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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Antwort.  
    Er strich sich mit der Hand übers Kinn. »Bei der Bank natürlich.«  
    »Wie viel?«  
    »So um die fünfzig Pfund.«  
    Sie küsste ihn. »Das geht doch noch.« Obwohl sie keine Ahnung hatte, wie sie das zurückzahlen sollten. »Wir schaffen das«, sagte sie wieder. »Ich bin ganz sicher.«  
    Er schien neuen Mut zu fassen. Er zog sie auf sein Knie. Sie spürte, wie er sich entspannte, als sie sich küssten.  
    »Ich mache wahrscheinlich aus einer Mücke einen Elefanten«, sagte er. »Weißt du was? Ich baue uns ein Boot, und wir segeln um die Welt. Und dann sehen wir uns all die Orte an, von denen wir immer geträumt haben. Na, was hältst du davon, Freddie?«  
    Später fuhr sie mit dem Rad zur Telefonzelle am Hafen.  
    Sie wählte die Vermittlung und ließ sich mit der Nummer von Mrs. Davidson, Jerrys Schwester, die in Bayswater lebte, verbinden.  
    Sie hörte es ein paar Mal läuten, dann meldete sich ein Mann. Freddie bat, mit Mrs. Davidson sprechen zu dürfen.  
    »Wer spricht denn bitte?«  
    »Mein Name ist Frederica Coryton. Ich rufe aus Lymington an.«  
    Eine kleine Pause. Dann: »Von der Werft?«  
    »Ja. Ich muss unbedingt mit Mrs. Davidson sprechen. Es ist dringend.«  
    »Augenblick, ich hole sie. Bitte bleiben Sie dran.«  
    Eine längere Pause. Freddie hörte helle Kinderstimmen und Erwachsene, die miteinander sprachen. Sie versuchte, etwas zu verstehen, aber es gelang ihr nicht.  
    Dann sagte jemand: »Hallo? Hier Mrs. Davidson.«  
    »Ich bin Mrs. Coryton. Aus –«  
    »Von der Werft, ja.« Sie sprach knapp und klar. »Wie kann ich Ihnen behilflich sein, Mrs. Coryton?«  
    »Ich wollte eigentlich Ihren Bruder sprechen, Jerry.«  
    »Er ist nicht hier.«  
    »Wissen Sie, wo er ist?«  
    »Tut mir leid, ich habe seit Längerem nichts von ihm gehört.«  
    »Haben Sie eine Ahnung, wie ich ihn erreichen könnte?«  
    »Nein, leider. Tut mir leid. Und jetzt müssen Sie mich entschuldigen. Ich habe Gäste.«  
    Freddie dankte Mrs. Davidson und hängte den Hörer ein. Die Zuversicht des frühen Morgens war verflogen. Sie fröstelte, als sie aus der Telefonzelle trat und auf ihr Fahrrad stieg. Mrs. Davidson war mit ihren Antworten zu schnell bei der Hand gewesen, dachte sie, war zu wenig neugierig gewesen. Mrs. Davidson hatte gelogen.  
    Es war sechs Uhr abends, das Ende eines regnerischen Tages, der nichts als Grau über London zurückgelassen hatte. Rebecca ging die Jermyn Street hinunter, als sie einen Mann aus dem Cavendish Hotel kommen sah. Er trug einen Regenmantel und keinen Hut. Sie erkannte ihn an seinem Gang, seinem schwingenden Schritt.  
    »Milo«, rief sie.  
    Er drehte sich um. »Allmächtiger, Rebecca, ist das eine Überraschung.« Er sah sie mit scharfem Blick an. Denkt vermutlich, Himmel, ist die Frau alt geworden , sagte sich Rebecca.  
    »Ja, wirklich eine Überraschung.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Was tust du in London?«  
    »Ach, ein bisschen die Werbetrommel rühren… ein Treffen mit Roger. Und du?«  
    »Ich bin für ein paar Tage zu Besuch bei einer Freundin.« Sie wohnte bei Simone.  
    »Großartig. Du siehst blendend aus, das muss ich sagen.«  
    »Du aber auch.« Aber er war dick geworden, dachte sie.  
    Milo sah auf seine Uhr. »Du hast doch Zeit für einen Drink?«  
    »Ja, gern, danke.«  
    Sie gingen ins Cavendish. Rebecca entschuldigte sich und verschwand erst einmal in der Damentoilette, wo sie sich vor dem Spiegel mit den Händen durchs Haar fuhr und dann ihren Lippenstift auffrischte und zum Schluss noch etwas Puder auflegte.  
    Als sie in die Bar zurückkam, hatte Milo schon einen Gin mit Zitrone für sie bestellt und einen Whisky mit Soda für sich.  
    Sie stießen miteinander an.  
    »Früher fand ich es barbarisch«, sagte er, »etwas anderes als Wasser in den Whisky zu mischen. Das Soda ist eine amerikanische Angewohnheit.«  
    »Du hast gar keinen amerikanischen Akzent. Nach so langer Zeit, das wundert mich.«  
    »Den Studenten gefällt das Britische, darum versuche ich, es zu konservieren.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah sie nachdenklich an. »Ich habe gerade versucht nachzurechnen, wann wir uns das letzte Mal gesehen haben.«  
    »Bei dieser grässlichen Besprechung beim Anwalt vor dem Krieg. Ich glaube, ich war ziemlich gemein zu dir.«  
    »Ich hatte es wohl verdient.«  
    Im hellen Licht der Bar bemerkte Rebecca das sich lichtende Haar und die aufgedunsenen Falten unter den

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