Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
Vom Netzwerk:
sagte er.  
    »Wie meinen Sie das?«  
    »Ich dachte, Sie wären wie die anderen, aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.«  
    »Welche anderen? Marcelle und ihre Freundinnen?«  
    Er nickte, während er ihr Feuer gab.  
    »Ach, mit Marcelle habe ich mich verkracht.«  
    »Weswegen?«  
    Sie zuckte mit den Schultern. »Aus verschiedenen Gründen. Wir waren eine Zeit lang befreundet, aber das ist vorbei. Ich dachte früher immer –«  
    »Was?«  
    »Dass ich mich überall einfügen könnte. Als ich nach England ins Internat kam, sprach ich die ersten vierzehn Tage kaum ein Wort. Ich habe nur beobachtet und zugehört, dann wusste ich, wie ich mich zu verhalten hatte. Aber jetzt kann ich das nicht mehr – vielleicht mag ich auch einfach nicht mehr. Ich bin müde und habe keine Lust, den Leuten immer zu erzählen, was sie hören wollen.«  
    Er betrachtete sie neugierig. »Dann sind Sie nicht in England geboren?«  
    »Nein, in Italien. Ich war zwölf, als ich hierherkam.« Sie lächelte ein wenig. »Es war ein ziemlicher Schock. So kalt, und die anderen Mädchen erschienen mir alle so – na ja, sie waren wahrscheinlich ganz normal, aber gerade deswegen kamen sie mir ungewöhnlich vor. Sie hatten Familien mit einer Mutter und einem Vater und hatten ihr Leben lang im selben Haus gelebt, anstatt von einem Ort zum anderen zu ziehen.«  
    »Ach, du Schreck!«  
    »Was ist denn?«  
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Da versuche ich krampfhaft, mich vorbildlich zu benehmen und alle Skelette in meinem Schrank unter Verschluss zu halten, und dabei haben Sie wahrscheinlich die ganze Zeit gedacht, lieber Himmel, was für ein alter Langweiler, dieser Lewis.«  
    Sie lachte. »Nein, überhaupt nicht. Haben Sie denn Skelette im Schrank?«  
    »Ein paar. Einer meiner Onkel hat Waffen nach Irland geschmuggelt – ach ja, und einer meiner Vorfahren soll sich in Shanghai heimlich von seinem Schiff abgesetzt haben. Ich sollte da mal vorbeischauen, vielleicht habe ich Verwandte dort. Ich gehöre nicht gerade zur Creme der Gesellschaft, Freddie.«  
    »Ich auch nicht.« Es freute sie, eine Verbundenheit mit ihm zu spüren.  
    »Ich habe manchmal den Eindruck«, sagte er, »die anderen laufen mit einer Art Prüfliste im Kopf herum. Adlige Eltern – Häkchen; modriger Riesenschuppen in Wiltshire – Häkchen; Ahnengalerie – Häkchen. Meine Mutter ist gestorben, als ich zwei war, mein Vater hatte sich ein Jahr vorher aus dem Staub gemacht. Ich wurde von meinen drei Tanten großgezogen. Tante Florrie hatte ein Pub in Bermondsey, Tante Lol war Tänzerin und Tante Kate Lehrerin – ach, und außerdem Kommunistin und Pazifistin. Zwischen den dreien wurde ich herumgereicht – rüber zu Tante Florrie, wenn Tante Lol auf Tournee war, zurück zu Tante Kate, wenn Onkel Morton mal wieder zur Flasche griff.«  
    »Wer war Ihnen die liebste?«  
    »Kate. Bei ihr wusste ich immer, woran ich war. Sie hat mich zum Lesen gebracht, ist mit mir in Museen und Kunstausstellungen gegangen. Sie hat dafür gesorgt, dass ich das Stipendium bekam. Ohne sie wäre ich nichts.«  
    Freddie schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Sie kommen mir eher ungeheuer energisch vor, Lewis.«  
    »Stimmt, ich gehöre nicht zu denen, die die Dinge schleifen lassen. Wie dem auch sei, Kate starb Mitte der Dreißigerjahre – an Lungenentzündung. Ich war in der Schule, als ich es erfuhr. Das war ziemlich schlimm. Und die arme alte Florrie ist vor ein paar Jahren gestorben. Das Pub wurde von einer Bombe plattgemacht – sie war im Luftschutzbunker, aber sie hatte danach keine Lust mehr, sie hat einfach aufgegeben. Und Lol ist schon vor dem Krieg nach Amerika gegangen. Ich bekomme hin und wieder einen Brief von ihr.« Er drückte seine Zigarette aus. »Ich denke mir oft, Menschen wie Jack und Marcelle sind durch so viele Fäden kreuz und quer miteinander verknüpft. Wenn sie stolpern, ist immer ein Sicherheitsnetz da.«  
    »Stört Sie das?«  
    »Eigentlich nicht, nein.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah sie an. »Sehen wir doch einmal, was wir gemeinsam haben. Welches sind Ihre drei Lieblingsfilme, Freddie?«  
    Sie kniff die Augen zusammen. » Casablanca … Das Haus der Lady Alquist … so herrlich gruslig… ach, und Reise aus der Vergangenheit , dabei sind mir die Taschentücher ausgegangen.«  
    »Nicht Vom Winde verweht ? Frauen sagen immer Vom Winde verweht .«  
    »Scarlett ist mir zu egozentrisch.

Weitere Kostenlose Bücher