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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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einzigen Brief von dir bekommen.«  
    Sie blieb stirnrunzelnd stehen. »Das verstehe ich nicht.«  
    »Nicht einen. Überhaupt nichts. Und ich habe – oh, bestimmt ein Dutzend Briefe an dich geschrieben.«  
    Log er? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. »Ich dir auch, Guido«, sagte sie. »Ich schwöre es.« Sie dachte an Westdown mit seinen altjüngferlichen Lehrerinnen undseinen unverständlichen Regeln. Sie hatte nicht zum Briefkasten gehen dürfen; sie hatte ihre Briefe immer einer Präfektin geben müssen.  
    »Das war wahrscheinlich die Schule. Vielleicht wollten sie nicht, dass wir mit Jungen korrespondieren. Vielleicht haben die Lehrerinnen unsere Briefe gelesen. Vielleicht haben sie sie zerrissen.«  
    »Am Ende habe ich aufgegeben«, sagte er. »Ich dachte, du hättest mich vergessen.«  
    »Nein, niemals, Guido.«  
    »Wenn ich das gewusst hätte«, sagte er leise. »Warum bist du nach Florenz zurückgekommen, Tessa?«  
    »Weil ich hierhergehöre.«  
    »Nicht nach England?«  
    »Nein. Eine Zeit lang glaubte ich, ich wäre dort zu Hause, aber das war ein Irrtum.«  
    »Warst du dort nicht glücklich?«  
    »Am Anfang schon.« Sie lächelte. »Ich war vernarrt in London. Ich habe es genossen, mein eigenes Geld zu verdienen.«  
    »Was hast du gemacht?«  
    »Ich war Mannequin. Ich stolzierte in teuren Kaufhäusern vor Frauen mit zu viel Geld herum.« Sie nahm eine Pose ein, und er lachte.  
    »Du hattest Erfolg?«  
    »O ja. Ich konnte mich selbst unterhalten und Freddies Schulgeld bezahlen. Darauf war ich stolz.«  
    »Und jetzt arbeitest du in einem Modegeschäft… Warum, Tessa?«  
    Ihre Stimmung stürzte wieder ab. »Weil etwas passiert ist«, antwortete sie.  
    »Die Narbe auf deiner Stirn – hast du deine Karriere als Mannequin deshalb aufgegeben?«  
    Automatisch hob sie die Hand und zog die Stirnfransen tiefer. »Ich hatte einen Autounfall«, sagte sie.  
    »Warst du schwer verletzt?« Sie nickte. »Ach Tessa, du Arme«, sagte er.  
    Sie blieb stehen, um an den Rosen zu riechen, die über eine Mauer fielen. Sie sagte leise: »Ich habe Dinge getan, für die ich mich heute schäme.«  
    Sie war ihm dankbar, dass er nicht weiter fragte. Das ließ ihr Zeit, Atem zu holen und das Thema zu wechseln. »Aber dich hat das Leben offensichtlich gut behandelt, Guido. Du hast geheiratet. Du hast eine entzückende kleine Tochter.«  
    »Ich habe Glück gehabt, ja, das ist wahr.«  
    »Wie hast du Maddalena kennengelernt?«  
    Maddalena stammte, wie Guido ihr erzählte, aus einer wohlhabenden florentinischen Familie. Sie war die einzige Tochter, und er kannte sie seit seiner frühesten Kindheit. Die Heirat war ganz im Sinn der beiden Familien gewesen. Maddalena war schön, elegant und gutherzig, eine gewandte Gastgeberin, eine wunderbare Hausfrau und Mutter.  
    Seine Beschreibung, dachte Tessa, klang irgendwie matt. Es fehlte ihr an Leidenschaft. Sie stellte sich die beiden vor, Guido und Maddalena, wie sie an einem Sonntagmorgen zur Kirche gingen, sie ganz gelassen, sich innerlich auf den Gottesdienst vorbereitend, er ein wenig gelangweilt, ungeduldig, wie meistens, mit dunklen Augen die Kirchgänger musternd, die die Treppe zum Portal hinaufstiegen, während seine Gedanken wanderten.  
    Sie hatten das alte Stadttor erreicht. »Es hat mich traurig gemacht, vom Tod deines Vaters zu hören«, sagte sie. »Ich habe ihn gerngehabt. War er längere Zeit krank?«  
    »Zwei Jahre. Es war schrecklich, ihn so zu erleben. Meine Mutter hat ihn gepflegt.«  
    »Wie geht es ihr?«  
    »Oh, es geht ihr gut. Sie und Faustina leben in der Villa im Chianti. Mamma hat sich auf dem Land immer schon wohler gefühlt.«  
    »Wie alt ist Faustina jetzt?«  
    »Einundzwanzig.«  
    »Ist sie verheiratet – verlobt?«  
    »Keins von beidem.« Guido zog die Mundwinkel herab. »Es macht ihr anscheinend nichts aus, sich da draußen in der Wildnis zu vergraben. Ich würde anfangen zu trinken.«  
    Tessa erinnerte sich an Faustina Zanetti. Sie kommandiert einen ständig herum , hatte Freddie sich immer beschwert, wenn sie einen Nachmittag mit Faustina spielen musste.  
    »Und Sandro?«, fragte sie.  
    »Er arbeitet in Bologna.« Guido lächelte. »Er baut Straßen und Brücken. Was macht Freddie, Tessa?«  
    »Ach, es geht ihr wirklich gut. Sie arbeitet in einer Zeitschriftenredaktion in London. Sie fehlt mir sehr.«  
    Seine dunklen Augen – die Farbe bitterer Schokolade – hielten

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