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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Rommel kapitulieren. Dann haben wir ganz Nordafrika und können anfangen, über Europa nachzudenken. Sie glauben, Italien wird als Nächstes an der Reihe sein?«  
    Freddie wischte mit der Hand ein Stück Fensterscheibe klar. »Es sieht langsam danach aus, nicht wahr?« Sie sah ihn an und lächelte. »Möchten Sie ein Stück Torte, Lewis? Rays Frau, Susan, hat mir etwas von der Hochzeitstorte mitgegeben.«  
    Sie aßen den Kuchen im immer noch stehenden Zug, während der Himmel draußen sich tiefblau verdunkelte. Lewis zog die Jalousie ein Stück herunter, und sie überlegten, ob sie einfach aussteigen und über die Felder marschieren sollten – die Vorstellung reizte beide. »Aber sobald wir loslaufen«, wandte Lewis ein, »wird der verdammte Zug sich aufrappeln, darauf können Sie sich verlassen.« Dann erörterten sie die Möglichkeit, dass sie die ganze Nacht im Zug verbringen müssten – Lewis hatte gehört, dass ein Zug bei einem Schneesturm einmal eine volle Woche lang in Cumbria festgesessen hatte. Und während sie mit ihm sprach, beobachtete, wie leicht er lächelte und wie seine Augen aufblitzten, wenn sie etwas sagte, was ihn amüsierte, fand sie die Reise gar nicht mehr langweilig, hätte nicht einmal etwas dagegen gehabt, wenn der Zug noch Stunden geblieben wäre, wo er war, in der sich verdunkelnden Flussebene.  
    Aber ganz plötzlich ging ein gewaltiger Ruck durch die Lokomotive, und sie fuhren wieder. Bald fielen Freddie, die einen langen Tag hinter sich hatte, vom eintönigen Rattern der Räder die Augen zu. Als sie kurz vor Birmingham erwachte, saß Lewis neben ihr, und ihr Kopf ruhte an seiner Schulter.  
    »Sie sahen aus, als könnten Sie ein Kopfkissen gebrauchen«, sagte er.  
    »Danke.«  
    Als sie im Bahnhof New Street einfuhren, stand sie leicht benommen auf. Er holte ihre Tasche aus dem Gepäcknetz, während sie die Jacke zuknöpfte.  
    Er öffnete ihr die Zugtür. »Ich schreibe Ihnen«, sagte sie.  
    Sie gaben sich die Hand. Freddie kletterte zum Bahnsteig hinunter und ging. Aber als sie sich der Sperre näherte, hörte sie hinter sich laute, eilige Schritte, und als sie sich umdrehte, erkannte sie Lewis, der sich durch die Menschenmenge kämpfte.  
    Freddie war plötzlich in Hochstimmung. »Ihr Zug«, sagte sie.  
    »Zum Teufel mit dem Zug. Ich möchte den Abend mit Ihnen verbringen. Haben Sie etwas dagegen, Freddie?«  
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht das Geringste.«  
    Sie standen einander gegenüber auf dem Bahnsteig. Seine Hand streifte die ihre.  
    »Gut. Ich hatte gehofft, dass Sie das sagen würden.« Dann begann die Lokomotive zu stampfen, eine Dampfwolke stieg auf, und der Zug fuhr aus dem Bahnhof hinaus.  
    Lewis sah ihm nach, bis er nur noch ein dunkler, in Dampf gehüllter Schemen war. Dann lachte er. »Der nächste kommt bestimmt.«  
    Freddie bestand darauf, dass sie sich den Fahrplan ansahen, bevor sie den Bahnhof verließen. »Ich möchte nicht, dass Sie einen Monat lang Kartoffeln schälen müssen oder was sich die Marine sonst so als Strafen für Seeleute ausdenkt, die ihren Urlaub überziehen.« Der nächste Zug nach Liverpool fuhr eine Stunde später.  
    Untergehakt gingen sie aus dem Bahnhof hinaus. Ein Stück die Straße hinunter gab es ein Hotel. Sie setzten sich in die Bar, einen höhlenartigen, düsteren Raum mit schmutzigweißen Wänden. Der Mahagonitresen war voller Kratzer und Schrammen, und auf dem Deckel des Klaviers an der Wand hatten unzählige Gläser ihre Spuren hinterlassen. Soldaten und Seeleute mit ihren Freundinnen, Geschäftsmänner mit Aktentaschen standen redend und lachend um die Bar herum, andere dösten an ihre Koffer gelehnt vor sich hin, rauchten oder waren, die Gläser vor sich, im Stuhl zusammengesunken  
    Lewis brachte die Getränke zum Tisch.  
    »Tun Sie so etwas öfter?«, fragte Freddie.  
    »Züge sausen lassen? Wahrscheinlich. Tut mir leid, ich habe nicht daran gedacht, dass Sie Überraschungen nicht mögen.«  
    » Manchmal mag ich sie nicht.«  
    »Für mich war es jedenfalls die schönste Überraschung seit Langem, Sie in dem Zug zu sehen.« Er schaute sich um. »Ziemliche Kaschemme hier, fürchte ich. Das nächste Mal wird es nobler.«  
    »Das nächste Mal?«, fragte sie.  
    »Es gibt doch ein nächstes Mal, oder, Freddie?«  
    »Ja, ich hoffe es«, antwortete sie, ohne zu überlegen.  
    »Gut.« Er zog seine Zigaretten hervor und bot sie ihr an. »Manchmal werde ich nicht recht klug aus Ihnen«,

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