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Der Ire

Der Ire

Titel: Der Ire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Jesse?«
      »Das kommt vielleicht noch.«
      Morgan grinste. »Rufst du mich rechtzeitig? Das möchte ich erleben!«
      Rogan setzte sich auf den Rand des
Küchentisches und zündete sich eine Zigarette an. Hannah zog
ihren Mantel aus. »Rührei mit Schinken?«
      »Gern«, antwortete er und trat ans Fenster.
      Der Wind riß das letzte
Herbstlaub von den Birken am Haus. Rogan betrachtete die mit Heidekraut
bewachsenen Hügel und die Berge dahinter.
      »Kommen oft Fremde hierher?« erkundigte er sich.
      »Nur manchmal Bergsteiger oder
Wanderer, aber meistens im Frühjahr oder Sommer. Die Straße
hört ein paar hundert Meter hinter dem Haus auf. Vor
hundertfünfzig Jahren hat es hier noch ein Bleibergwerk gegeben,
das jetzt aufgelassen ist. Brendan kann dir den alten Stollen zeigen,
wenn du willst.«
      »Er hat einen ganz netten Eindruck gemacht.«
      Hannah nickte. »Er ist nur ein
bißchen langsamer als andere Leute. Onkel Paddy behandelt ihn wie
einen Hund. Das schadet ihm natürlich.« Sie machte eine
Pause. »Was hältst du von den beiden dort drinnen?«
      »Fletcher ist nur ein
zweitklassiger Gauner. Ein nützlicher Mann, wenn es zu einem Kampf
kommt. Morgan ist gefährlicher. Er scheint intelligent zu
sein.«
      »Fletcher ist aus Dummheit zum
Verbrecher geworden«, behauptete Hannah. »Aber Morgan hat
Spaß daran, schlecht zu sein. Nimm dich vor ihm in acht, Sean. Er
hetzt mit Vorliebe Leute gegeneinander auf und freut sich, wenn es
Streit gibt.«
      »Dabei kann man sich gewaltig
die Finger verbrennen«, meinte Rogan. »Das müßte
man ihm sagen.«
      Sie stellte ihm seinen Teller auf den
Küchentisch und beobachtete zufrieden, wie er die doppelte Portion
verschlang.
      »Das hast du gebraucht«, stellte sie fest, als er den leeren Teller fortschob.
      Rogan lächelte. »Ich war
nicht einmal sehr hungrig - aber das war ein symbolisches Mahl. Das
Essen im Gefängnis ist nicht schlecht. Aber hier draußen
schmeckt alles anders.«
      Sie saßen am Küchentisch
und rauchten, als Morgan hereinkam. Er schenkte sich eine Tasse Tee ein
und lehnte sich gegen den Küchenschrank. »Wie geht's
O'More?«
      »Gut«, antwortete Rogan.
      Morgan lachte. »Das können
Sie mir nicht erzählen! Als Jesse und ich ihn vor ein paar Wochen
in Manchester kennengelernt haben, war er verdammt klapprig.«
      »Und?«
      »Wie ich die Sache sehe, hat er ausgespielt. Diesen Job kann nur ein starker Mann organisieren.«
      »Ich weiß«, entgegnete Rogan. »Deshalb bin ich hier.«
      »Wer sagt das?« Jesse
Fletcher erschien an der Tür. Sein häßliches Gesicht
war zornrot. »Wer sagt, daß wir Sie brauchen? Vielleicht
haben Morgan und ich andere Absichten.«
      »O'More hat mir erzählt,
daß Sie je fünftausend für Ihre Arbeit bekommen. Stimmt
das?«
    »Das steht in unserem Vertrag«, gab Morgan zu.
    »Dann sagen Sie dem anderen Arbeiter, daß er seine große
    Klappe halten soll.«
      Fletcher wollte auf Rogan losgehen,
aber Morgan sagte rasch: »Immer mit der Ruhe, Jesse!« Er
wandte sich schulterzuckend an Rogan. »Jesse braust leicht auf.
Das ist in unserer Lage verständlich, denn wir haben O'More seit
dem Treffen in Manchester nicht mehr gesehen. Hannah ist unsere einzige
Verbindung mit ihm. Selbst ihr Onkel weiß nicht, wo O'More
steckt.«
      »Er ist eben vorsichtig«,
gab Rogan zu. »Aber das schadet nichts. Sie bekommen ihn noch
früh genug zu sehen.« Er stand auf. »Wie sieht Ihr
Plan aus?«
      »Ich habe eine Karte im
Wohnzimmer«, antwortete Morgan. »Am besten sehen wir sie
uns gleich an.«
      Im Wohnzimmer war es dunkel, obwohl
der Regen nachgelassen hatte. Hannah zündete eine Petroleumlampe
an und stellte sie auf den alten Mahagonitisch. Morgan breitete darauf
eine große Landkarte aus.
      »Hier ist Scardale«,
sagte er. »Fünf Meilen nördlich von Ambleside unterhalb
von Scardale Fell. Von Ambleside nach Windermere sind es reichlich vier
Meilen. Dann geht es geradeaus nach Kendal weiter. Rigg Station liegt
fünf Meilen südlicher.«
      »Also insgesamt fünfundzwanzig Meilen.«
      »Richtig. Rigg ist nur ein kleiner Bahnhof. In der Urlaubszeit
    herrscht dort Hochbetrieb, aber jetzt ist er wie ausgestorben.«
    »Wie steht es mit dem Postzug am Freitagnachmittag? Kann
    man in Rigg zusteigen?«
      Morgan schüttelte den Kopf.
»Rigg ist keine Schnellzugstation mehr wie früher. Auch der
Bahnhofsvorsteher wohnt nicht mehr dort, sondern kommt jeden Tag

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