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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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kann leicht sein, dass sie auch noch Hunde haben.«  
    »Hunde?«  
    »Ja, Suchhunde.« Sie weinte jetzt. »Die Polizei… Ich hasse diese großen Hunde.«  
    »Ich glaube nicht, dass bei Regen Hunde eingesetzt werden«, erwiderte er ernsthaft. »Ich glaube, da können sie keine Witterung aufnehmen.«  
    Das Feuer brannte lichterloh. Er setzte sich neben sie und legte ihr den Arm um die Schultern.  
    »Gehen Sie weg«, sagte sie. Ihre Zähne schlugen aufeinander.  
    »Nein. Ihnen ist eiskalt, Sie müssen wieder warm werden. Das hier ist kein Annäherungsversuch, ich verspreche es Ihnen. Die Polarforscher in der Antarktis drängen sich beim Schlafen ganz eng zusammen. Es ist die beste Methode, um sich warm zu halten.«  
    Einen Moment sagte sie nichts, dann fragte sie: »Ist das wahr, was Sie über die Hunde gesagt haben?«  
    »Dass sie bei Regen keine Witterung aufnehmen können? Ja, absolut.«  
    Mühsam schob sie sich etwas näher ans Feuer. Endlich schien die Wärme sie zu erreichen, und sie streckte die Hände den Flammen entgegen. Sie schämte sich in Grund und Boden, dass sie geweint hatte. »Tut mir leid, dass ich mich so angestellt habe«, murmelte sie.  
    »Ich habe selten ein Mädchen erlebt, das sich so wenig anstellt wie Sie«, sagte er.  
    Sie drückte fest die Augen zu. »Ich hasse – ich hasse Kuddelmuddel .«  
    »O je.« Sie hörte das Lachen in seiner Stimme. »Dann werden wir nicht miteinander können. Wo ich hinlange, gibt’s immer Kuddelmuddel.«  
    Sie musste an die Reisen ihrer Kindheit denken, endlose Fahrten in Bahnwagen dritter Klasse oder auf Schiffen mit schwarz qualmenden Schornsteinen kreuz und quer durch Europa im Gefolge ihres unsteten Vaters.  
    »Als ich klein war«, sagte sie, »ist mein Vater ständig mit uns herumgereist. Wenn wir morgens aufwachten, hieß es plötzlich, los, macht euch fertig, wir fahren weg, und dann landeten wir irgendwo in einem Zug oder auf einem Schiff und einmal sogar auf einem Ochsenfuhrwerk, ja daran erinnere ich mich noch genau. Und meine Mutter war immer so erschöpft, und mein Vater wurde jedes Mal wütend, weil nichts so klappte, wie er es sich vorgestellt hatte.« Sie holte Atem. »Ich mag keine Abenteuer. Ich brauche sie nicht.«  
    »Ich weiß.« Das klang reuig. »Es tut mir leid. Aber manches hat doch auch Spaß gemacht?«  
    »Spaß?«, wiederholte sie. »Wenn das Ihre Vorstellung von Spaß ist, Jack, ist sie das genaue Gegenteil von meiner.«  
    » Nur noch heute. Großes Ehrenwort.«  
    »Aber das Boot –«  
    »Das wird schon klappen.«  
    »Nein, wird es nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es einfach. Ich möchte nur nach Hause.«  
    »Miss Nicolson –«  
    »Freddie. Ich heiße Freddie. Frederica.«  
    »Freddie? Ich dachte an Anna oder Caroline, aber Freddie ist besser. Hören Sie mir zu, Freddie. Der Regen mag eine elende Plage sein, aber uns kommt er entgegen. Wenn wir Glück haben, hat die Polizei das Auto nicht gefunden. Es wird alles gut gehen.«  
    »Das sagen Sie dauernd.«  
    »Vertrauen Sie mir nicht?«  
    »Nein. Nicht im Geringsten.«  
    »Sind Sie hungrig?«  
    Sie konnte sich nicht entsinnen, wann sie zuletzt gegessen hatte. »Ein bisschen.«  
    Er machte ihren Koffer auf und nahm den Rest eines Brotes heraus, zwei Äpfel und eine Flasche Wein. »Da, essen Sie«, sagte er und riss ihr ein Stück von dem Brot ab. »Dann wird Ihnen wärmer.« Er zog den Korken aus der Weinflasche.  
    »Ich glaube, Ihnen macht das alles ein Heidenvergnügen«, sagte sie.  
    »Manches davon«, bekannte er. »An einem Schreibtisch wäre ich nicht zu gebrauchen. Ich ginge spätestens nach einem Tag die Wände hoch.«  
    »Wie geht es Ihrem Bein?«  
    »Es tut ein bisschen weh.« Er klappte den Hosenaufschlag hoch und betastete vorsichtig den Verband. »Ich habe mir einmal in Griechenland beim Klettern den Knöchel gebrochen. Da musste ich mehr oder weniger auf einem Bein in die Zivilisation zurückhüpfen. Es könnte also schlimmer sein.«  
    »Ihre Mutter muss doch verzweifeln.«  
    »Oh, ich glaube, das hat sie schon vor einiger Zeit aufgegeben. Hier, trinken Sie einen Schluck.« Er reichte ihr die Weinflasche.  
    Freddie nahm einen tiefen Zug. Der herbe Rotwein erwärmte sie; ihr Kleider trockneten langsam, und sie hatte endlich aufgehört zu zittern. Sie hatte das Brot aufgegessen; noch ein paar Schluck Wein, dann legte sie sich hin und sah dem Spiel der Flammen zu. »Ich schlafe nicht«,

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