hat, als du
ausgebrochen bist. Er ist jetzt in Ambleside.« Als Rogan nickte,
runzelte sie die Stirn. »Überrascht dich das nicht?«
      »Nein.« Er erzählte
ihr von Jack Pope und Soames, die er beobachtet hatte, als sie
glaubten, er sei bereits unterwegs. »Was haben sie noch
gesagt?«
      »Morgan soll ihn morgen von der
Telefonzelle an der großen Straße aus anrufen. Ich nehme
an, daß er damit wartet, bis du gesagt hast, was du von dem Job
hältst.«
      »Ja, das kann ich mir vorstellen.«
      »Noch etwas, Sean. Er hat von
fünfzigtausend Pfund als Anteil gesprochen. Ich dachte, sie
sollten jeder nur fünftausend bekommen.?«
      »Anscheinend will Morgan den Kuchen anders aufteilen.«
      »Macht dir das keine Sorgen? «
      »Keine Angst, damit werde ich
schon fertig.« Er lächelte Hannah zu. »Aber es ist
immerhin erfreulich, daß jemand auf meiner Seite steht.«
      Sie wurde rot und sah zum Himmel auf,
wo jetzt schon der Abendstern erschien. Rogan blieb einige Minuten lang
schweigend sitzen, bis Hannah fragte: »Woran denkst du?«
      »An Kerry«, antwortete er. »Ich habe dort eine Farm - oder mein Vater hat eine.«
      »Und du möchtest dorthin zurück?«
      »Es ist wunderschön in
Kerry. Meer und Hügel, weiches Gras, warmer Regen, Fuchsien an den
staubigen Hecken und die hübschesten Mädchen der Welt.«
Er lachte leise. »Das hätte ich fast vergessen.«
      Er drehte sich nach Hannah um. Sie starrte ihn an, und er sah, daß sie Tränen in den Augen hatte.
      Er griff instinktiv nach ihrer Hand. »Du würdest dort ausgezeichnet hinpassen.«
      Sie warf ihm einen prüfenden
Blick zu. Dann lächelte sie plötzlich, und ihr Gesicht schien
von innen heraus zu leuchten. Rogan zog sie zu sich hoch und
küßte sie leicht auf die geöffneten Lippen.

    8

      Der Morgen war kalt, aber es regnete
nicht mehr, als Rogan hinter dem Haus am Zaun lehnte und zum
wolkenverhangenen Scardale Fell hinaufsah.
      Er hatte die Nacht auf einem Feldbett
in einer Kammer über dem Stall verbracht. Beim Frühstück
war er mit Hannah und Brendan allein gewesen, weil die anderen noch
schliefen. Jetzt wartete er gespannt und zufrieden darauf, daß
Hannah den Wagen aus der Scheune fahren würde.
      Hinter ihm wurde die Haustür
geöffnet. Paddy Costello rief wütend: »Hinaus mit dir,
Trottel! Marsch, in die Hügel - und laß dich ja nicht ohne
die Schafe blicken!«
      Brendan wich einem Fußtritt aus
und rannte über den Hof. Als er an Rogan vorbeilief, warf er ihm
einen ängstlichen Blick wie ein gehetztes Wild zu. Rogan hatte
instinktiv Mitleid mit ihm.
      Der Junge verschwand, und Costello
kam auf Rogan zu. Seine Augen waren blutunterlaufen, die
Tränensäcke waren geschwollen und das Gesicht war
aufgedunsen. Die runzlige Haut wirkte schmutzig.
      »Dieser Junge bringt mich noch
ins Grab, Mr. Rogan.« Er stopfte sich das Hemd in die Hose.
»Sie brechen aber früh auf ...«
      »Ich habe viel zu

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