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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Gereiztheit; sie mochte sich selbst nicht, wenn sie so reagierte. »Ich liebe dich, Lewis«, sagte sie ruhig. »Aber ich kann es jetzt irgendwie nicht fühlen. Ich fühle gar nichts.«  
    »Das geht vorbei, Freddie. Glaub mir, es geht vorbei, auch wenn es sicher eine Weile dauern wird.«  
    »Das sagen alle.«  
    »Vielleicht haben sie alle recht.«  
    Sie blickte in ihre Suppenschale hinunter. »Ich glaube, von mir ist nichts mehr übrig. Ich wäre zu nichts nutze, Lewis.«  
    »Wer redet von Nutzen? Ich möchte nur, dass du da bist. Heirate mich, Freddie.«  
    Ihr Herz schien einen Schlag auszusetzen. »Lewis…«  
    Er drückte ihre Hand. »Es ist sonderbar, ich habe immer damit gerechnet, dass ich nicht heil aus diesem Krieg herauskommen würde, und trotzdem ist es jedes Mal ein Schock, wenn ich von jemandem höre, dem etwas passiert ist.«  
    »Aber es geht dir doch gut?«  
    »O ja, es geht mir gut.« Aber er wirkte beunruhigt. »Ich habe das Gefühl, dass ich immer nur warte .«  
    »Worauf denn?«  
    »Dass es mich erwischt zum Beispiel.« Er lachte kurz und unfroh. »Ich habe Todesangst, wenn wir auf See sind, und böse Vorahnungen, wenn ich an Bord gehe. Wahrscheinlich warte ich darauf, dass das hier endlich alles vorbei ist.«  
    Sie klammerte sich an seine Hände, als könnte nur er sie vor dem Ertrinken retten.  
    »Verstehst du«, sagte er, »in den letzten fünf Jahren hat mein ganzes Leben aus Warten bestanden, und ich habe es so satt. Ich habe Jahre auf Clare gewartet, aber ich werde nicht ewig auf dich warten, Freddie. Es reicht mir. Wenn du mich nicht heiraten willst, dann sag es mir jetzt. Aber denk vorher nach. Willst du mit nichts dastehen, wenn dieser Krieg zu Ende ist? Ich nicht. Ich weiß, was ich will. Ich möchte etwas Besseres. Ich möchte ein Zuhause und eine Familie und eine Zukunft. Glaubst du, dass du die gleichen Wünsche hast? Ich denke, ja, tief im Innersten geht es dir genauso. Ich glaube, du hast es so satt wie ich, immer nur der Spielball zu sein. Es gibt Zeiten, und das weißt du so gut wie ich, da müssen wir das Leben beim Schlafittchen packen und einmal gründlich schütteln.«  
    Er winkte den Kellner beiseite, der die Suppenschalen abtragen wollte, und beugte sich mit brennendem Blick über den Tisch. »Ich glaube, du wünschst dir das Gleiche wie ich, Freddie. Wenn ich recht habe, dann sag es mir um Gottes willen. Wir könnten zusammen ein neues Leben anfangen. Ich liebe dich, Freddie, und ich wünsche mir, dass wir für immer zusammenbleiben. Sag mir, was du denkst, Freddie. Willst du mich heiraten?«  
    Sie war es müde, allein zu sein. Sie hielt immer noch seine Hand fest; sie wollte sie niemals loslassen.  
    »Ja, Lewis«, sagte sie.  

Teil 4
     
    Aufbruch  
    1945   – 1951  

16
     
    Sie heirateten im Februar 1945 . Die Trauung fand in einer Kirche in Slough statt. Lewis sah stattlich aus in seiner Marineuniform, und Freddie trug einen veilchenblauen Mantel über einem knielangen cremefarbenen Kleid. Das Brautkleid war einmal ein Abendkleid gewesen, der Mantel hatte früher Tessa gehört. Freddie liebte seine satte Farbe und fand es nur schade, dass es noch keine Veilchen gab. Stattdessen war ihr Brautstrauß aus Schneeglöckchen. Am Hochzeitsfrühstück nahmen dreißig Gäste teil, Freunde von Lewis aus der Marine, Susan Leavington (Ray war immer noch im aktiven Dienst auf dem Kontinent), Julian, Max, Monty und Betty Douglas (sie hatten im vergangenen Herbst geheiratet) und einige Freundinnen Freddies aus Birmingham. Und Marcelle Scott, darauf hatte Lewis bestanden. Marcelle habe schließlich damals im Dezember 1940 die Clique im Dorchester zusammengebracht. Ohne Marcelle, sagte er zu Freddie, wären sie sich vielleicht nie begegnet.  
    Nachmittag um drei brachen sie bei leichtem Schneetreiben in die Flitterwochen auf. Ein Freund hatte Lewis den Schlüssel zu seinem Haus in Surrey gegeben. Freddie hatte sich einen Bungalow oder vielleicht eine Doppelhaushälfte vorgestellt, aber das Haus war ein riesiges altes Gemäuer mitten in einem Park. Die Zimmer waren kalt und feucht, doch der architektonischen Schönheit des Hauses konnte die Verwahrlosung kaum etwas anhaben. Geschnitzte Baluster trugen das Geländer einer herrschaftlichen Freitreppe, die Eichenpaneele der Wandtäfelung schmückte gotisches Faltwerk. Lewis machte in der Bibliothek Feuer, und auf dem Teppich davor ausgestreckt lasen sie einander Passagen aus Büchern vor, die sie auf gut

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