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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Augenblick nur auf eine der beiden Landhelferinnen zählen konnte, die der Staat als Ersatz für die Männer an der Front abstellte, weil die andere an den Masern erkrankt war. Ihre Arbeit auf dem Hof war kein Zeitvertreib, sondern dringend notwendige Hilfe.  
    Aber sie wusste natürlich, mit welchem Widerwillen sie hierhergefahren war. Das Problem war nicht nur die schwierige Beziehung zu ihrer Mutter, sondern die tödliche Langeweile, die unweigerlich mit den Besuchen in Abingdon einherging. Als sie noch mit Milo verheiratet gewesen war, hatte sie selten mehr als einige Stunden hintereinander im Haus ihrer Mutter verbracht. Die Zeit schien stillzustehen in Hatherden  – das war der Name des Hauses ihrer Mutter, ehern viktorianisch in seiner Einfallslosigkeit. Schon zwei Stunden in diesem Haus waren ihr früher eine Qual gewesen.  
    Aber das war damals gewesen und dies war heute. Wenn sie eines in den letzten Jahren gelernt hatte, dann durchzuhalten. Sie war stärker geworden. Sie war gewöhnt, bei Kälte und Regen im Freien zu arbeiten, und sie war Einsamkeit gewöhnt – Einsamkeit war zu einem Teil ihres Lebens geworden. Die Aussicht, sechs Wochen mit ihrer Mutter zu verbringen, war jetzt bloß noch reizlos. Mayfield würde ihr fehlen.  
    Der Krieg hatte vieles verändert. Von den Bewohnern des Mayfield-Hofs waren nur die Mickleboroughs und Rebecca geblieben. David Mickleborough, der aus gesundheitlichen Gründen beim Militär nicht angenommen worden war, steckte jetzt seine ganze Kraft in die Arbeit auf dem Hof. Sie mussten einen wirtschaftlich gesunden Betrieb auf die Beine stellen, sonst würde man ihnen den Hof wegnehmen. Beamte des örtlichen Kriegsausschusses für Landwirtschaft kamen regelmäßig vorbei, um zu prüfen, ob sie auch jeden Fleck Anbaufläche nutzten.  
    Bei aller Arbeit nahm Rebecca sich dennoch Zeit zum Zeichnen. Es war ihr zur Gewohnheit geworden, etwas, das sie täglich brauchte. Sie fühlte sich nicht wohl, wenn sie nicht gezeichnet hatte. Sie erinnerte sich Connors neckender Bemerkung über die Wahl ihrer Themen – Müssen es immer Töpfe, Pfannen und Scheuerbürsten sein, Rebecca? . Ja, es waren immer noch Töpfe, Pfannen und Scheuerbürsten, wenn sie zu müde war, um sich etwas anderes einfallen zu lassen.  
    Vor knapp zwei Jahren, im Spätsommer des Jahres 1940, war der Mayfield-Hof ins Auge eines Sturms geraten. Die Luftschlacht um England war über Kent und Sussex ausgetragen worden. Ein Bild hatte sich Rebecca unauslöschlich eingeprägt: Ein Flugzeug, aus dem Flammen schlugen, stürzte mit gellendem Pfeifen in Spiraldrehungen vom Himmel in den Birkenhain auf der Hügelkuppe, die vom Küchenfenster aus zu sehen war. Rebecca und David waren quer durch das Tal zu der brennenden Maschine hinaufgelaufen, sie mit der Heugabel in der Hand, weil sie dachte, sie könnte von Nutzen sein. Ganz sinnlos: Schon als sie sich dem Wäldchen näherten, stolperten sie über verbogene Metallsplitter der abgeschossenen Spitfire . Der Pilot, zwanzig Jahre alt, war in der Kanzel verbrannt.  
    Sie hatte die Szene seither beinahe wie besessen immer wieder gezeichnet und gemalt, aus vielen unterschiedlichen Perspektiven. Manchmal wurde der Blick auf sie und David gelenkt, wie sie durch das Tal rannten, während das Flugzeug nur als grau verwischtes Detail in der Bildecke zu erkennen war. Eine andere Version zeigte ein schwarzes Gitterwerk von Bäumen vor einem brodelnden blutroten Himmel. Dieses Bild hatte sie in Öl gemalt; obwohl sie vom Umgang mit Ölfarben keine Ahnung hatte, musste sie hier mit ihnen arbeiten, um die Kraft und Dichte der Farben zu erreichen, die sie haben wollte. Sie hatte Connor geschrieben, sie glaube, sie suche nach der richtigen Weise, die Szene ins Bild zu setzen, und er hatte geantwortet, darum gehe es vielleicht gar nicht; vielleicht wolle sie darauf verweisen, dass über den Tod eines zwanzigjährigen Piloten in einem Wäldchen auf dem High Weald etwas gesagt werden müsse, immer wieder und immer wieder.  
    Sie schrieb Connor Byrne regelmäßig nach Irland. Eine Zeit lang war sie unsicher gewesen, hatte gefürchtet, ihre Briefe könnten ihn langweilen, aber im Lauf der Monate und Jahre waren ihre Bedenken verschwunden. Er schien sich auf ihre Briefe ebenso sehr zu freuen wie sie sich auf seine. Mit Connor, dem sie das Schlimmste von sich anvertraut hatte, konnte sie ehrlich sein wie mit keinem anderen, nicht einmal ihrer Schwester. Ihre Briefe waren eine lebendige

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